Page 13 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Schwerpunktthema





       Dennis Hezel


       Spätfröste gefährden

       Existenzen deutscher

       Obstbauern


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       Starke Spätfröste Mitte April 2017 treffen
       Apfelblüte







       „Hatten wir Ende März schon gefühlt Sommer, kommt nun ein Hauch Winter auf uns zu“, hieß es am
       17. April 2017 in der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes. Dieser „Hauch von Winter“ hatte es in
       sich und sollte enorme Auswirkungen auf den europäischen Kernobstsektor haben.



          rost und Schneefall sind im April eigent-  Süddeutschland wurde besonders
       Flich keine Seltenheit, doch die Intensität,   stark getroffen
       mit der die polare Kaltluft zu dieser Jahreszeit
       nach  Mitteleuropa  geströmt  war,  ist  unge-  Das blieb nicht ohne Konsequenzen. Laut
       wöhnlich. Die milden Temperaturen der Vor-  statistischem Landesamt ging der Hektarer-
       wochen mit verbreitet über 20 Grad gehören   trag von Apfelplantagen in Baden-Württem-
       hingegen angesichts des Klimawandels wohl   berg gegenüber dem Vorjahr um 70% zurück.
       schon bald zur Normalität. Bereits seit Jahren   Der niedrige Behang wiederum führte in vie-
       beobachtet man, wie sich der Blühzeitpunkt   len Fällen dazu, dass die verbliebenen Früch-
       von Apfelbäumen stetig nach vorne ver-   te am Baum sehr viel größer ausfielen als nor-
       schiebt. So war es auch in diesem Jahr. Als in   mal. Diese Übergrößen können aber nur mit
       der Nacht vom 20. auf den 21. April am Bo-  starken Vergünstigungen am Markt platziert
       densee die tiefsten Temperaturen gemessen   werden. Hinzu kommt, dass die äußere Qua-
       wurden, die Wetterstation des KOB Baven-  lität der geernteten Äpfel markante Schwä-  Abbildung 1
                                                                                         Das Defizit an Äpfeln muss mit
       dorf meldete -5,2 °C, befanden sich die Ap-  chen aufweist. Dies äußert sich insbesondere   Exporten ausgeglichen werden.
       felbäume bereits im empfindlichen Stadium
       der Vollblüte.

       Die Folge war, dass ein Großteil der Blüten
       erfror und abstarb. Besonders empfindlich
       wurde am Bodensee die Sorte Braeburn ge-
       troffen, hier überlebten laut KOB nur 2-3%
       der Blüten. Elstar und Gala hingegen zeigten
       sich robuster, hier schafften es 11-16%. Da es
       für eine Vollernte bereits ausreichend ist,
       wenn nur 5% der Blüten überleben, zeigte
       man sich kurz nach den Frostereignissen
       noch zuversichtlich, dass sich der Schaden in
       Grenzen halten würde. Doch die daraufhin
       folgende, nass-kalte Witterung behinderte
       den Insektenflug so sehr, dass ein Großteil
       der noch verbliebenen Blüten nicht bestäubt
       werden konnte.



       Landinfo 1 | 2018                                                                                     13
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