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Pflanzen- und Tierproduktion
cher Befall mit Engerlingen im Boden vor- Arbeitskreis Engerlinge
herrscht und mit größeren Schäden gerechnet
werden muss. Zur Koordination der Versuche sowie der Ab-
stimmung untereinander wurde der Arbeits-
Im Frühjahr 2021 wurden bei Grabungen haupt- kreis Engerlinge ins Leben gerufen. Neben den
sächlich Engerlinge im Larvenstadium 3 gefun- Versuchen wurden Veranstaltungen durchge-
den (Bild 1), was darauf schließen lässt, dass führt und Infoartikel in der Fachpresse veröf-
2021 in erster Linie mit einem Käferflug und fentlicht. Zudem ist im Frühjahr ein Merkblatt
einer Eiablage zu rechnen ist. Im Spätsommer zum Umgang mit dem Junikäfer auf dem Grün-
QR-Code zum Merkblatt
„Hinweise zur Pflanzengesund- soll daher im Rahmen eines Landesversuchs auf land entstanden. Hinweise zum Auftreten von
heit“ des LAZBW befallenen Praxisflächen mithilfe des Cultange- Junikäfern (und ungewöhnlichen Erscheinun-
rätes das Pilzpräparat ausgebracht werden um gen in diesem Zusammenhang) werden gerne
die nächste Käfergeneration zu dezimieren. Da- entgegengenommen und können an pflanzen-
durch könnten die Schäden im Haupfraßjahr schutz-insekten@ltz.bwl.de gemeldet werden.
2022 reduziert und massivere Schädigungen der
Grünlandflächen abgewendet werden. Weitere Informationen sind unter dem Merk-
blatt „Hinweise zur Pflanzengesundheit“zu fin-
den.
Lebenszyklus des Junikäfers:
Der Käfer benötigt für seine Entwicklung zwei Jahre. Die Flugzeit ist typischerweise im Juni und für
die Namensgebung verantwortlich. Direkt nach dem Schlüpfen macht sich der Käfer an die Paarung
und sucht anschließend nach geeigneten Stellen um die Eier abzulegen. Hierfür werden warme
Stellen mit wenig Aufwuchs bevorzugt. Es wird daher empfohlen, die Grünlandflächen zum Zeit-
punkt des Flugs nicht kurz abzumähen oder zu beweiden.
Aus den Eiern schlüpfen nach kurzer Zeit die Larven (L1), die direkt mit dem Fraß beginnen. In die-
sem Stadium sind die Larven noch klein und der Fraßschaden unbedeutend. Noch im Sommer
häuten sich die Engerlinge jedoch zum nächsten Stadium (L2), in welchem sie bereits verstärkt an
den Wurzeln fressen. Über den Winter, wenn die Temperaturen niedrig sind, ziehen sich die Tiere in
tiefere Bodenschichten zurück. Im kommenden Frühjahr nimmt die Aktivität der Larven mit steigen-
der Temperatur wieder zu.
Es beginnt die Hauptfraßperiode der Engerlinge, zunächst als L2, bis Juli erfolgt die Häutung zum
letzten Larvenstadium L3. In diesem Stadium sind sie besonders gefräßig und erzeugen in den
Sommermonaten bei massenhaftem Auftreten erheblichen Schaden an den Wurzeln der Grünland-
vegetation, was besonders in Kombination mit Trockenheit zu dem beschriebenen Schadbild führt.
Bei kühleren Temperaturen im Spätherbst ziehen sie sich wieder in tiefere Bodenschichten zurück.
Bei anhaltend milden Temperaturen können die Engerlinge jedoch weiter aktiv bleiben und den
Wurzelfraß fortsetzen, die Erholungsphasen für die Pflanzen reduzieren sich dadurch und die Be-
stände werden umso mehr geschwächt.
Im darauffolgenden Jahr verpuppen sich die Larven. Aus diesen Puppen schlüpfen im Juni wieder
die Käfer und der Zyklus startet erneut. Die zweijährige Entwicklung des Junikäfers lässt sich also
Dr. Jonas Weber
LAZBW Aulendorf grob in ein Flug- und ein Fraßjahr einteilen, wobei es durch Verschiebungen der Entwicklung und
Tel.: 07525 / 942 - 361 Vermischung von Populationen auch zu einem parallelen Auftreten beider Entwicklungsjahrgänge
jonas.weber@lazbw.bwl. und damit einem jährlichen Flug kommen kann.
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