Page 14 - Landinfo Biodiversität
P. 14
Schwerpunktthema
Blühbrache (1): „Nur ein feingrümeliges Saatbett, oberflächiges Blühbrache (2): „Frisch eingesäte Flächen können wertvolle
Ausbringen der Saat und anschließendes Anwalzen sorgen für ein Nahrungsflächen sein.“
sauberes Auflaufen der Blühmischung.“
Projekts geeinigt. Erklärtes Frage nach den aktuellen Umsetzungsmöglichkei-
Ziel des Projektes ist es, Offen- ten auf und hier wurde klar: Im Förderprogramm
landarten durch Erhalt und für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl
Verbesserung ihrer Lebensräu- (FAKT) sind bisher nur einjährige und überjährige
me zu fördern. Eine kleinpar- Blühmischungen möglich. Was vor allem das Reb-
zellierte, extensiv ausgerichtete huhn (und damit viele andere Offenlandarten)
Landwirtschaft, wie sie bis zur braucht, fehlt hingegen, nämlich Brachestruktu-
Mitte des 20. Jahrhunderts üb- ren als Brutplatz im kleinräumigen Wechsel mit
lich war, gehört der Vergangen- geeigneten Nahrungsflächen. Im Nachgang zu
heit an. Die veränderten Rah- dem Eröffnungstermin wurden die Wildfor-
menbedingungen erfordern schungsstelle und der Landesjagdverband vom
neue Ansätze für den Schutz Ministerium für Ländlichen Raum und Verbrau-
von sensiblen Offenlandarten cherschutz aufgefordert, eine niederwildfreundli-
und deren Lebensräume. Was che Fördermaßnahme für das FAKT auszuarbei-
Blühbrache (5): „Im Herbst und wir brauchen, ist eine moderne ten. Ab 2019 wird es eine solche Maßnahme unter
Winter bietet die gesamte Fläche Landwirtschaft mit integrierten Rückzugsräumen. dem Titel „Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen“
Versteckmöglich-keiten für viele
Arten.“ Diese Rückzugsräume könnten durch Agrarum- geben.
Bild: R. Greiner weltmaßnahmen realisiert werden. Durch Bera-
tung und Aufklärung werden die Potentiale beste- Mit der neu eingeführten FAKT-Maßnahme för-
Blühbrache (6): „Der entschei- hender Agrarförderprogramme genutzt. Umge- dert das Land Baden-Württemberg Landwirte, die
dende Vorteil: Im Frühjahr und kehrt dienen die Erfahrungen aus der Praxis, den auf ihren Flächen mehrjährige Lebensräume für
Frühsommer ist bereits Vegetation
auf der Fläche, die als Brutplatz lokalen Projekten und den offiziellen Modellregi- Feldhase, Feldvögel und Insekten schaffen. Die
dienen kann.“ onen des Projekts der gezielten Weiterentwick- Bewirtschaftung ist einfach erklärt: Im ersten
Bild: R. Greiner lung von Agrarförderprogram- Standjahr wird die komplette Fläche mit einer
men. Blühmischung eingesät. In den Folgejahren wird
im Wechsel die Hälfte der Blühfläche stehengelas-
sen und die andere Hälfte umgebrochen und neu
Neue FAKT-Maßnahme eingesät. Dadurch wird die Strukturvielfalt auf
Blüh-, Brut- und Schlagebene erhöht und ein Nebeneinander von
Rückzugsflächen Deckung (Brut- und Setzplatz) und Nahrungsha-
bitat geschaffen. Mit dieser Maßnahme sollen ne-
Dies gelang dem Projekt erst- ben dem Niederwild vor allem auch Blütenbesu-
mals im Oktober 2017 bei der cher, insbesondere Wildbienen, und landwirt-
Eröffnung der ersten Modell- schaftliche Nützlinge, wie z.B. Spinnen oder Lauf-
region durch Minister Peter käfer, gefördert werden. Dies wirkt sich positiv
Hauk auf der Filderebene nahe auf die Bestäubungsleistung unserer Wild- und
Stuttgart. Bei der Besichtigung Kulturarten aus. Auch unter der Erde entfaltet
einer Rotationsbrache kam die sich Positives. So kommen unter Blühflächen mit
14 Landinfo 3 | 2019