Ökonomische Betrachtungen
Nach HEROLD und HEROLD 2014:
„Ziel sollte es sein, den Produktionszweig Landschaftspflege mit Ziegen kostendeckend und mit Entlohnung der
eingesetzten Arbeitszeit betreiben zu können.“ (HEROLD 2014, S. 55)
Vermarktung:
Zunächst sollte geklärt werden, wo die Tiere geschlachtet (zugelassene Schlachtstätten nach Verordnung
(EG) Nr. 1099/2009) und wie die anfallenden Produkte vermarktet werden können.
Beim „klassischen“ Verfahren der Ziegenhaltung in der Landschaftspflege, sind die Kitze bis zum Ende der Weidesaison bei der
Mutter oder ab Herbst zur "Mästung" auf Fettweiden.
Die Tiere sind bei der Schlachtung ca. 6 Monate alt. Das Lebendgewicht liegt bei ca. 20-30 kg (je nach Rasse). Die Ausschlachtung liegt
etwas unter 50%, so dass je Kitz etwa 10-15 kg Fleisch erzeugt werden. Hiervon handelt es sich bei 7-10 kg um wertvolle
Teilstücke.
Die Verkaufspreise variieren von 8 € je kg bis zu 15 € je kg. Allerdings ist die Nachfrage nach
Ziegen(kitz)fleisch eher gering. Sie schwankt innerhalb der Saison (z. B. relativ hohe Nachfrage an Ostern).
Der pro Kopfverbrauch von Schaf- und Ziegenfleisch liegt in Deutschland bei 0,8 kg jährlich. Dies ist relativ gering im Vergleich
zum Gesamtverbrauch pro Kopf von 88,2 kg jährlich (Agrarmärkte 2014).
Für die Vermarktung von Ziegenprodukten gibt es folgenden Möglichkeiten:
- Direktvermarktung
- Hofladen
- Marktstand
- Internet
- Vermarktung an Wiederverkäufer, z. B.
- Naturkostladen
- Dorfladen
- Vermarktung an den Lebensmittelhandel
- Vermarktung an die Gastronomie
Diese Standardverfahren können unterstützt werden durch spezielle Aktionen wie z. B. Hoffeste oder
Kochkurse.
Für die Direktvermarktung sind zwar höhere Erlöse möglich, aber es muss auch ein Mehraufwand (Schlachtung,
Gebäude, Werbung, Zeit, etc.) miteinkalkuliert werden.
Anfallende Kosten bei der Haltung von Ziegen in der Landschaftspflege:
Kosten und Arbeitsaufwand fallen nicht nur zur Weidezeit an. Es muss eine ganzjährige Betreuung der Tiere mit
einkalkuliert werden.
Zu unterscheiden ist zwischen den Investitionskosten im ersten Jahr und den laufenden Kosten.
Investitionskosten: Zunächst fallen Kosten für die Investition in Tiere, Zaunmaterial und den Zaunbau an.
Eventuell auch für den Kauf oder die Pacht von Stallungen und Gerätschaften.
Laufende Kosten entstehen durch: Futter- und Einstreubedarf der Tiere, Tierarzt, zusätzliches Zaunmaterial,
anfallende Pachtkosten, Tiertransporte, Fahrtkosten und den Arbeitsaufwand. Der Anteil der Arbeitszeit bei einem
Landschaftspflegeprojekt mit Ziegen ist nicht zu unterschätzen (im Durchschnitt ist bei einer Ziegenhaltung mit
Biotopflege mit einem Arbeitsaufwand von 21 Stunden pro Mutterziege und Jahr zu rechen) und macht damit einen erheblichen Teil der
entstehenden Kosten aus. Während der Weidesaison müssen Tiere, Zaun und Wasserversorgung täglich kontrolliert werden.
HEROLD und HEROLD empfehlen jedem Ziegenhalter, vor dem Abschluss eines Pflegevertrags, die Kosten abzuschätzen
und den möglichen Einnahmen gegenüberzustellen. „Mögliche Parameter, um Aufwendungen bei
Landschaftspflegeleistungen abzuschätzen sind die Besatzleistung, die Produktionskosten sowie der
Arbeitsaufwand“ (HEROLD 2014, S.57).
„Die Besatzleistung sollte die vertragliche Grundlage zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer bilden. Dieser
Parameter legt die notwendige Anzahl Tiere auf einer definierten Fläche für eine
bestimmte Zeiteinheit und damit den notwendigen Beweidungsdruck zum Erreichen des
Pflegeziels fest“ (HEROLD 2014, S. 57/58).
Zusätzlich berücksichtigt werden die Produktionskosten (ohne Arbeitskosten). Der
Arbeitsaufwand umfasst die Zeiten für die tägliche Herdenbetreuung (abhängig von der
Größe, Topografie und Zugänglichkeit der beweideten Flächen), die Fahrzeiten zu den Pflegeflächen
sowie Zeiten für Besprechungen zu dem Naturschutz- oder Landschaftspflegeprojekt. Es sind aber auf jeden Fall 0,25
Stunden pro Tag (Minimum) für die Herdenbetreuung anzusetzen.
Zusätzliche Kosten entstehen: beim Auf- und Abtrieb, bei der Zaunwartung, evtl. beim Auf- und Abbau von Mobilzäunen, bei der
Futtererwerbung, bei der Stallhaltung.
Welcher Lohnansatz für die eigenen Arbeitszeit angesetzt wird, muss jeder Ziegenhalter selber entscheiden. Bei den
Modellkalkulationen für die Vollkostenrechnung der LEL (2014) wird z. B. mit Stundensätzen von 15 € je
"Familien-Arbeitskraft" gerechnet.
Die LEL veröffentlicht unter anderem eine einfache Kostenrechnung modellhaft für die Fleischziegenhaltung mit teilweisem
Landschaftspflegeinsatz. Bei den gemachten Annahmen (keine Fördergelder, Vermarktung der anfallenden Produkte, etc.) wird ein
negatives Betriebszweigergebnis von über 92 €/ Ziege erreicht. Dieser Betrag müsste bei einem Landschaftspflegeprojekt
über Fördergelder ausgeglichen werden, um die Fleischziegenhaltung kostendeckend betreiben zu können.
Link: Ziegenreport
Kosten und Arbeitszeitbedarf zu Zäune, Zubehör und Weideeinrichtungen (unter dem Punkt „Weidewirtschaft“, Stand
2014) sowie Geräte, Maschinen und Futter, finden Sie auch in der jährlich aktualisierten Ausgabe der KTBL-Datensammlung
„Betriebsplanung Landwirtschaft“.