Page 44 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Pflanzen- und Tierproduktion
Foto: J. Hinrichs-Berger Foto: H. Schneller
Bild 1 arbuskulären Mykorrhiza handelt es sich um weise zeigten Versuche an der Freien Univer-
Fliegenpilz Amanita muscaria ein eine Endo-Mykorrhiza, weil die Pilzhyphen in sität Berlin zur Inokulation mit arbuskulären
Ektomykorrhiza-Pilz an Birken
die Wurzelrinde eindringen. Dagegen sind Mykorrhiza-Pilzen eine signifikante Erhö-
Bild 2 Ekto-Mykorrhiza-Pilze mit Bäumen verge- hung der Pflanzenbiomasse und eine ebenso
Ericaceen, wie die Heidelbeeren, sellschaftet. Diese bilden ein Pilzhyphenge- deutliche Verringerung des Blattlausbefalls.
leben in Symbiose mit speziellen flecht um die Wurzeln, vor allem um die Wur-
Mykorrhiza-Pilzen
zelspitzen der Bäume. Die Böden unserer
Wälder sind mit einem weitgespannten Ge- Wann rentiert sich ein Einsatz?
flecht von Ekto-Mykorrhiza-Pilzen durchzo-
gen. Sichtbar werden diese Pilze erst mit be- Die Preise für Dünger sind in der Landwirt-
ginnender Pilzsaison im Wald, wenn Frucht- schaft in den letzten Jahren deutlich gestie-
körper oberhalb des Bodens gebildet werden. gen. Ein Ziel könnte deshalb sein, bei glei-
Eine dritte Form von Mykorrhiza-Pilzen lebt chen Erträgen Düngemittel effizienter einzu-
in Symbiose mit Ericaceen. Diese ericoiden setzen. Insbesondere die Ressourcen von
Mykorrhiza-Pilze durchdringen und umhül- Phosphaten sind begrenzt, so dass dies auch
len die Wurzeln der Ericaceen. Sie sind des- zu weiter steigenden Düngerpreisen führen
halb sowohl der Endo- als auch der Ekto- wird. Daher können Maßnahmen, die eine
Mykorrhiza-Gruppe zu zuordnen. verbesserte Aufnahme von pflanzenverfüg-
barem Phosphor zum Ziel haben, künftig
auch im konventionellen Anbau an Bedeu-
Warum werden MO in der Praxis tung gewinnen.
bisher wenig eingesetzt?
Durch den Klimawandel und den damit ein-
Durch die Möglichkeit der Versorgung der her gehenden höheren Durchschnittstempe-
Kulturpflanzen mit organischem und vor al- raturen, verbunden mit zunehmenden Wet-
lem mit mineralischen Düngern, werden den terextremen, wird es vermutlich in Zukunft
Pflanzen die Hauptnährstoffe in ausreichen- zu einer höheren Anfälligkeit der Nutzpflan-
dem Maße zur Verfügung gestellt. Der Haupt- zen beispielsweise für Schwächeparasiten wie
nutzen der Mykorrhiza-Pilze, die verbesserte Spinnmilben, geben. Beispiel hierfür ist in
Nährstoffaufnahme bei unterversorgten Bö- den letzten Jahren das vermehrte Auftreten
den (vor allem von pflanzenverfügbarem von Spinnmilben in den Randbereichen von
Phosphor), trat damit in der Vergangenheit in Mais und an Zuckerrüben. Deshalb wird das
der Landwirtschaft in den Hintergrund. Neu- Interesse an leistungsfördernden Mikroorga-
ere Forschungen zeigen aber, dass Pflanzen, nismen wie die Mykorrhiza-Pilze zunehmen.
die in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen leben, In den USA werden schon heute die Böden
besser mit abiotischen Stressfaktoren, bei- auf natürlich auftretenden Mykorrhiza-Pilze
spielsweise Staunässe und Trockenheit umge- untersucht und Forschungen und Untersu-
hen können. Auch können mit Mykorrhiza chungen zu Mykorrhiza fördernden Frucht-
inkokulierte Pflanzen weniger anfällig für folgen durchgeführt.
Krankheiten und Schädlinge sein. Beispiels-
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