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Tierzucht aktuell - Anpassung an die Herausforderungen





          Barbara Keßler


          Neue Wege in der

          Schweinezucht -

          Erkenntnisse aus


          dem Projekt ZSH2V



          Die landwirtschaftliche Nutztierhal-
          tung  in  Deutschland  steht  in  der
          Kritik und hat somit einige Heraus-
          forderungen, insbesondere im Tier-
          und  Umweltschutz  in  der  Zukunft
          zu  meistern.  Mit  der  siebten Ver-
          ordnung  zur  Änderung  der  Tier-
          schutznutztierhaltungsverordnung
                                                Bild 1: Säugende Sau in einer Bucht mit freier Abferkelung; Foto: LSZ Boxberg
          vom  29.01.21  wird  den  Sauen  im
          Abferkelbereich künftig mehr Bewegungsfreiheit gegeben. Eine Fixierung der Sau ist zukünftig nur
          noch an fünf  Tagen rund um die Geburt erlaubt. Die Anforderungen an Mensch und Tier sind in diesen
          Buchten höher als bei der Haltung im Kastenstand. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Tier-
          Mensch-Beziehung und insbesondere dem Umgang mit den Tieren zu. Die aktuell in Europa einge-
          setzten Rassen und Linien sind primär auf Leistungsmerkmale wie lebend geborene Ferkel (IgF) und
          weniger auf funktionale Merkmale ausgerichtet. Insbesondere für die gefährdeten Schweinerassen
          müssen zukunftsweisende und gesellschaftlich geforderte Merkmale definiert, neu erfasst und in eine
          professionelle Zuchtarbeit integriert werden. Dies erfolgt mit dem Ziel, diese Rassen zur regionalen
          und nachhaltigen Schweinefleischerzeugung zu nutzen. Damit einher geht das „In Wert setzen“ der
          heimischen Schweinerassen und eine verbesserte regionale Wertschöpfung.




                                      iel des Projektes ZSH2V (Züchtungskon-  Landes Baden-Württemberg, einer Koopera-
                                   Zzept für bedrohte heimische Schweineras-  tion zwischen dem Landesamt für Geoinfor-
                                   sen für tiergerechte Haltungsformen zur Ver-  mation und Landentwicklung (LGL) in
                                   minderung von Verlusten und Förderung der   Kornwestheim und der LSZ Boxberg, entwi-
                                   Vitalität), das im Rahmen der europäischen   ckelten zusammen mit Praxisbetrieben Selek-
                                   Innovationspartnerschaft (EIP) gefördert   tionsmerkmale für die „Sau der Zukunft“.
                                   wurde, war die Weiterentwicklung der Zucht-
                                   programme  der  Mutterrassen Deutsche
                                   Landrasse (DL) und Deutsches Edelschwein   Aufbau einer Referenzherde
                                   (DE) um funktionale Merkmale und um Ver-
                                   haltensmerkmale.                         Im Rahmen des Projektes wurde an der LSZ
                                                                            Boxberg eine Herde mit insgesamt 84 Stamm-
                                   Ein Team aus LSZ Boxberg, German Gene-   sauen der Rasse Deutsches Edelschwein
                                   tic/Schweinezuchtverband Baden-Württem-  (DE) im Bereich der alternativen Bauweise
                                   berg e. V. (GG/SZV), Universität Hohen-  etabliert. Durch die gezielte Anpaarung der-
                                   heim  und  dem  Zuchtwertschätz-Team  des   jenigen Sauen, die sich durch besonders müt-



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