Page 9 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
P. 9
Schwerpunktthema
Bild: Christoph Kasulke Bild: Sonja Rieger Bild: Sonja Rieger
Ingrid Eberhardt-Schad
Aufpreisvermarktung von Streuobstprodukten in
Baden-Württemberg
Kann man mit Streuobst Geld verdienen und dadurch Menschen zur Wiesen- und Baumpflege
motivieren, um Streuobstbestände zu erhalten? Dies ist Idee und Ziel der rund 50 Aufpreisprojekte in
Baden-Württemberg. Welches sind Schlüsselfaktoren für die Stärkung der Aufpreisvermarktung und
Ideen zur besseren Vermarktung – das hat der NABU in einer Studie untersucht.
eil der Streuobstkonzeption des Landes
Tund des Koalitionsvertrages ist es, die Streuobst und Aufpreisvermarktung:
Streuobst-Aufpreisvermarktung weiter zu Streuobstbestände zeichnen sich durch ihre Sortenvielfalt und ihre
fördern. Neben einer Erhöhung der Förder- Lebensraumfunktion für viele Tier- und Pflanzenarten aus. Extensiv
sätze der sogenannten Merkblattförderung bewirtschaftetes Grünland mit hochstämmigen Obstbäumen zählt zu
des Landes hat der NABU Baden-Württem- den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Die
berg deshalb im Auftrag des Ministeriums für Aufpreisvermarktung wurde 1987 durch den BUND ins Leben
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gerufen, ab 1988 sind weitere Initiativen unter der Federführung von
(MLR) von Ende 2014 bis Anfang 2017 das BUND und NABU dazugekommen. Man versteht darunter, dass das
Projekt „Aufpreisvermarktung von Streu- Obst zu 100 Prozent von Streuobstwiesen stammt, getrennt erfasst
obstprodukten in Baden-Württemberg“ bear- und den Erzeugern ein Aufpreis auf den Tagespreis für
beitet. konventionelles Mostobst bezahlt wird.
Von 51 aktiven Streuobst-Aufpreisprojekten
im Land (Stand August 2015) nahmen 45 an
der schriftlichen Umfrage teil. Sie machten Analyse der Aufpreisinitiativen
Angaben zu Bewirtschaftungskriterien, Qua-
litätssicherungs- und Kontrollmaßnahmen Zwischen 1996 und 2003 entstanden viele
sowie zur Bio-Zertifizierung, zu Erfassungs- neue Aufpreisinitiativen mit drei bis vier Neu-
und Vermarktungsmengen, zu Erfahrungen gründungen pro Jahr. Zwischen 2012 und
mit Absatz- und Marketingmaßnahmen so- 2014 gab es keine Neugründungen mehr. Seit
wie zur internen Organisation der Projekte. 2015 gibt es vor allem im Biobereich neue
Aktivitäten.
Ergänzend zum Projektbericht mit der Da-
tenauswertung sind zwei praxisnahe Hand- Die Bandbreite an Streuobst-Aufpreisprojek-
lungsleitfäden zu den Themen „Streuobst- ten ist groß, die Datenlage sehr unterschied-
Aufpreisvermarktung - Leitfaden für die lich. Dennoch ließen sich in Abhängigkeit
Gründung und Organisation eines Streuobst- von der Größe und der Organisationsstruk-
Aufpreisprojektes“ sowie „Leitfaden zur Bio- tur der Projekte bestimmte Regelhaftigkeiten
Zertifizierung eines Streuobst-Aufpreispro- bei den ökologischen Bewirtschaftungsaufla-
jektes“ entstanden. gen, der Qualitätssicherung und der Kontrol-
Landinfo 1 | 2018 9