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Aktuelles
Pera Herold, Antje Lange, Henning Hamann
Ziegenzüchtung - nachhaltig und tiergerecht
Die professionelle landwirtschaftliche Milchziegenhaltung mit Beständen von über 80 bis 500, in Ein-
zelfällen bis über 1.000 gemolkenen Ziegen nimmt in den letzten Jahren deutlich zu. Da es sich um ein
in Deutschland relativ neues Produktionsverfahren handelt, stehen die Betriebe vor vielfältigen Her-
ausforderungen. Landwirtschaftliche Milchziegenhaltung erfolgt in Baden-Württemberg und Bayern
zu über 80% auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben.
ie Strukturen in der Ziegenzüchtung sind Eine Steigerung der Milchleistung auf den Bild 1: Weiße Deutsche
Ddeutlich weniger entwickelt als bei den ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist an Edelziegen; Foto: Pera Herold
anderen Nutztierarten Rind, Schwein oder eine gute Grundfutterverwertung, insbeson-
Geflügel (Zumbach & Peters, 2007; Herold et dere von Weide- oder Grünfutter, sowie eine
al., 2011). Zum Beispiel spielt die künstliche Toleranz gegenüber Parasiten geknüpft. Dies
Besamung von Ziegen bei uns eine unterge- stellt neue Anforderungen an die Zuchtziele
ordnete Rolle, es gibt in Deutschland nur eine der Milchziegenzüchtung (Herold, 2010) und
EU-zugelassene Besamungsstation für Zie- entspricht in hohem Maße den konzeptionel-
gen an der Tierärztlichen Hochschule Han- len Zuchtzielen eines ökologischen Zucht-
nover. Die Fortpflanzung findet in der Regel programms.
saisonal und mittels Natursprung statt. Einige
wenige Ziegenzüchter importieren Ziegen- So stellte sich die Ausgangssituation für das
sperma aus Frankreich oder den Niederlan- Projekt GoOrganic – Entwicklung eines
den. Jaudas (2002) und Herold et al. (2018) nachhaltigen Zuchtprogramms „Ziegen für
zeigten, dass es seit langem keinen Zuchtfort- den Ökologischen Landbau“ dar. Das Projekt
schritt in den Milchleistungsmerkmalen gege- wurde von 2016 bis 2022 von der Universität
ben hat. Die Wirtschaftlichkeit der Milchzie- Hohenheim gemeinsam mit den Zuchtwert-
genbetriebe wird aber vor allem durch die schätzstellen am Landesamt für Geoinforma-
Milchleistung und insbesondere die Milchin- tion und Landentwicklung Baden-Württem-
haltsstoffe bestimmt (von Korn et al., 2013). berg (LGL) und am Institut für Tierzucht der
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