Im Januar und Februar führten Personalausfälle durch Corona-Infektionen in den Schlachtbetrieben
zu stark eingeschränkten Schlachtkapazitäten und erschwerten die Vermarktung. Auch die Absatzmöglichkeiten für
Schweinefleisch waren aufgrund der saisonal schwachen Nachfrage noch ziemlich eingeschränkt. Die hohen Gefrierhausbestände
verstärkten den Angebotsdruck zusätzlich. Im Februar zeichnete sich dann eine erste Entspannung der Corona-Lage in den
Schlachthöfen ab. Die deutschen Schlachtungen legten bis KW 07 wieder auf knapp 850.000 Schweine/Woche zu. Gleichzeitig stieg der
Optimismus bezüglich der Belebung des Fleischmarkts durch saisonale Impulse und die bevorstehenden Lockerungen der
Corona-Maßnahmen. Mit zunehmendem Außer-Haus-Verzehr und wieder möglichen Großveranstaltungen im April sowie steigender
Grillaktivität erwartete man eine anziehende Fleischnachfrage. Auf der Angebotsseite machten sich allmählich die im letzten Jahr
deutlich zurückgegangenen Einstallungen und Bestandsabstockungen bemerkbar. Das Angebot an schlachtreifen Schweine fiel im
Verhältnis zur anziehenden Nachfrage der Schlachtunternehmen zunehmend knapper aus. Diese Marktverhältnisse erhöhten den
Spielraum der VEZG für Preisanhebungen. So konnte der Vereinigungspreis in Rekordschritten von 1,20 € in KW 06 im auf 1,95
€ bis zur KW 13 angehoben werden. Die wöchentlichen Preissprünge von teilweise +25 ct/kg SG erhöhten allerdings das
Ungleichgewicht im europäischen Schweinehandel und führten dazu, dass die Schlachtunternehmen teilweise auf belgische und
niederländische Schweineimporte zurückgriffen. Zudem wurde deutlich, dass im Lebensmitteleinzelhandel deutlich weniger Fleisch
verkauft wurde. Die Verbraucher reagieren auf die steigende Inflation mit einer preissensiblen und zurückhaltenden Nachfrage. Auch der
zunehmende Verzicht auf Fleisch führt derzeit zu einem unbefriedigenden Geschäft im Fleischhandel. Wegen des stockenden
Fleischabsatzes nahm der Angebotsdruck soweit zu, dass ein Abschlag von 15 ct in der ersten Maiwoche nicht mehr zu verhindern war.
Seither stagniert VEZG-Preis bei 1,80 €/kg SG. Druck am deutschen und europäischen Fleischmarkt
entsteht auch durch spanisches Schweinefleisch. Dort fehlt vor allem Mais aus der Ukraine, weshalb die Schweinehalter Mühe haben, ihre
Schweine mit ausreichend Futter zu versorgen und diese teilweise sogar schon leichter geschlachtet werden. Gleichzeitig ist die Nachfrage
Chinas nach europäischem Schweinfleisch im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 62 % eingebrochen, was besonders
Spanien als Chinas Hauptimportland für Schweinefleisch zu spüren bekommt. Nach Japan (+62 %) und in die Philippinen (+22 %)
konnten die EU-Ausfuhren dagegen deutlich gesteigert werden. Der aktuelle Fall der Afrikanischen Schweinepest in einem kleinen
Hausschweinebestand in einem Betrieb mit Freilandhaltung im Landkreis Emmendingen scheint nach jetzigem Stand ein Einzelfall zu sein.
Vermutlich erfolgte der Seucheneintrag über Saisonarbeitskräfte. An der generellen Marktlage ändert sich dadurch nichts,
denn Deutschland ist bereits seit dem ersten ASP-Fall im September 2020 für den Schweinefleischexport in viele Drittländer
gesperrt. Insgesamt bleibt die aktuelle Lage am Schlachtschweinemarkt weiterhin angespannt. Das Angebot an schlachtreifen Schweinen ist
zwar rückläufig, reicht für die schwache Nachfrage der Schlachtunternehmen jedoch immer noch gut aus. Im Fleischhandel hofft
man auf belebende Impuls durch grilltaugliches Wetter während der Pfingstfeiertage. Andererseits werden durch den Feiertag die
Schlachtaktivitäten erneut ausgebremst. Die kurzfristige Entwicklung dürfte davon abhängen, inwiefern Grillartikel
witterungsbedingt in den nächsten Wochen stärker nachgefragt werden. Das Schlachtschweineangebot dürfte in den kommenden
Wochen weiter zurückgehen und zu einer Marktentlastung beitragen.
In Baden-Württemberg wirken sich die verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogramme positiv auf
die Schlachtschweineerlöse aus. In KW 20 lag der Preis für Schlachtschweine Hkl. E mit 1,90 €/kg SG um 6 ct/kg SG über
dem deutschen Durchschnittspreis.
Die Erzeugerpreise für Bio-Schlachtschweine sind im letzten Quartal weiter gestiegen und auch die
Verbraucherpreise ziehen an. Gleichzeitig führen die allgemeinen Kostensteigerungen zunehmend zu Kaufzurückhaltungen und
sinkender Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch. Bio-Schlachtschweine (E) erlösten im März in Deutschland 4,20 €/kg SG
gegenüber 3,82 €/kg SG im Vorjahr. Im Durchschnitt aller Klassen wurden 4,11 €/kg SG erreicht (Vorjahr 3,71 €/kg
SG).