Page 11 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Schwerpunktthema





       regelt haben. Kontrollen werden häufig nach
       Vorgaben bestehender Qualitätssicherungs-
       systeme durchgeführt (21 von 33 Rückmel-
       dungen), zwölf Projekte nannten eigene Kri-
       terien.

       Neun Initiativen sind vollständig bio-zertifi-
       ziert und fünf Projekte haben eine getrennte
       Bio- und eine konventionelle Streuobstschie-
       ne, drei Initiativen haben bio-zertifizierte
       Einzellieferanten unter Vertrag. Von 36 Auf-
       preisprojekten, die nicht oder nur teilweise
       bio-zertifiziert waren, gaben 28 Initiativen an,
       dass ihre Erzeuger die Flächen zu 100 Pro-
       zent so bewirtschaften, dass sie sofort auf
       Bio-Anbau umstellen könnten. Drei weitere
       Projekte nannten einen Anteil von 90 Pro-
       zent. Diese Werte zeigen klar, dass hier noch
       ein großes Potenzial für die Erzeugung von
       Bio-Apfelsaft vorhanden ist. Allerdings
       scheuen viele Initiativen Verwaltungsaufwand
       und Kosten für eine Bio-Zertifizierung.
                                                Streuobstäpfeln lag bei 72.807 Dezitonnen,   Abbildung 2
       Während nur drei Aufpreisinitiativen direkt   was 5,1 Mio. Liter Streuobstapfelsaft – davon   Bewirtschaftungsauflagen für
       als Bio-Projekt gestartet sind, haben die rest-  2,8 Mio. Liter Bio-Apfelsaft – und 2 Prozent   Erzeuger und der Erfüllungsgrad
                                                                                         bei den Streuobst-
       lichen  bio-zertifizierten  Projekte  seit  2008   der Gesamtapfelerntemenge bzw. 8 Prozent   Aufpreisprojekten in % (n = 45).
       auf Bio-Erzeugung umgestellt. Die Bio-Zer-  der Apfelsafterzeugung für Baden-Württem-
       tifizierung hat die Absatzchancen der Auf-  berg entspricht. Insgesamt beträgt der Anteil
       preis-Streuobstprodukte verbessert.      der Apfelsafterzeugung im Land rund 25 Pro-
                                                zent.
       Über alle Initiativen betrachtet, werden vor
       allem Äpfel erfasst und daraus naturtrüber   Bei Streuobst-Aufpreisprojekten mit EU-
       Apfelsaft hergestellt. Fast jede zweite Initiati-  Bio-Zertifizierung wurde ein vierzigprozenti-
       ve produziert außerdem klaren Apfelsaft und   ger Mehrerlös gegenüber dem Tagespreis für
       Apfelschorle. Vermarktet werden die Produk-  konventionelles  Mostobst  errechnet,  Auf-
       te vor allem über den Getränkefachhandel   preisprojekte mit Nicht-Bio-Streuobst erziel-
       und an zweiter Stelle über den Lebens-   ten 2012 insgesamt 32 Prozent zusätzliche
       mitteleinzelhandel. Der Mehrpreis für die Er-  Wertschöpfung. Lediglich für 2,6 Prozent der
       zeuger wird bei zwei Dritteln der Initiativen   durch Aufpreisprojekte erfassten Streuobst-
       über einen festen oder flexiblen Aufpreis auf   äpfel wurde kein Mehrpreis ausbezahlt, da bei
       den Tagespreis für Mostobst ausbezahlt. Al-  drei Projekten der Bonus nur nach Verkauf
       ternativ wird ein Festpreis definiert, vereinzelt   der Ware als Aufpreisgetränk ausbezahlt wird.
       erfolgt die Auszahlung über ein Bonussystem.
       Im Bereich Bio-Streuobst bezahlt etwas mehr
       als die Hälfte der Projekte Preise zwischen    Die zukünftigen Herausforderungen
       15 bis maximal 20 Euro pro Dezitonne, bei
       normalem Streuobst in über 50 Prozent der   Viele Initiativen zeichnen sich dadurch aus,
       Fälle zwischen 10 und 15 Euro pro Deziton-  dass sie ökologische Bewirtschaftungskriteri-
       ne aus (v. a. Projekte von Kommunen und   en vorgeben und diese auch kontrollieren.
       Landkreisen).                            Durch die Ausbezahlung eines Aufpreises
                                                tragen sie zum Erhalt des Lebensraums Streu-
       Die zusätzliche Wertschöpfung, die die Auf-  obstwiese bei. Allerdings besteht im Bereich
       preisprojekte erwirtschaften, wurde beispiel-  Baumschnitt und Grünlandunterwuchs sowie
       haft für das Erntejahr 2012 berechnet, da es   bei stehendem Totholz, der Baumdichte und
       sich um ein normal gutes Erntejahr handelte   dem  Vorhandensein  von  Kleinstrukturen
       und für dieses Jahr die entsprechenden Daten   häufig noch Optimierungsbedarf. Kalkulatio-
       vorlagen.  Die  Gesamtmenge  an  erfassten   nen/Erfahrungen des NABU-Bundesfach-



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