Page 45 - E-paper Landinfo 1_2024
P. 45

Schwerpunktthema: Kartoffel





       Alexander Möndel und Anna Bäuerle


       Eine tolle Knolle –

       auch im Bereich Bioökonomie?



       Kartoffeln aus regionaler Erzeugung sind fester Bestandteil unserer Ernährung: Als vitaminreiches
       und schmackhaftes Nahrungsmittel stehen sie, auf verschiedene Weise zubereitet, regelmäßig auf
       dem Speiseplan. Darüber hinaus kann die Kartoffel aufgrund ihres Stärkegehalts von 15 % vielfältig
       als Nachwachsender Rohstoff verwendet werden.


         Stärke als Nachwachsender Rohstoff     21. Jahrhunderts leisten, wie dem Klimawan-
                                                del oder der Ernährungssicherung bei welt-
       Stärke ist aufgrund ihrer Fähigkeit zu verbin-  weitem Bevölkerungswachstum und steigen-
       den und zu verdicken ein ausgesprochen viel-  den Lebensstandards. Denn eine Kreislaufo-
       seitig nutzbarer Rohstoff - längst nicht mehr   rientierung und innovative Nutzungsansätze
       nur in der Lebensmittelindustrie. Stärke ist   in der Bioökonomie ermöglichen einen nach-
       ein wichtiger Ausgangsstoff für biologische   haltigeren und verantwortungsvollen Um-
       Prozesse. Mit ihr können beispielsweise Aus-  gang mit den verfügbaren Ressourcen: Bei-
       gangsstoffe für die chemische Industrie oder   spielsweise werden mit biologischen Konzep-
       auch Biokunststoffe oder Gewebemateriali-  ten erneuerbare oder recycelfähige Rohstoff-
       en hergestellt werden, aber auch Waschpul-  quellen erschlossen und dadurch der Einsatz
       ver oder Kosmetika. Produkte aus Stärke   fossiler Rohstoffe gesenkt. So können Treib-
       können biologisch abbaubar sein und sind –   hausgasemissionen und die Abhängigkeit von
       im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen – er-  Energie- und Rohstoffimporten reduziert
       neuerbar, weil die Pflanzen, die Stärke produ-  und natürliche Ressourcen geschont werden.
       zieren, immer wieder angebaut werden kön-
       nen. In den letzten Jahren hat es eine Fülle
       von Produktentwicklungen auf Stärkebasis   Bioökonomie im Ländlichen Raum         Abb: 1: Anbau und Verarbei-
       gegeben z. B. bei Verpackungen. So gibt es                                        tung der Kartoffel als
       schon den kompostierbaren Joghurtbecher   Für ländliche Regionen birgt die Bioökono-  Stärkelieferant; Quelle:
                                                                                         Fachagentur Nachwachsende
       und auch den Kompostbeutel, der im Bioab-  mie große Potenziale, denn mit ihr gewinnt   Rohstoffe e. V.- Bildungsme-
       fall landen darf. Wenn aus einer Kartoffel   die nachhaltige Erzeugung und Nutzung von   diathek
       Stärke für den industriellen Prozess gewon-
       nen werden soll, ist es völlig egal, ob diese
       mehlig oder festkochend, klein oder groß ist.
       Sie muss lediglich einen hohen Stärkegehalt
       aufweisen. Damit ist die Kartoffel eine span-
       nende Pflanze für die  Bioökonomie, also
       für  eine Wirtschaft, die auf  nachwach-
       senden Ressourcen, wie Pflanzen oder Mi-
       kroorganismen, basiert.



         Bioökonomie – Wertschöpfung mit
         Zukunft
       Die Bioökonomie orientiert sich am Vorbild
       der Biologie und der Ökologie mit ihren
       Kreisläufen und bringt diese mit der Ökono-
       mie zusammen. Damit kann die Bioökono-
       mie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung
       großer, globaler Herausforderungen des


       Landinfo 1 | 2024                                                                                     45
   40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50