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Betrieb und Markt



          Maßnahmen und Elemente der Regenerativen Landwirtschaft (konventioneller Anbau)

           Maßnahmen im Bereich Boden:                Maßnahmen im Bereich            Maßnahmen im Bereich der
              » Förderung der biologischen Aktivität und der   Bodenuntersuchung:     Diversifizierung von Fruchtfolgen:
             Bodenstruktur durch Anbau von Zwischen-     » Regelmäßige Bodenuntersu-     » Möglichst regelmäßiger Wechsel
             früchten und regelmäßige Ausbringung von   chungen auf Hauptnährstoffe bei   von Sommerungen und
             organischen Düngemitteln.                  Laboren durchführen, deren      Winterungen.
              » Möglichst ganzjährige Bodenbedeckung durch   Analysen und Beratungsempfeh-    » Integration von Leguminosen in
             Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten   lungen auf mit langjährigen   die Fruchtfolge.
             oder eine Mulchauflage.                    Feldversuchen kalibrierten       » Konsequenter Anbau von
              » Eine mindestens ausgeglichene Humusbilanz   Methoden basieren (z. B. EUF,   Zwischenfrüchten - insbesonde-
             trägt zum Klimaschutz und zur Verbesserung   VDLUFA).                      re vor Sommerungen - hat
             der Bodenfunktionen bei.                    » Bei der Grunddüngung (P, K, Mg,   zahlreiche positive Wirkungen
              » Eine regelmäßige Spatendiagnose ermöglicht   Kalk) Orientierung an den   wie verbesserten Bodenschutz,
             ein preiswertes Monitoring des Bodenzu-    VDLUFA-Empfehlungen. Eine       höhere Aggregatstabilität,
             stands.                                    ausgewogene Düngung zielt auf   höhere Infiltrabilität, niedrigere
              » Die Intensität der Bodenbearbeitung wird auf   die Gehaltsklasse C bei allen   Nitratauswaschungsgefahr und
             das Nötigste reduziert, insbesondere bei   relevanten Parametern.          Förderung des Bodenlebens.
             erosionsanfälligen Böden in hängigem        » Beachtung einer ausreichenden     » Die Verwendung von legumino-
             Gelände.                                   Schwefelversorgung bei          senbetonten Zwischenfruchtge-
              » Nach einer Grundbodenbearbeitung wird der   besonders Schwefel-bedürftigen   mengen (z. B. mit Sommerwi-
             Boden möglichst rasch wieder bedeckt,      Kulturen (z. B. Raps, Kleegras).   cken, Felderbsen bzw.
             entweder durch eine nachfolgende Hauptfrucht     » Bei unbefriedigender Bestandes-  Peluschken) ermöglicht eine
             oder eine Zwischenfrucht(-mischung). Keine   entwicklung: Anlage eines     starke Bodenbeschattung und
             Pflugfurche vor stark erosionsanfälligen   Düngefensters bzw. die Untersu-  kann einen bedeutenden Beitrag
             Kulturen wie Mais oder Zuckerrüben.        chung von Spurenelementgehal-   zur N-Versorgung der Nach-
              » Eine gelegentliche Tiefenlockerung erhöht die   ten vorsehen. Die Untersuchung   frucht leisten.
             Infiltrabilität des Bodens und bricht Verdich-  von Pflanzenproben ist bei     » Untersaaten tragen zum
             tungshorizonte auf, sollte aber zur Bodenstabi-  Verdacht auf Spurennährstoff-  Bodenschutz bei und ermögli-
             lisierung durch eine unmittelbar folgende   mangel in vielen Fällen zielfüh-  chen eine Begrünung auch bei
             Aussaat einer stark wurzelnden Kultur ergänzt   render als eine Bodenanalyse.   späträumenden Kulturen wie
             werden.                                                                    Mais.

