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Pflanzen- und Tierproduktion
Julia Bader
Projekt NEUKA.BW
Mit Feldversuchen und Praxisbetrieben zu mehr mechanischer Unkrautregulierung
Zunehmende Herbizidresistenzen, politische Auflagen und gesellschaftliche Debatten um Artenvielfalt
verdeutlichen, dass zukünftig bei der Unkrautkontrolle eine Reduktion des Herbizideinsatzes notwen-
dig ist. Im Rahmen des „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ soll das Projekt
NEUKA.BW „Praxisnetzwerk zur Erprobung der nicht-chemischen Unkrautregulierung und mecha-
nisch digitaler Verfahren im Ackerbau“ dazu beitragen, die Wissens- und Erfahrungslücken zu über-
winden, sowie die Akzeptanz für Verfahren der nicht-chemischen Unkrautregulierung zu erhöhen. Ne-
ben Feldversuchen stellen Praxisbetriebe einen wichtigen regionalen Austausch im Projekt dar.
it Blick auf eine Reduktion des Pflanzen- besten noch im Fädchen- bzw. Keimblattstadium
Mschutzmitteleinsatzes sind insbesondere die sein, um entsprechenden Regulierungserfolg durch
Herbizide in den Fokus zu nehmen. Sie sind die die Schüttwirkung zu erzielen.
Gruppe mit den im Inland größten abgesetzten Men-
gen (BVL, 2019). Herbizide haben sich in den letzten
Jahren als eine sicherere, termingerechte und kosten- Feldversuche mit einer
günstige Maßnahme zur Unkrautregulierung be- sensorgesteuerten Kamerahacke
währt. Mittlerweile steht der Einsatz durch die ho-
hen Mengen immer mehr in der Kritik - vor allem Unter der Leitung des LTZ Augustenberg und in
von der Umweltseite (Rückstände in Grundwasser Kooperation mit der Universität Hohenheim wur-
und Oberflächengewässern, Artenschwund in der den Versuche zum Vergleich verschiedener Verfahren
Segetalflora), aber auch aus Anwendersicht (zuneh- der Unkrautregulierung in den Kulturen Winterwei-
mende Resistenzen, stagnierende Neuzulassungen). zen bzw. Wintertriticale, Sojabohnen und Körner-
erbsen auf mehreren konventionell bewirtschafteten
Für ein zukunftsgerichtetes, integriertes Unkrautma- Standorten durchgeführt. Ab 2019 konnte eine kame-
nagement ist die stärkere Kombination von chemi- ragesteuerte Hacke mit Flachhackscharen eingesetzt
scher und mechanischer Unkrautbekämpfung erfor- werden (Bild. 1). In Anbetracht der üblichen Sätech-
derlich. Vorbeugende pflanzenbauliche Maßnahmen nik wird untersucht, ob die Hacke für einen Reihen-
bilden das Fundament der Unkrautregulierung. Dazu
gehört auch, das Anbausystem anzupassen - insbe-
sondere die Fruchtfolgen, Bodenbearbeitung und
Saattermine. Die Gerätetechnik der mechanischen
Verfahren wird stetig mit digitaler, sensorgestützter
Technik weiterentwickelt und es besteht von Seiten
der Landwirtschaft ein zunehmendes Interesse an
solchen Techniken.
NEUKA.BW soll einen Beitrag dazu leisten, die
nicht-chemischen Verfahren der Unkrautregulierung
im Ackerbau zu erproben und das Wissen in die
Praxis zu bringen. Im Vergleich zum Herbizideinsatz
ist für die mechanische Unkrautkontrolle mehr Zeit
und Flexibilität einzuplanen. Für einen hohen Regu-
lierungserfolg mit minimalem Kulturpflanzenverlust
ist es wichtig, den optimalen Einsatzzeitpunkt zu
treffen. Vor allem der erste Striegel- oder Hackgang Bild 1: Vorführung der kameragesteuerten Hacke mit 15 cm Reihenabstand am
darf nicht zu spät erfolgen. Die Unkräuter sollten am „Forchheimer Hacktag“ (08.05.2019); Foto: H. Krautscheid, LTZ Augustenberg
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