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Betrieb und Markt
Öffentlichem Netz und Hausnetz wird im Weitere Varianten
Regelfall ein neuer Zweirichtungszähler (der Die Varianten 3 bis 6 verzichten auf eine
alte Zähler wird im Regelfall durch ein Intel- EEG-Folgeförderung. Allerdings muss man
ligentes Messsystem ersetzt) eingebaut. Nach anmerken, dass solche Varianten i.d.R. nur
Wegfall der EEG-Umlage ist auch der bislang dann in Frage kommen, wenn die Anlagen
zusätzliche Erzeugungszähler in der Regel und die erzeugte Strommenge entsprechend
nicht mehr erforderlich. Der Platzbedarf im groß sind. Der (Kosten-) Aufwand für die
Zählerschrank reduziert sich dadurch in den Ertüchtigung dieser Ü20-Anlagen für das je-
meisten Fällen von 2 [alt: Bezugszähler Be- weilige Projekt kann im Einzelfall erheblich
trieb/Haus + Einspeisezähler PV) auf 1 [neu: sein. Wer eine solche Variante umsetzen
Zweirichtungszähler]. möchte, sollte sich möglichst einer guten
fachlichen Beratung und gegebenenfalls Be-
Je nach Situation vor Ort verursacht ein sol- gleitung beim Umbau unterziehen.
cher Umbau im einfachen Fall Kosten von
rund 200 bis 300 Euro, kann aber im Einzel-
fall auch teurer sein. Um diesen Umbau und Fazit
auch den Einbau des neuen Messsystems in
die Wege zu leiten, ist vorab ein Antrag beim Trotz anfänglicher Bedenken von Branche
Netzbetreiber erforderlich. Dieser baut dann und Betreiber ist es nach unserer Einschät-
im Regelfall auch das Messsystem ein, wenn zung dem Gesetzgeber gelungen, eine gute
kein anderer Messstellenbetreiber beauftragt Anschlusslösung für Ü20- Anlagen anzubie-
wird. Hinzu kommt, dass diese Änderung ten. War man zu Beginn skeptisch, dass der
auch fristgerecht im Marktstammdatenregis- Jahresmarktwertsolar ausreichend attraktive
ter gemeldet werden muss. Zahlungsansprüche ermöglichen würde, so
hat die „Energiekrise“ diese Bedenken zu-
Fazit: Wem es gelingt eigenen Strom (z.B. 30 mindest temporär vom Tisch gefegt. In vielen
% Eigenverbrauchsquote) aus der Ü20-Anla- Fällen hat sich auch gezeigt, dass der Auf-
ge zu verbrauchen, kann mit deutlich höheren wand zur Ertüchtigung der Ü20-Anlagen zu
„Erlösen“ rechnen (Tab. 2), da der anteilige Eigenverbrauch plus Überschusseinspeisung
Stromeigenverbrauch durch den Ersatz von meist überschaubar ist. Auch der Wegfall der
Zukaufstrom die Sache rechnerisch lukrativ EEG-Umlage erleichtert die Sache, da künf-
macht. Zumal man für den ins Netz einge- tig auf einen separaten Erzeugungszähler PV
speisten (Überschuss-) Strom ebenfalls in meist verzichten werden kann. Dennoch soll-
Genuss der EEG-Anschlussförderung ten alle Ü20 Anlagen vor einer Entscheidung
kommt und damit auch für diesen Teil eine einem detaillierten Anlagencheck unterzogen
Vergütung in Höhe des Zahlungsanspruchs werden, damit sie „guten Gewissens“ in die
erhält. weitere Planung gehen können.
weitere Informationsquellen zum Thema:
https://www.dgs.de/news/en-detail/300421-neu-kostenloser-dgs-online-rechner-fuer-ue20-anlagen/
https://www.sfv.de/solaranlagenberatung/ue20-anlagen
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/erneuerbare-energien/photovoltaik-was-tun-mit-der-ue20anlage-wenn-die-eegfoerderung-
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Der Autor Werner Schmid stellt über die Homepage der LEL Schwäbisch Gmünd bereits seit 2004
Kalkulationstools und Artikel zum Thema Photovoltaik zur Verfügung.
» Photovoltaik_Rendite_Rechner_Vers_10_0_8b (Stand: März 2023)
» Artikel: Photovoltaikstrom und Energiewende – Quo vadis? (Praxisuntersuchung zur Modulaus-
richtung und zum Thema Winterstrom)
Werner Schmid
LEL - Abt. 4 Link: https://lel.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Unsere+Themen/Erneuerbare_Energien
Tel.: 07171 / 917 - 207 E-Mail: werner.schmid@lel.bwl.de; Tel.: 07171 / 917-207
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