Page 54 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
P. 54
Dr. Thomas Nagel, Dr. Moritz Bauer
Fipronil-Funde in Eiern – neue Anforderungen auch an
das landwirtschaftliche Untersuchungswesen
Der Wirkstoff Fipronil gehört chemisch gesehen zur Gruppe der Phenylpyrazole und findet Anwendung
als Biozid, Insektizid und in der Veterinärmedizin als Antiparasitikum. Er wirkt gegen verschiedene
Schaderreger und Ektoparasiten wie z.B. die in der Legehennenhaltung weit verbreitete Rote
Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae). Die Anwendung von Fipronil als Antiparasitikum bei Tieren, die
der Erzeugung von Lebensmitteln dienen, ist jedoch nicht erlaubt. Mittlerweile ist in der Europäischen
Union mit Inkrafttreten der Durchführungsverordnung (EU) 2016/2035 [1] die Zulassung des insektiziden
Wirkstoffes Fipronil zum Einsatz in Pflanzenschutzmitteln zum 30.09.2017 erloschen.
Wie kam Fipronil in die Eier? Württemberg betroffen war, informierte das
Ministerium für Ländlichen Raum und Ver-
er Wirkstoff Fipronil wurde nach derzei- braucherschutz am 18. August 2017 in einer
Dtigem Kenntnisstand einem für die An- Pressemitteilung [2]:
wendung in der Legehennenhaltung (selbst
für die ökologische Produktion) zugelassenen „Im Rahmen unseres Sonderpro-
Desinfektions- und Reinigungsmittel zur gramms, bei dem wir nach dem Fipro-
Steigerung der Wirksamkeit unzulässigerwei- nil-Skandal in den Niederlanden und
se beigemischt. Nach der Anwendung im Stall in Belgien risikoorientiert auch Eier
gelangte es über die Haut, die Atemwege und aus Baden-Württemberg untersucht
über die Schnäbel beim Herumpicken in die haben, konnten wir bis gestern Ent-
Körper der Hühner und reicherte sich in den warnung geben [...] Nun haben wir in
für die Dotterbildung zuständigen Zellanla- zwei Proben aus einem Betrieb im Ho-
gen, den Follikeln, an. henlohekreis Fipronil gefunden. Die
festgestellten Werte lagen bei
Analysegerät LC-MSMS Am 20. Juli 2017 erfuhren die EU-Mitglieds- 0,013 und 0,020 mg/kg und damit klar
staaten und die Öffentlichkeit erstmals von über der Bestimmungsgrenze von
Rückstandsfunden an Fipronil in Eiern durch 0,005 mg/kg, aber auch deutlich in ei-
eine Meldung der Föderalagentur für die Si- nem nicht gesundheitlich gefährli-
cherheit der Nahrungsmittelkette (Belgien) chen Bereich. Die Ursachen, wie Fi-
an das Europäische Schnellwarnsystem für pronil in den Stall und damit in die
Lebens- und Futtermittel (Rapid Alert Sys- Eier gelangen konnte, werden derzeit
tem for Food and Feed, RASFF). Umgehend mit Hochdruck ermittelt. Die Staats-
wurde vom Ministerium für Ländlichen Raum anwaltschaft ist eingeschaltet.“
und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
ein Sonderuntersuchungsprogramm
gestartet. Untersuchungen am
LTZ Augustenberg
Durch Lieferungen von Hühnereiern aus be-
lasteten Betrieben und deren weitere Verar- Bereits nach dem Bekanntwerden der Proble-
Fotos: T . Nagel schließlich 15 EU-Mitgliedsstaaten, der europäische Schnellwarnsystem und noch vor
matik durch die ersten Meldungen über das
beitung wurden im Juli und August 2017 in
Schweiz und auch Hongkong mit Fipronil be-
den ersten Funden in Eiern in einem baden-
lastete Eier bzw. Eiprodukte gefunden. Nach- württembergischen Betrieb wurde das Land-
dem ein Legehennenbetrieb auch in Baden- wirtschaftliche Technologiezentrum Augus-
Labor
54 Landinfo 2 | 2018