Fast ein Jahr lang von Herbst 2021 bis Juli 2022 war die Milchproduktion der großen Exporteure am
Weltmilchmarkt rückläufig. Zeitweise lag der Rückstand bei -1,5 %. Ab September lag das Angebot im Plus und erreichte bis
Januar 2023 +1,1 %, wobei besonders die USA und die EU deutlich mehr lieferten. Trotz der hohen Produktionskosten stimulieren Ab-Hof-Preise
(Januar 23) von immer noch 54,7 ct/kg in der EU, 47 €-ct/kg in den USA und 38,3 €-ct/kg in Neuseeland die Ausdehnung der
Produktion.
Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland schwächt sich unterbrochen von kurzen Erholungsphasen bereits seit April 22 ab.
Gegenüber der Spitze im März hat er inzwischen 36 % verloren. Dies ist hauptsächlich auf den immer noch schwachen
chinesischen Markt zurückzuführen, dort lag im Januar der Importrückstand bei -80 % bei VMP, -29 % bei MMP, -22 % bei
Butter.
In der EU zogen die Anlieferungen gg. dem Vorjahr ebenfalls weiter an, im November wurden +1,8 % ausgewiesen. Im Januar waren es noch +0,8
%, da den Ausweitungen in Deutschland und den Niederlanden (+4,6 % im Jan.) zunehmende trockenheitsbedingte Rückgänge in
Frankreich, Spanien und Italien gegenüberstehen.
Die deutschen Anlieferungen lagen von November bis Januar durchweg über +3 %. Zuletzt hat sich das Wachstum leicht abgeschwächt,
lag Mitte März aber immer noch bei +2,4 %. Man muss sich wundern, dass selbst dürregeschädigte Bundesländer wie
Brandenburg im Januar mit +1,0 % im Plus lagen. Auch Baden-Württemberg trägt mit +3,2 % im Januar überproportional zur
Angebotsüberhang bei.
Auf der Verbrauchsseite lagen die Einkäufe der privaten Haushalte im Januar und Februar in Deutschland bei Konsummilch bei -3,0 %, bei
Joghurt bei -2,3 %, bei Butter bei -1,3 % und bei Käse bei -2,9 %. Im letzten Jahr waren die Rückgänge noch
größer, offenbar macht sich ein gewisser Gewöhnungseffekt bemerkbar, trotzdem bleibt das Missverhältnis zwischen
Angebot und Nachfrage bestehen.
Die Schwäche an den Rohstoffmärkten, die schon im letzten Jahr einsetzte bleibt dadurch erhalten. Die Spotmilchpreise haben sich
seit September von 61 ct/kg auf 29,4 ct/kg mehr als halbiert. Dies trifft auch auf Rahm und Magermilchkonzentrat zu. Auch der italienische
Spotmilchpreis ist inzwischen von 70 ct/kg auf 49 ct/kg zurückgegangen.
Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im Dezember mit 58,6 ct/kg die Preisspitze ausbezahlt. Seit Januar gehen die Preise
zurück, eine Molkerei musste den Auszahlungspreis in einem historischen Schritt um 15 ct/kg senken. Die anderen Molkereien nehmen ihre
Auszahlungspreise schrittweise zurück, im Februar waren es im Land noch 53,3 ct/kg. Für die nächsten Monate sind hier
weitere empfindliche Preisrückgänge zu erwarten.
Die Auszahlungspreise für Biomilch liegen weiterhin auf hohem Niveau, sind aber den zweiten Monat in Folge leicht gesunken. Im Februar
lag der Auszahlungspreis im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 61,5 ct/kg, und damit um 1,1 Cent unter dem Vormonat. Im
Süden lag der Biomilchpreis im Februar bei 61,7 ct/kg Milch. Der Abstand zur konventionellen Milch ist damit wieder auf 9,2 ct/kg
angestiegen.
Während die angelieferte Bio-Milchmenge im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat weiter gestiegen ist (+8,2 %), bleibt die
Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Milch weiterhin verhalten, die aktuellen Preisrücknahmen auf Endverbraucherstufe bei vielen
Bio-Milchprodukten zeigen bisher keine positiven Auswirkungen auf den Konsum.