Page 20 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Schwerpunktthema
Starke Steigerung des
Biomilchangebotes
Die Milchkrise 2015/16 mit Preisunterschie-
den bis zu 21,5 ct/kg zwischen konventionel-
ler Milch und Biomilch hat viele Milcherzeu-
ger dazu veranlasst, ihre Produktion auf öko-
logische Erzeugung umzustellen. Dazu tru-
gen auch die seit 2014 ausgesprochen stabilen
Preise mit einem Niveau von 48 - 49 ct/kg
bei.
Entsprechend steigen die Biomilchmengen
seit 2014 stärker an. 2017 hat sich der Anstieg
bedingt durch die notwendigen Umstellungs-
zeiten deutlich beschleunigt (Abb. 5).
Deutschlandweit wurde im vergangenen Jahr
939 Mio. kg Biomilch an Molkereien geliefert
(+18 % gg. 2016). Dabei hat sich der Anstieg
im Laufe des Jahres zunehmend beschleunigt,
im Dezember 2017 wurden fast 32 % mehr
Abbildung 5 MMP. Dennoch ist zu befürchten, dass die Biomilch als im Dezember 2016 geliefert. In
Monatliche Milchanlieferung in Erzeugerpreise 2018 wieder in den unteren Baden-Württemberg stiegen die Mengen
Baden-Württemberg 30er-Bereich abrutschen könnten. 2017 um 16 %, im Dezember lag der Zu-
wachs bei +30 %.
Abhängigkeit vom Weltmarkt Die Mehrmengen wurden vom wachsenden
nimmt zu Markt bisher ohne größeren Preisdruck auf-
genommen. 2018 wird ein weiteres Wachs-
Für 2018 wird für die EU insgesamt ein Men- tum der deutschen Bio-Milchanlieferung in
genwachstum von 1,2 % erwartet. Bei stag- ähnlicher Größenordnung erwartet.
nierendem bzw. teilweise tendenziell sogar
abnehmendem Milchkonsum in der EU müs- Die Nachfrage an Biomilch stieg 2017 deut-
sen diese Mehrmengen vollständig im Dritt- lich im zweistelligen Bereich. Die privaten
landexport untergebracht werden. Die USA Haushalte in Deutschland kauften trotz der
werden mit ihrem Wachstum zusätzlich am hohen Preise zwischen +3,9 % (Joghurt) und
Weltmarkt agieren. Hinzu kommt der starke +12,9 % (Milchgetränke) mehr ein. Auffällig
Euro, der die EU-Exporte zusätzlich ist der Anstieg von +26,4 % bei Bio-H-Milch,
verteuert. während Bio-Frischmilch nur um +9,1 % zu-
legen konnte. Dies hängt sicherlich damit zu-
Positive Nachfrageimpulse sind durch das er- sammen, dass Biomilch breitere Konsumen-
wartete stärkere Wachstum der Weltwirtschaft tenschichten erreicht. Die spannende Frage
und die höheren Rohölpreise zu erwarten. bleibt, ob die Nachfrage das weitere stürmi-
Auch für China wird wieder eine steigende sche Wachstum in 2018 ohne Preisdruck auf-
Importnachfrage erwartet. Günstig für die nehmen kann. Die meisten Biomolkereien
EU sind auch die rückläufigen Exporte Neu- haben deshalb schon seit letztem Jahr einen
seelands und Südamerikas. Sinnvoll wäre, Aufnahmestopp.
wenn die Anlieferungen deutschland - und
EU-weit eingeschränkt würden - eine Erwar- Was sich jetzt schon abzeichnet ist, dass die
tung, die angesichts der überwiegend guten Importe bei Biomilch zurückgehen. In den
Futterversorgung, günstigem Kraftfutter und letzten Jahren wurden rund 30 % des deut-
der einzelbetrieblich richtigen Strategie, mög- schen Verbrauchs durch Importe aus Öster-
lichst viel vom Kuchen mitnehmen zu wollen, reich und Dänemark gedeckt. Allerdings hat
Richard Riester mehr als unrealistisch erscheint. Nach den auch Dänemark seine Biomilcherzeugung
LEL Schwäbisch Gmünd Regeln des Marktes werden wohl erst weitere 2017 um 15 % ausgedehnt.
Tel. 07171/ 917-205 negative „Anreize“ für die notwendigen An-
richard.riester@lel.bwl.de passungen sorgen. www.agrarmaerkte-bw.de
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