Weidegesellschaften sollten vorzugsweise beweidet werden. Mulchen und Mähen ist nur eingeschränkt geeignet Weidegesellschaften
zu erhalten; es fehlt der Einfluss des selektiven Fraß- und anderen Tierverhaltens, welches zum typischen Strukturreichtum der Weide
führt.
Beweidung kann sehr intensiv durchgeführt werden (z. B. als Standweide), um Flächen auszuhagern und Weideunkräuter
zurückzudrängen; sie kann aber auch eher extensiv erfolgen, wenn etwa mageres Grünland oder Waldverlichtungen gepflegt
werden.
Extensive Beweidung ist eine günstige Maßnahme für die Erhaltung der Fauna und der Flora artenreicher Weiden, da extensiv
beweidete Flächen strukturreicher sind als gemulchte und gemähte Flächen. Die Artenvielfalt der Flora wird am ehesten
erhalten, wenn die Art der Beweidung eine Mahd imitiert. D. h. kurze und intensive Freßzeiten, mit möglichst wenig Weideresten
und eventuell Nachmahd und langer Ruhezeit.
Der Artenreichtum einer floristisch und faunistisch verarmten Fläche kann durch Wanderherden wieder verbessert werden (Sameneintrag und Eintrag von Insekten durch das Fell der Weidetiere). Gerade über einen Diasporeneintrag aus der Umgebung bzw. aus Spenderflächen bietet Beweidung weiterhin große Vorteile für die Vegetationsentwicklung.
Für Kleintiere ist Beweidung die schonendste Flächenpflege, da dieses Management vergleichsweise langsam und heterogen erfolgt. Gerade die Heterogenität, die von nicht abgefressenen bis hin zu freigescharrten Flächen reicht, fördert zusätzlich das Auftreten von Kleintieren, Kryptogamen und niedrigwüchsigen Pflanzen und bietet Keimnischen für die Diasporen unterschiedlicher Arten. Keine andere Management-Methode erreicht diese Nischenvielfalt.
Zur Vermeidung von Geilstellen sind gemischte Herden (z. B. Schafherden mit beigemischten Pferden oder Ziegen) gut geeignet; zur weiteren Vermeidung eines Aufwuchses von Gehölzen und Weideunkräutern kann ein früher Weidebeginn im Frühjahr, kurz nach dem Einsetzen der Wachstumsperiode, sinnvoll sein.
Durch das Fraßverhalten der Tiere entstehen meist auch Kahlstellen auf den Weiden. Sie bieten Platz zur Neuansiedelung von Pflanzenarten; für erwünschte und unerwünschte. Sie mindern jedoch den Futterertrag und erhöhen auf feuchten Bodenverhältnissen das Risiko von Klauen- und Hufkrankheiten. Um Kahlstellen und das Erosionsrisiko relativ niedrig zu halten und wegen ihrer Genügsamkeit bieten sich für Extensivweiden leichte Extensivrassen an.
Beweidung von FFH-Mähwiesen
Sollte die Mahd einer FFH-Mähwiese aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, so kann unter folgenden Voraussetzungen auf Beweidung zurückgegriffen werden (siehe Info-Broschüre der LAZBW - FFH-Mähwiesen, 2018)
- Kurze Besatzzeit mit hoher Besatzstärke
- Ruhezeit (Zeit zwischen den Nutzungen) von 6-8 Wochen
- Abtrieb bei einer Reststoppelhöhe von 7 cm
- Weidegang nur bei trockenen und trittfestem Boden
- Tränken möglichst auf angrenzende Grünlandflächen ohne Schutzstatus platzieren
- Herbstnachweide oder gelegentliche Frühjahrsvorweide (sehr frühe, kurzzeitige Beweidung – maximal 2-3 Tage – des ersten Aufwuchses) möglich
- Nachmahd bei Bedarf, jedoch nicht nach einer Frühjahrsvorweide
Literatur: Tonn, B.; Elsäßer, M. (2011): Handreichung zur Bewirtschaftung von FFH-Mähwiesen, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hrsg.)