           Maßnahmen im Bereich Düngung und Düngemanagement:
              » Eine regelmäßige organische Düngung trägt zum Erhalt der Humusgehalte und der Bodenfunktionen bei.
              » Im Wirtschaftsdüngermanagement werden soweit wie möglich Klimagas- und Stickstoffemissionen vermieden, z. B. durch Abde-
             ckung der Wirtschaftsdüngerlagerstätten (ggf. Implementierung von Biogasanlagen), durch sofortige Einarbeitung der Wirtschafts-
             dünger nach Ausbringung oder durch Verwendung moderner Ausbringungstechnik, wie Gülle-Schleppschuh- oder Gülleinjektions-
             verfahren.
              » N-Düngung nach der jeweiligen Landesempfehlung (z. B. DüngungBW).
              » Die Düngung ist so auszurichten, dass bei einer Hoftorbilanzierung bzw. bei der Berechnung der Stoffstrombilanzen die N-Über-
             schüsse Werte von ca. 25 kg N ha-1 (reine Ackerbaubetriebe) bis etwa 80 kg N ha-1 (Betriebe mit einem hohen Viehbesatz) nicht
             übersteigen.
              » Platzierte Ausbringung von organischen und mineralischen Stickstoff- und Phosphatdüngemitteln als Depot im Boden: Dies
             verringert die N-Immobilisierung bzw. die P-Alterung im Boden, erhöht die Düngeeffizienz und erhöht die Trockenheitsresilienz im
             Klimawandel.
              » Die Kombination aus reduziertem Einsatz von N-Düngemitteln (10-30 %) und der Verwendung von Nitrifikationsinhibitoren trägt zur
             Erhöhung der N-Effizienz bei und verringert Klimagasemissionen – bei minimalen Ertragseinbußen.
              » Konsequente Anlage von Düngefenstern, auch für Schwefel, im Idealfall kombiniert mit einer einfachen Ertragserhebung zur Ernte.
             Eine bloße optische Bonitur (z. B. der Grünfärbung) kann dazu führen, dass Kompensationsvorgänge in Kulturpflanzenbeständen
             unterschätzt werden.


           Maßnahmen im Bereich Pflanzenschutz:
              » Der regelmäßige Fruchtwechsel kombiniert mit der Anpassung der Aussaattermine ist die Basis jeglichen Pflanzenschutzes. Die
             Strategie des Pflanzenschutzes in der regenerativen Landwirtschaft basiert auf einer aufeinander abgestimmten Nutzung aller
             verfügbaren vorbeugenden, nicht-chemischen und chemischen Maßnahmen.
              » Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der Regenerativen Landwirtschaft wird zur sog. Grundabsicherung
             der Erträge eingesetzt. Dies dient dazu, beeinträchtigende Auswirkungen der Landnutzung auf die Biodiversität zu verringern, und
             gleichzeitig aber ein hohes Ertragsniveau im Hinblick auf eine kulturübergreifende ökonomische Optimierung des Betriebserfolges
             abzusichern. Als grober Richtwert gilt:
             •  Regenerativ wirtschaftende Landwirte verzichten weitgehend auf Insektizide: Schädlinge werden bevorzugt durch pflanzenbauli-
               che Maßnahmen (z. B. Fruchtwechsel) oder biologische Gegenmaßnahmen (z. B. Maiszünsler, Kartoffelkäfer, Wickler) reguliert.
             •  Grundlage der Unkrautregulierung in der Regenerativen Landwirtschaft ist die Anpassung der Saatzeiten (z. B. keine Frühsaaten
               von Winterungen) und einfach zu implementierende mechanische Maßnahmen wie ein falsches Saatbett. Durch den Einsatz von
               Striegeln und anderen mechanischen Verfahren wird der Einsatz von chemisch-synthetischen Herbiziden weiter reduziert. Die
               Verwendung von Herbiziden wird möglichst auf eine Behandlung mit eher selektiven Mitteln bzw. Wirkstoffen beschränkt, und
               dabei Arten mit geringem Schadpotenzial (z. B. Taubnessel, Veilchen, Ehrenpreis) verschont.
              » Regenerativ geführte Getreidebestände werden durch Sortenwahl, Terminierung des Aussaatzeitpunktes, Düngung und ggf. dem
             Einsatz von Striegel und falschem Saatbett so geführt, dass maximal nur eine Herbizidmaßnahme und eine späte Fungizidmaßnah-
             me zum Schutz des Fahnenblattes und der Ähre angewendet wird. Auf einen Einsatz von Insektiziden und Wachstumsreglern wird
             grundsätzlich verzichtet.
              » Auf einen Einsatz von Betriebsmitteln ohne nachgewiesene und reproduzierbare Wirkung wird verzichtet. Informationen stellen
             häufig die Landesforschungseinrichtungen der Bundesländer zur Verfügung.



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