Page 41 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Betrieb und Markt





       deckend für 25 X 25 km Raster seit 1975 für   anhand der Anzahl an Tagen > 25°C, sowie
       ganz Europa verfügbar. Für die Projektionen   die Anzahl an Tagen pro Jahr mit einem THI-
       für die nahe Zukunft (2017-2046) wird das   Index (Temperatur-Feuchtigkeits-Index) mit
       SRES Scenario A1B und die Modelle der    mäßigem Hitzestress (erhöhte Atem- und
       ETH Zürich RCM und GCM: ETHZ-CLM-        Herzfrequenz, Rückgang der Futteraufnah-
       HadCM3Q0 verwendet.                      me, Milchproduktion und Fruchtbarkeit).

       Um die Anfälligkeit eines Betriebes zu beur-  Im Bereich der Tierhaltung bei den Schweine-
       teilen, muss die Wahrscheinlichkeit des Auf-  mastbetrieben wurden auch hier die Kraftfut-
       tretens eines klimatischen Stresses mit dem   terunabhängigkeit sowie das Tierwohl durch
       Ausmaß der Konsequenzen, wie der Ertrags-  Hitzeeinwirkung bewertet. Die  Anfälligkeit
       reduktion kombiniert werden. Grundlage da-  der Schweinehaltung nahm kaum oder gar
       für sind die Erträge der letzten 10-15 Jahre,   nicht zu  (2 Bio, 2 konventionelle Betriebe).
       die entweder vom Betrieb zur Verfügung ge-  Die Entwicklung der Anfälligkeit des Acker-
       stellt werden können oder ansonsten vom   baus auf diesen Betrieben entspricht etwa
       Statistischen Landesamt für den entsprechen-  denen der Ackerbaubetriebe.
       den Landkreis herangezogen werden. Diese
       Ertragsdaten werden mit den klimatischen   Die Bewertung der Anfälligkeit  bei den Dau-
       Aufzeichnungen der letzten 30 Jahre in Ver-  erkulturen erfolgt wie bei den  Ackerbaukul-
       bindung gebracht – welches waren die Jahre   turen. Hier verdoppelt sich die Anfälligkeit im
       mit den niedrigsten Erträgen, wie häufig ka-  Obstbau  in  der  nahen  Zukunft. Dagegen
       men diese Jahre vor? Das von den französi-  bleibt sie im Weinbau etwa gleich. Extrem-
       schen Partnern entwickelte Tool bringt diese   wetterereignisse wie Starkniederschläge oder
       Daten zusammen und kann mit diesen Daten   Hagel können mit der Bewertung nicht dar-
       27 agroklimatische Indikatoren für die Ver-  gestellt werden, haben aber eventuell einen
       gangenheit und die nahe Zukunft darstellen   entscheidenden Einfluss auf die Anfälligkeit
       (z.B. Niederschlagsmenge im Juli/August,   der Kulturen.
       Anzahl der heißen Tage >25°C im Mai/Ju-
       ni….). Verschlechtern sich die Bedingungen
       in der nahen Zukunft, so erhöht sich die An-  Fazit                               Abbildung 2
       fälligkeit. Die ersten Ergebnisse aller 30 Pilot-                                 Klimatrends in Süd-Baden-
       betriebe zeigen, dass die Anfälligkeit der Be-  Zusammenfassend gilt: Bei den reinen Acker-  Württemberg, prozentuale
                                                                                         Differenz zwischen der  jüngsten
       triebe  über  alle  Betriebstypen  (Ackerbau,   baubetrieben haben wir nahezu eine Verdop-  Vergangenheit und der nahen
       Milchvieh, Schweinemast, Dauerkulturen)   pelung des Risikos in der nahen Zukunft ver-  Zukunft (Bodensee und Biberach).
       hinweg (außer im Weinbau) in der nahen Zu-  merkt. Dies entspricht auch etwa der Anfäl-  Modellierte Daten von Agri4Cast
                                                                                         mit dem Scenario A1B und das
       kunft ansteigt– sofern keine (weiteren) nach-  ligkeit des Acker-/Futterbaus bei den Milch-  Modell ETHZ-CLMHadCM3Q0.
       haltigen Anpassungsmaßnahmen ergriffen
       werden.

       Im Vergleich zu den 12 reinen Ackerbaube-
       trieben wurde bei den 8 Milchviehbetrieben      Prozentuale Veränderung unterschiedlicher Indikatoren zwischen (1987 - 2016)  und (2017 - 2046)
       zusätzlich zum Ackerbau auch die Anfällig-  150%  140%
       keit der Tierhaltung bewertet.  Dabei wurden
       die Faktoren Grundfutter, Kraftfutter sowie   100%  88%   100%  100%  100%
       das Tierwohl durch Hitzeeinwirkung mit un-                                                   Tage >25°C Mai + Juni
                                                                                                    Tage>28°C (Jahr)
       terschiedlicher Gewichtung mit einbezogen.              67%                                  Tage>28°C (Juli + Aug)
                                                   50%                               43%
                                                                                                    Tage>30°C (Jahr)
       Bei der Anfälligkeit des Futteranbaus wird die                                               Tage>30°C (May + Juni)
                                                                                                    Tage>30°C (Juli + Aug)
       Häufigkeit des Futterzukaufs sowie die Futte-  Veränderung in %  0%                          KWB (Jahr)
       runabhängigkeit in einem kritischen Jahr be-                         1           -7%  -1%  -16%  KWB (Mai +  Juni)
       wertet. Alle Pilotbetriebe haben eine hohe                                                   KWB (Juli + Aug)
                                                                                                    Frosttage April
       Grundfutterunabhängigkeit. Die Häufigkeit x   -50%                                           Niederschlag (Jahr)
       Unabhängigkeit ergibt die Anfälligkeit des                                                   Niederschlag (Winter)
       Grundfutteranbaus.  Ähnlich  wie  beim     -100%                    -93%  -84%               Niederschlag (Sommer)
       Grundfutter wird die Anfälligkeit des Kraft-
       futters bewertet. Die Auswirkungen von Hit-
       zewellen auf die Milchkühe wird bewertet   -150%                          -144%



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