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Pflanzen- und Tierproduktion





       davon auch die Attraktivität der Streifenele-
       mente für Insekten abhing. Der mäßige An-
       saaterfolg ist wahrscheinlich auf eine zu ge-
       ringe Intensität der Bodenbearbeitung vor
       Aussaat (im Versuch nur 1x Kreiselegge) und
       sehr hohe Dominanz der Altgrasnarbe zu-
       rückzuführen. Eine Verbesserung könnte
       durch ein vorheriges Aushagern, noch stärke-
       re Bodenbearbeitung sowie häufigere
       Schröpfschnitte in der Etablierungsphase er-
       reicht werden. Bei der Wahl von geeigneten
       Standorten im Betrieb sollte außerdem auf
       tendenziell nährstoffärmere Standorte geach-
       tet werden. Moorböden bzw. organische Bö-
       den wie an Standorten A und B erschweren
       grundsätzlich eine Etablierung von Kräutern
       durch eine höhere Freisetzung von Stickstoff   Faunistische Untersuchungen –Tagfalter:  Abb. 1: Pflanzenartenzahl im
       durch Mineralisierung. Hier könnten gegebe-  Einzelne Varianten mit erhöhtem Blühange-  Frühjahr 2021 gemessen auf 4 m²
       nenfalls speziellere Ansaatmischungen zu ei-  bot wiesen ebenfalls höhere Tagfalterzahlen   - a) in den verschiedenen
                                                                                         Varianten und b) an fünf
       nem höheren Erfolg führen.               auf, allerdings konnten insgesamt keine signi-  Standorten; Mittelwert ±
                                                fikanten Unterschiede in der Anzahl der Tag-  Standardfehler; Buchstaben
                                                falterarten noch der Tagfalterindividuen zwi-  zeigen sign. Effekte nach Linear
                                                                                         Mixed Effect Model p<0,05; für
       Blühangebot:                             schen den Streifenvarianten festgestellt wer-  Variantenerklärung siehe Tab. 1;
       Die geringen Erfolge bei der Etablierung der   den. Zu den oben genannten Gründen der
       Arten spiegeln sich auch größtenteils im   fehlenden Kräuter/Blüten, wird wahrschein-
       Blühangebot wieder. Es zeigten sich signifi-  lich auch der sehr feuchte Sommer im Beob-
       kante Unterschiede im Blühangebot zwischen   achtungsjahr 2021 zum insgesamt reduzierten
       den Streifenvarianten, jedoch überwiegend   Tagfaltervorkommen beigetragen haben.
       nur am Standort F. Hier konnten durch die
       Einsaat der Wiesenmischung 30 eine Erhö-  Bezüglich der angetroffenen Tagfalter Arten
       hung der Blütenanzahl um 12 Blüten auf 15   unterschieden sich die beiden Versuchsjahre.
       Blüten/4 m² im Vergleich zur Flächenmitte   So war im Jahr 2021 mit 128 Individuen der
       verzeichnet werden. Die Kräuter Galium mol-  Schornsteinfeger (Aphantopus hyperantus), eine
       lugo agg.  (Wiesen-Labkraut),  Veronica  chama-  der häufigsten Arten Süddeutschlands, auch
       edrys (Gamander-Ehrenpreis) und  Plantago   die häufigste im Projekt beobachtete Art und
       lanceoata (Spitzwegerich) trugen am deutlich-  der Kleine Fuchs (Aglais urticae) mit 70 Indivi-
       sten zum Blühangebot bei. Dies sind Arten,   duen die zweithäufigste Art. 2020 hingegen
       die häufig im intensiv genutzten Grünland   war mit 261 Individuen der Kleine Kohlweiß-
       vorkommen. Durch die Reduktion der       ling (Pieris rapae) die häufigste- und der Grün-
       Schnitthäufigkeit in den Streifenelementen   ader-Weißling (Pieris napi) mit 185 Individuen
       konnten diese aber länger blühen, was auch   die zweithäufigste Art. In beiden Versuchs-
       durch die tendenziell höhere Blühanzahl in   jahren handelt es sich bei den meisten erfass-
       Variante 1 „Reduktion Schnitt“ und in der   ten Tagfalterarten um Ubiquisten, d.h. weit
       Variante 5 „Alternierender Altgrasstreifen“   verbreitete Arten und mesophile Arten des
       (v.a. am Standort C) bestätigt wurde. Die al-  Offenlandes. Insgesamt wurden über die bei-
       ternierenden Altgrasstreifen am Standort C   den Versuchsjahre 112 Individuen besonders
       wiesen im Jahr 2021 mit durchschnittlich 10   geschützter  Arten  und  ein  Individuum  der
       Blüten/4 m² ein signifikant höheres Blühan-  gefährdeten Art  Polyommatus bellargus (Him-
       gebot auf als die Flächenmitten mit durch-  melblauer Bläuling) (2020) erfasst. Die meis-
       schnittlich 3 Blüten/4 m². Überwiegend wur-  ten Bläulinge (die allesamt zu den besonders
       den Blüten von Trifolium pratense (Wiesenklee)   geschützten Arten zählen) hielten sich bevor-
       sowie Lotus corniculatus (Gewöhnlicher Horn-  zugt in der Kleeansaat (Variante 4) auf. Dies
       klee) gezählt. Zudem häufig vertreten waren   lässt sich dadurch erklären, dass verschiedene
       Blüten der Arten Veronica serpyllifolia (Quen-  Leguminosenarten von diesen Tagfaltern zur
       del-Ehrenpreis) und Stellaria graminea (Gras-  Nahrungsaufnahme  bevorzugt  werden  und
       Sternmiere).                             als Eiablagepflanze dienen (Düring, 2020).





       Landinfo 4/2022                                                                                       41
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