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Pflanzen- und Tierproduktion





       auch die Intensivierung der Grünlandbewirt-  Vari-  Beschreibung    Lage    Anzahl   Ansaat  AZ  Saat-
       schaftung inklusive ihrer modernen Mähtech-  ante                           Schnitte             stärke
       nik gesehen (Chisté et al. 2018; Hemmann et   1  Reduktion Schnitt  Rand    2       keine    -   -
       al. 1987; Humbert et al. 2010; Van de Poel &
       Zehm 2014).                               2      Wiesenmischung 100  Rand   2       Kräuter  29  1 g/m2

                                                 3      Wiesenmischung 30  Rand    2       Gräser &  42  3 g/m2
         Streifenelemente – eine vielverspre-                                              Kräuter
         chende Hilfe?                           4      Klee               Rand    2       Rot- &   2   2,5 g/m2
                                                                                           Hornklee
       Um die durch die landwirtschaftliche Intensi-  5  Alternierender Alt-  In der   3-4  keine   -   -
       vierung hervorgerufenen Biodiversitätsver-       grasstreifen       Fläche
       luste zu kompensieren, gibt es seit längerem   6  Kontrolle - Rand  Rand    4-5     keine    -   -
       im Ackerbau gezielt angelegte Blühstreifen
       entlang der Ackerränder sowie Blüh- und   7      Kontrolle – Mitte der   Mitte  4-5  keine   -   -
       Bracheflächen (Dietzel et al. 2019). Auch        Grünland-Fläche
       wenn sich der heutige Forschungsstand über-  Varianten 1-4 erhielten keine Düngung während der Versuchslaufzeit, Variante
       wiegend auf Ackerrandstreifen bezieht, bie-  5 zeitweise keine Düngung
       ten solche Streifenelemente auch im Intensiv-
       grünland eine erfolgsversprechende Perspek-
 Bild 1: Alternierender Altgrasstreifen; © Meike Boob  tive zu dessen ökologischer Aufwertung   Tabelle 1: Versuchsvarianten des Projektes mit unterschiedlicher Bewirtschaftung und zum Teil
                                                Ansaat von Arten; AZ= Anzahl der Pflanzenarten in Saatgutmischung.
       (Woodcock et al. 2009). Streifenelemente, wie
       zum Beispiel Randstreifen, können sich durch
       eine veränderte Vegetationszusammenset-
       zung und die Reduktion von Störungen von   nutzten Wiesen an sechs Standorten haupt-
       der restlichen, normal bewirtschafteten Flä-  sächlich im Raum Oberschwaben/Allgäu
       che unterscheiden (Thomas & Marshall     angelegt. Dabei handelte es sich um 5 m brei-
       1999). Sie können als Nahrungs-, Rückzugs-   te und mind. 50 m lange Streifen, die meist
       und Nistplätze für Arthropoden, aber auch   entlang von Gewässern, Straßen- oder Wald-
       für andere Tiergruppen wie Vögel oder Säu-  rändern verliefen. Bei der Auswahl der Flä-
       getiere dienen (Haaland et al. 2011; Wagner &   chen wurde darauf geachtet, dass mindestens
       Schmidt 2016). Um die biologische Vielfalt zu   5 intensiv bewirtschaftete, reine Schnittwie-
       erhöhen, aber gleichzeitig die Funktion als   sen oder ausreichend große Flächen pro Be-
       landwirtschaftlich genutzte Fläche zu erhal-  trieb zur Verfügung standen. Die Streifenva-
       ten, können verschiedene alternative Bewirt-  rianten waren mindestens 50 m voneinander
       schaftungsmaßnahmen, wie beispielsweise   entfernt, um eine gegenseitige Beeinflussung
       eine unterlassene oder seltene Mahd, Mosaik-  der Fauna (mobile Arten) weitgehend auszu-
       mahd, Stehenlassen von Altgrasstreifen oder   schließen und eine unabhängige Bewertung
       Schaffung von Rotationsbrachen in den    jeder Variante zu gewährleisten.
       Randstreifen durchgeführt werden (Haysom
       et al. 2004; Van de Poel & Zehm 2014). Auch   Die ausgewählten Wiesen wurden mindes-
       die Studien von Haysom et al. (2004) und   tens viermal im Jahr gemäht und betriebsüb-
       Woodcock et al. (2009) deuten darauf hin,   lich gedüngt. Sie dienten überwiegend der
       dass extensiv bewirtschaftete Blühstreifen   Futterproduktion für Milchvieh. Die Lage
       (keine Düngung, späte oder keine Mahd) am   und Bewirtschaftung der einzelnen Streifen-
       Rand von intensiv genutztem Grünland die   element-Varianten wurde auf Basis von Luft-
       Biodiversität (Pflanzen und Weichtiere) in der   bildern gemeinsam mit den beteiligten Land-
       Landschaft erhöhen können. Durch gezielte   wirten geplant. Ende September 2018 wur-
       Ansaat mit Wildblumenmischungen können   den die Varianten 2, 3 und 4 mit verschiede-
       diverse Bestäuber gefördert werden (Haaland   nen Mischungen mehrjähriger Grünlandarten
       et al. 2011; Pywell et al. 2011).        nach vorheriger Bodenbearbeitung angesät
                                                (Tabelle 1). Es handelte sich dabei um zertifi-
                                                ziertes, regionales Saatgut. Für den alternie-
         Maßnahmen im Projekt                   renden Altgrasstreifen (Variante 5) wurde bei
                                                jeder Mahd ein Streifen stehen gelassen und
       Fünf verschiedene Varianten (Tabelle 1) von   erst in der Folgemahd mitgemäht. In der dar-
       Grünlandstreifen wurden 2018 in intensiv ge-  auffolgenden Mahd wurde dann an anderer



       Landinfo 4/2022                                                                                       39
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