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Pflanzen- und Tierproduktion
render Altgrasstreifen, untersucht wurde.
Hier konnte eine Laufkäferart mehr als in der
Kontrolle (Var.7) nachgewiesen werden (Da-
ten nicht dargestellt).
Siliereignung der Aufwüchse von
Altgrasstreifen
Die anteilige Verwertung des Materials der
alternierenden Altgrasstreifen als Silage ist
möglich. Die Silierqualität und Gäreignung
waren auch bei höheren Altgrasanteilen noch
gut. Nur die Silagequalität der Mischung „100
% Altgras“ wurde als „sehr schlecht“ einge-
stuft und es wird von der Verfütterung abge-
raten. Wie erwartet, sank die Futterqualität
(Energie- und Proteingehalt) der Silagepro-
ben mit zunehmendem Anteil an Altgras in
der Mischung, ab 50 % Altgras lag der Ener-
giegehalt unter 6 MJ NEL/kg TM. Die Gär-
qualität wurde nach DLG-Schlüssel durchge-
hend als „sehr gut“ bewertet, dabei hatte die
Mischung „100 % Altgras“ jedoch die ge-
Abb. 2: Individuenzahl und Laufkäfer: ringste Punktzahl. Bei 49-tägiger Silierdauer
Artenzahl der Laufkäfer in den Im Jahr 2020 wurden in den Bodenfallen nahm der Milchsäuregehalt mit zunehmen-
Streifenvarianten gemittelt über 43.403 Arthropoden gefangen. Davon waren dem Altgrasanteil ab, die aerobe Stabilität lag
die Jahre 2020 und 2021 für die
drei untersuchten Standorte A, B 80 % den Insekten und rund 20 % den Spin- aber bei allen Silagevarianten über dem Ori-
und G; Mittelwert ± Standardfeh- nentieren zuzuordnen. Der größte Anteil der entierungswert für gute Gärqualität von 3 Ta-
ler; n.s. = keine bzw. * = Insekten wurde den Zweiflüglern (Diptera) gen (Spiekers 2006). Die Zeit bis zu einer
signifikante Unterschiede gemäß
Linear Mixed Effect Model p<0,05; zugeordnet (v.a. den Fliegen (Brachycera)). Erwärmung lag im Durchschnitt bei 147
Die Gruppe der Käfer (Coleoptera) machten Stunden. Die pH-Werte aller Silagevarianten,
immerhin noch ca. 16 % der Individuen aus. ausgenommen der 100 % Altgras-Variante,
Insgesamt wurden im Jahr 2020 2.874 und im lagen im empfohlenen Bereich von 4,0 und
Jahr 2021 3.059 Laufkäferindividuen aus 46 5,0. Bei einer Lagerdauer von 90 Tagen nah-
bzw. 30 verschiedenen Arten erfasst. In bei- men die Milch- und Essigsäuregehalte in den
den Jahren waren die Arten Poecilus versicolor Silagen nicht mehr konstant mit zunehmen-
und Poecilus cupreus in allen Varianten die am dem Altgrasanteil ab (Abbildung 3). Der Ge-
häufigsten gefangenen Käfer. Bei diesen Ar- halt an n-Buttersäure lag bei allen Varianten
ten handelt es sich um sehr mobile, räuberi- im anzustrebenden Bereich von <3 g/kg TM.
sche, häufig in landwirtschaftlich genutzten
Flächen vorkommende Arten, welche feuchte Eine mikrobiologische Beurteilung der Sila-
Standorte bevorzugen (Barone & Frank 2003, gen zeigte, dass zwar Silierbarkeit und Gär-
Müller o.J.). Die Daten der Bodenfallen wie- qualität der Ausgangsprodukte gut sein kön-
sen eine sehr große Streuung zwischen den nen, aber das Endprodukt durch die Lager-
einzelnen Standorten, Jahren, Varianten und dauer und damit verbundene Verluste, wie
Leerungen auf. Insgesamt gab es aber weder z.B. die Nacherwärmung durch Hefe- und
in der Anzahl der Individuen noch in der Ar- Schimmelpilze (Ruser & Pahlow 2003), an
tenzahl der Laufkäfer signifikante Unter- Qualität verlieren kann. Vor allem die Anwe-
schiede durch die Streifenvarianten im Ver- senheit von Hefen, die durch den gezielten
gleich zur betriebsüblich intensiv genutzten Luftstress provoziert wurde, minderte die
Flächenmitte (Variante 7). Eine Ausnahme Qualität der 100 % Altgras-Silagen und sorg-
gab es am Standort G, wo signifikant weniger te somit für eine nicht ausreichende Stabilität
Laufkäferindividuen in der Streifenvariante während der Lagerung. Hinzu kommt, dass
mit Kleeansaat gefunden wurden (Abb. 2). die TM-Gehalte der Silagen mit zunehmen-
Interessant waren ebenfalls die Funde am dem Altgrasanteil anstiegen, was die Ver-
Standort C, wo nur die Variante 5 Alternie- dichtbarkeit in der Praxis erschwert. Die Fut-
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