Page 10 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Schwerpunktthema





                                                                            kennt und durch die soziale Kontrolle auf
                                                                            detailliertere Vorgaben eher verzichtet. Bei
                                                                            nahezu allen untersuchten Aufpreisprojekten
                                                                            existieren aber ökologische Bewirtschaf-
                                                                            tungskriterien für die Erzeugung von Streu-
                                                                            obstprodukten. Für die ökologische Bewirt-
                                                                            schaftung gibt es mit der EU-Öko-Verord-
                                                                            nung einen europaweiten rechtlichen Rah-
                                                                            men, an den sich alle halten müssen, die „Bio“
                                                                            ausloben. Bio ist ein Alleinstellungsmerkmal,
                                                                            mit dem gepunktet werden kann. Die umfas-
                                                                            sendsten Bewirtschaftungsvorgaben, die häu-
                                                                            fig noch über die Vorgaben nach der EU-
                                                                            Öko-Verordnung hinausgehen, haben die
                                                                            klassischen Streuobstinitiativen, die von Na-
                                                                            turschutzaktiven gegründet wurden.

                                                                            In Abbildung 2 sind ökologische Bewirt-
                                                                            schaftungskriterien aufgelistet und ihr Erfül-
                                                                            lungsgrad durch die Aufpreisprojekte abge-
                                                                            bildet.

                                                                            Fast alle Projekte verzichten auf den Einsatz
                                                                            chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und
                                                                            Düngemittel. 73 Prozent der Projekte haben
                                                                            in ihren Erzeugerkriterien eine Vorgabe von
                                                                            Hochstammobstbäumen  mit  überwiegend
                                                                            1,60 m Stammhöhe oder großkronig stark-
                                                                            wachsenden Sämlingsunterlagen. Knapp
                                                                            60 Prozent haben Auflagen zum Baumschnitt

          Abbildung 1              le der Auflagen sowie bei Marketing und Ver-  formuliert. Ein Nachpflanzgebot von Hoch-
          Streuobst-Aufpreisprojekte in   trieb feststellen.                stammobstbäumen meldeten etwa 50 Pro-
          Baden-Württemberg, die an der                                     zent der Initiativen, davon die Hälfte mit ei-
          Studie teilgenommen haben (n =
          45). Die Datenauswertung ergab   Streuobst-Aufpreisprojekte können anhand   ner Stammhöhenvorgabe von 1,80 m (9 Pro-
          eine Häufung von Initiativen mit   ihrer durchschnittlichen Erfassungsmenge an   jekte) bzw. 1,60 m (2 Initiativen). Die wenigs-
          Obsterfassungsmengen unter 30   Äpfeln und Bio-Äpfeln in den Jahren 2010 bis   ten Vorgaben gibt es zur Grünlandunter-
          Tonnen pro Jahr (20 Projekte),
          von 30 bis 100 Tonnen (10   2014 in kleine, mittelgroße und große Projek-  nutzung:  20 Prozent  der  Initiativen haben
          Projekte) sowie über 100 Tonnen   te eingeteilt werden (vgl. Abb. 1).   konkrete Regelungen zu Schnitthäufigkeit
          Annahmemenge (15 Projekte).                                       und Schnittzeitpunkt für ihre Erzeuger vor-
                                   Zusätzlich zu den Größenklassen kann man   gegeben. Bei 30 Prozent existieren allgemeine
                                   die Projekte nach ihrer Organisationsform   Empfehlungen zur Mahd oder Beweidung.
                                   unterteilen: in klassische Initiativen, die als
                                   Vereine oder Genossenschaft extra für ein   Beim Thema Qualitätssicherung und Kont-
                                   Streuobst-Aufpreisprojekt gegründet worden   rollen lagen 39 Rückmeldungen vor. 33 Auf-
                                   waren (15 Projekte) und alle übrigen Organi-  preisprojekte haben mit ihren Erzeugern Ver-
                                   sationsmodelle, wie z. B. Projekte unter Fe-  tragsregelungen und führen Flächen- und
                                   derführung von Kommunen, Landkreisen,    Rückstandskontrollen (in Blättern, Früchten
                                   Untergliederungen von Verbänden oder     und Saft) durch. Hierzu gehören fast alle mit-
                                   Streuobstmostereien (30 Projekte).       telgroßen und großen Projekte sowie die klei-
                                                                            nen Initiativen, für deren Gründung Natur-
                                                                            schutzgesichtspunkte   ausschlaggebend
                                   Haupttendenzen bei den Streuobst-        waren.
                                   Aufpreisvermarktungsprojekten
                                                                            Die Projekte, die Kontrollen durchführen,
                                   Generell haben große und mittelgroße Pro-  sind deckungsgleich mit den Projekten, die
                                   jekte differenziertere Regelungen als kleine   für die Erzeuger ökologische Bewirtschaf-
                                   lokale Projekte, wo man sich untereinander   tungsvorgaben formuliert und vertraglich ge-



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