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Betrieb und Markt
Dr. Meike Eklund
Grundfutteruntersuchung ökologisch wirtschaftender
Schwarzwaldbetriebe
Ökologisch wirtschaftende Betriebe im Schwarzwald decken den Nährstoffbedarf ihrer Tiere im We-
senlichen über das Grundfutter. Daher ist die wichtigste Voraussetzung für eine bedarfs- und wieder-
käuergerechte Fütterung die Kenntnis des konkreten Energie-, Protein- und Nährstoffgehaltes in einer
Grundfutterpartie. Bisher sind in Baden-Württemberg kaum gezielt Informationen zum Futterwert von
ökologisch erzeugten Futtermitteln aus der Schwarzwaldregion zusammengetragen worden.
eitens des Verbrauchers steigt die Nach- Versuchsdurchführung
Sfrage nach ökologisch erzeugten Lebens-
mitteln stetig an, auch die Zahl der ökologisch Über einen Zeitraum von 4 Jahren (2018-
wirtschaftenden Betriebe hat zugenommen. 2021) wurden ca. 260 Grundfutterproben
Ein erheblicher Teil der Betriebe befindet sich (Grassilage, Heu) von über 30 ökologisch
jedoch auf sogenannten Grenzstandorten, wirtschaftenden Betriebe mit Mutterkuhhal-
wie z.B. den Höhenlagen des Schwarzwaldes. tung im Südschwarzwald untersucht. Zur Un-
Solche Standorte sind meist Grünlandgebie- tersuchung der Nährstoffgehalte in den
te, die nur in geringem Maß zum Ackerbau Grundfutterkonserven wurde ein Schnellver-
geeignet sind. fahren (Nahinfrarot-Messungen) verwendet.
Hier handelt es sich in der Regel um Mutter- Der Trockenmassegehalt (TM) der Grassila-
kuhhalter, die den Energie- und Nährstoffbe- gen aus den ökologisch wirtschaftenden
darf ihrer Tiere nahezu ausschließlich über Schwarzwaldbetrieben schwankte in den Jah-
das Grundfutter, wie Grassilage und Heu de- ren 2018 bis 2021 im Mittel zwischen 40 und
cken müssen. Dies setzt im Rahmen der öko- 55 %, wobei die Folgeschnitte in der Regel
logischen Wirtschaftsweise eine optimale trockener waren als der erste Schnitt. Insge-
Ernte und Konservierung des Grundfutters samt sind die Grassilagen damit eher als etwas
voraus. Die Grassilagen und das Heu solcher zu trocken einzustufen. Ursächlich wird hier
Betriebe unterscheiden sich gewöhnlich hin- ein hoher Anteil an sogenannten Heulagen
sichtlich Schnittzeitpunkt und Nutzungshäu- sein. Der Rohproteingehalt in den untersuch-
figkeit des Grünlandes (auch FFH- und Ex- ten Grassilagen ist im Mittel mit 13 - 15 %
tensiv-Flächen) vom Grundfutter konventio- TM eher moderat. Jedoch sind die Schwan-
nell wirtschaftender Betriebe. kungen zwischen Einzelbetrieben mit 5 bis
22 % TM erheblich und zeigen damit deutli-
Zudem haben auch die ökologisch wirtschaf- che Unterschiede, was den Erntezeitpunkt
tenden Betriebe mit den Extremen des Kli- anbetrifft. Diese Unterschiede werden auch
mawandels, wie Dürrejahren und zu nieder- in den schwankenden Gehalten an aNDFom
schlagsreichen Sommern, zu kämpfen. Daher und ADFom in den Grassilagen widergespie-
ist die wichtigste Voraussetzung für eine be- gelt. Insgesamt liegen die mittleren ADFom-
darfs- und wiederkäuergerechte Fütterung Gehalte mit über 30 % deutlich über den an-
die Kenntnis des konkreten Energie-, Prote- gestrebten Zielwerten von 25 bis 30 % TM
in- und Nährstoffgehaltes in einer Grundfut- und deuten auf einen recht späten Schnitt-
terpartie zum Zeitpunkt der Rationsformulie- zeitpunkt in allen untersuchten Jahren hin.
rung. Allerdings sind in Baden-Württemberg Besonders hohe ADFom-Werte sind 2021
bislang kaum gezielt Informationen zum Fut- beim ersten Schnitt zu verzeichnen. Durch
terwert von ökologisch erzeugten Futtermit- die feuchte Witterung konnten viele Betrie-
teln aus der Schwarzwaldregion zusammen- ben 2021 keinen ausreichend frühen Schnitt-
getragen worden. zeitpunkt realisieren.
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