Page 60 - Landinfo 2/2020 Landeszentrum für Ernährung
P. 60

Beratung und Bildung



















          Josef Schimetschek und Katharina Schraag

          Öko? - Logisch?


















          Mit dieser Frage eröffnete Johannes Schabel, Betriebsleiter des Oberen Stollenhofes im Ostalbkreis,
          den Ökotag für Referendare und Landwirtschaftsoberinspektoren-Anwärter, um das Bild des archety-
          pischen Idylls eines Biobetriebs zu erweitern und das Spektrum von „Bio“ zu verdeutlichen. Nicht je-
          der Betrieb wirtschafte nach dem Kreislaufgedanken. Und so manch konventioneller Betrieb sei „öko-
          logischer“  als  bestimmte  Biobetriebe.  Diese  Variabilität  biete  aber  auch  eine  Chance  sich  im
          wachsenden Biomarkt zu profilieren.


          Bild 1: Gut zu erkennen: das Mä-  m vor dem strömenden Regen zu flüch-  Milchviehstall mit Besonderheiten
          hen in Streifen ermöglicht ein zeit-  Uten, drängten sich die Anwärter*innen in
          lich versetztes Aussamen der Grä-
          ser; Foto: Katrin Schabel   einem Rohbau zusammen - ein ehemaliges   Die Milcherzeugung ist nach wie vor Schwer-
                                   Hochsilo, das zu Ferienwohnungen umge-   punkt des landwirtschaftlichen Betriebes. Der
                                   baut werden soll. Auch der Seniorchef, Leo-  Stall „Marke Eigenbau“ aus dem Jahre 2016
                                   pold Schabel, kam hinzu und erzählte vom   bietet großzügig Platz für 40 Milchkühe und
                                   Werdegang  des Betriebes  und  den  Beweg-  fällt durch einige Besonderheiten auf. So wer-
                                   gründen für die Umstellung. Ausgangspunkt   den im zentralen Teil des Stalls die Kälber von
                                   war der Gedanke in regionalen Kreisläufen zu   Ammenkühen aufgezogen. Dieser kann nur
                                   wirtschaften, vor allem auch bei der Erzeu-  durch eine ausfahrbare Kuhbrücke (Bild 2)
                                   gung des eigenen Futters, und somit auf Fut-  erreicht werden, die den Laufgang trennt.
                                   termittelimporte zu verzichten. Hinzu kam
                                   der Wunsch die Bewirtschaftung der Flächen   Auch die Liegeboxen wurden eigenhändig
                                   zu extensivieren, sie auf die regionalen und   konzipiert und errichtet (Bild 3). Die Heck-
                                   natürlichen Bedingungen anzupassen und da-  hoch – Fronttiefboxen, die sich arbeitswirt-
                                   bei auf den Einsatz von Pflanzenschutzmit-  schaftlich und im Liegekomfort bewährt ha-
                                   teln mit wasser- und umweltgefährdenden   ben, reichen vom massiven Holzkonstrukt
                                   Wirkstoffen zu verzichten. 1985 wurde der   (teuerste Variante) bis zur Verwendung preis-
                                   Betrieb  dann  auf  ökologische  Bewirtschaf-  günstiger PVC-Rohre (funktioniert am bes-
                                   tung umgestellt. Die Entscheidung sich dem   ten).
                                   Demeter-Verband anzuschließen wurde vor
                                   allem durch die regionalen Vermarktungs-  Von außen ist der Stall, der sich in einem
                                   möglichkeiten der Milch bestimmt.        Landschaftsschutzgebiet befindet, ebenfalls



          60                                                                                        Landinfo 2 | 2020
   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64