Page 50 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Gartenbau und Sonderkulturen







                                                                              Resistenzbildung vorbeugen
                                                                            Prof. Dr. Matthias Hahn von der Technischen
                                                                            Universität Kaiserslautern erläuterte in einem
                                                                            Grundlagenvortrag, wie die Anpassung der
                                                                            Pilze an den Pflanzenschutz erfolgt. In Abbil-
                                                                            dung 2 sind die wesentlichen Faktoren  der
                                                                            Resistenzbildung dargestellt:

                                                                            Abschließend erklärte Prof. Hahn, dass vor
                                                                            allem bei Botrytis und Oidium ein besonders
                                                                            hohes Resistenzrisiko besteht. Für den Wen-
                                                                            gerter ist es folglich dringend notwendig, die
                                                                            Wirkstoffklassen der verfügbaren Fungizide
                                                                            zu kennen uns sie gezielt einzusetzen. Denn
                                                                            wennn die Resistenz sichtbar wird, ist es in
                                                                            der Regel schon zu spät. Pflanzenschutzex-
                                                                            perte Karl Bleyer von der LVWO Weinsberg
                                                                            integriert diese wissenschaftlichen Erkennt-
                                                                            nisse in eine Praxisempfehlung. Die vielfälti-
                                                                            gen Kombinationsmöglichkeiten der alten
                                                                            und teilweise neuen Präparate werden alljähr-
                                                                            lich in einer Handreichung für die Praxis zu-
                                                                            sammengefasst.


          Abbildung 2              im Weinberg. Friedrich Bopp (Amtsleiter
          Bildung von Resistenzen,    Flurneuordnung in den Landkreisen Heil-  Wie kann Pflanzenschutz gezielt und
          Prof. Hahn (TU Kaiserslautern).  bronn und Ludwigsburg) zeigte am Praxisbei-  umweltgerecht ausgebracht werden?
                                   spiel „Vorderer Berg“ in Schwaigern auf, wie
                                   ökonomische Bewirtschaftungseinheiten mit   Roland Ipach vom Dienstleistungszentrum
                                   gemeinsamer  Bewässerungsanlage  im  Rah-  Ländlicher Raum Rheinpfalz beantwortete
                                   men eines Flurneuordnungsverfahren ge-   diese Fragestellung in seinem Vortrag zum
                                   schaffen werden können.                  Thema “Entwicklung der Applikationstech-
                                                                            nik im Weinbau”. Hierzu veranschaulichte er
                                                                            die Entwicklungen in der Gerätetechnik der
                                     Pflanzenschutz im Weinbau              letzten Jahrzehnte. Die Bemühungen und Er-
                                                                            folge der Hersteller und Tüftler aus der Bran-
                                   Veränderungen im Weinbauwetter  werfen   che erlauben schon heute den erforderlichen
                                   auch beim Rebschutz neue Fragestellungen   Pflanzenschutz mit einem Minimalaufwand
                                   auf, welche im zweiten Teil der Tagung the-  sachgerecht zu applizieren.
                                   matisiert wurden. Die Öffentlichkeit verlangt
                                   regionale Lebensmittel, möchte jedoch auch,   Den Anforderungen der Gesellschaft kommt
                                   dass diese mit einem geringen Einsatz an che-  der Pflanzenschutz nach Aussage des For-
                                   mischen Pflanzenschutzmaßnahmen produ-   schers bereits heute nach. Beispielhaft nannte
                                   ziert werden. Die aktuellen Diskussionen   Ipach die Halbierung der Wasseraufwand-
                                   über die Ursache des Insektenrückgangs und   mengen in den letzten 40 Jahren, eine zusätz-
                                   den Einsatz des Wirkstoffs Glyphosat zeigen   liche Reduktion durch Recycling- und Sensor-
                                   dies sehr eindrücklich. Beim Erreichen der   technik sowie Teilflächenbehandlungen
                                   kritischen Schadschwelle oder dem idealen   (Traubenzonebehandlungen bei Botrytis
                                   Applikationstermin eines vorbeugenden    oder Traubenwickleranwendungen) sowie
                                   Fungizids muss auch weiterhin gezielt und   den Einsatz von Pheromonen und raubmil-
                                   bedacht Pflanzenschutz möglich sein. Hierzu   benschonenden Spritzfolgen.
          David Endreß             ist die Kenntnis der wichtigsten Erreger un-
          RP  Stuttgart            abdingbar, denn jedes Jahr werden die Karten   Die Forschung arbeitet nach Aussage Ipachs
          Tel. 0711/ 904-13312     neu gemischt und oft muss spontan reagiert   konsequent weiter, jedoch  ist schwer hier
          david.endress@rps.bwl.de  werden.                                 noch „besser“ zu werden. 



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