Page 58 - Landinfo 2/2020 Landeszentrum für Ernährung
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Beratung und Bildung





          Günter Denninger


          Blick auf die berufsschulische Bildungssituation


          im Agrarbereich










                                     Schülerzahlen                          ten. Themen wie Biodiversität, Digitalisie-
                                                                            rung, Nachhaltigkeit oder Ökolandbau fehlen
                                   In fast allen Ausbildungsberufen der Agrar-  weitgehend. Die rasanten Entwicklungen ge-
                                   wirtschaft zeigen sich (leicht) sinkende Aus-  rade in der Landwirtschaft sind in Bildungs-
                                   bildungszahlen. Im Gartenbau insgesamt   plänen längst nicht mehr abgebildet. Allein
                                   sind die Schülerzahlen sehr stabil (siehe Gra-  dem  Engagement  der Agrarlehrkräfte und
                                   fik). Die Zunahme der abgeschlossenen Aus-  ihrer Bereitschaft, aktuelle Entwicklungen in
                                   bildungsverträge im Garten- und Land-    den Unterricht einzubauen ist es zu verdan-
                                   schaftsbau überdeckt allerdings die Abnahme   ken, dass unseren Jugendlichen eine zeitge-
                                   in den anderen sechs Fachrichtungen. Die   mäße berufsschulische Bildung zuteil wird.
                                   stärksten Rückgänge sind bei den Floristen zu
                                   verzeichnen; hier haben sich die Schülerzah-  Für den Gartenbau gibt es inzwischen einen
                                   len in den letzten zehn Jahren mehr als hal-  Lichtblick. Dort wurde inzwischen ein Eck-
                                   biert.                                   punktepapier erstellt, auf dessen Basis eine
                                                                            Neuordnung erfolgen wird. Im Ausbildungs-
                                                                            beruf „Landwirt/in“ bremsen Verbände und
                                   Standortfrage                            der Bund unverständlicherweise eine Neu-
                                                                            ordnung.
                                   Im Rahmen der regionalen Schulentwicklung
                                   laufen bereits Standortzusammenlegungen/-  Übrigens: Bayern hat sich über die Rahmen-
                                   schließungen im Bereich der agrarwirtschaft-  vereinbarungen der KMK hinweggesetzt und
                                   lichen Berufsausbildung. In BW gibt es im   den Lehrkräften für den Ausbildungsberuf
                                   Agrarbereich noch! viele Standorte mit Klein-  Landwirt/in neue und zeitgemäße Bildungs-
                                   klassen; bislang haben Verbände und Politik   pläne an die Hand gegeben. Das sollte Baden-
                                   diese noch toleriert, weil der ländliche Raum   Württemberg doch auch hinbekommen!?
                                   gestärkt/unterstützt werden soll. Allerdings
                                   wird die Reduzierung der agrarischen Schul-  Oder noch einfacher: Die Bildungspläne von
                                   standorte von den Bildungsakteuren wieder   Bayern übernehmen!
                                   verstärkt diskutiert. Den Verantwortlichen
                                   muss klar sein: Wenn sich die agrarischen Be-
                                   rufsschulen aus der Fläche verabschieden,   Lehrerfortbildung
                                   wird die Bereitschaft einen Agrarberuf zu
                                   erlernen dramatisch abnehmen. Meiner An-  In Baden-Württemberg sind die vom Minis-
                                   sicht nach werden sich die Ausbildungszahlen   terium „Ländlicher Raum“ getragenen Lan-
                                   dann halbieren.                          deseinrichtungen in Forchheim (Pflanzen-
                                                                            bau), Boxberg (Schweinehaltung), Aulendorf
                                                                            (Rinderhaltung); Heidelberg (Gartenbau) und
                                   Lehrpläne sind veraltet                  neuerdingsEmmendingen-Hochburg (Öko-
                                                                            landbau) zu tragenden Säulen der zentralen
                                   Lehrpläne  und  Ausbildungsordnungen  im   Lehrkräftefortbildung geworden. Die anwen-
                                   Agrarbereich sind inzwischen 25 Jahre alt und   dungsbezogenen Forschungseinrichtungen
                                   sind weder inhaltlich noch methodisch-didak-  bieten mit Ihren Versuchsfeldern und Mus-
                                   tisch geeignet Auszubildende auf die hohen   terstallungen  Fortbildungsveranstaltungen
                                   Anforderungen in ihren Berufen vorzuberei-  an, die die Agrarlehrer fachlich auf den neu-



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