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Gartenbau und Sonderkulturen
































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          Jan Hinrichs-Berger


          Brandgefährlich: Schwarzer Rindenbrand an Kernobst



          Insbesondere nach Hitze- und Trockenjahren tritt im Kernobst verbreitet der sogenannte Schwarze
          Rindenbrand auf. Ein größeres Ausmaß erreichte diese Krankheit in Baden-Württemberg in den Fol-
          gejahren des Hitzesommers 2003. Betroffen waren damals vor allem Streuobstwiesen, in denen zahl-
          reiche Bäume durch diese Krankheit abgestorben sind.



                                      in nicht geringer Teil des Streuobstbestandes in   se Gattung ist außerordentlich artenreich. So sind
                                   EBaden-Württemberg ist derzeit abgängig. Eine,   mehr als 1000 Arten beschrieben, von denen welt-
                                   wenn nicht die wichtigste akute Schadursache ist der   weit mehr als zehn an Apfel beziehungsweise Birne
                                   Schwarze Rindenbrand. Seit 2018 ist zu beobachten,   pathogen sind. In einer kleinen Erhebung im vergan-
                                   dass die Krankheit vom Streuobst auf Bio-Erwerbs-  genen Sommer wurden in Baden-Württemberg die
                                   anlagen übergesprungen ist, wo es in zahlreichen   drei Arten D. bulgarica, D. malorum und D. seriata
                                   Fällen zu erheblichen Ausfällen gekommen ist (Bild   in Rindenbrandsymptomen nachgewiesen.
                                   7). So wurde der Schaderreger im Jahr 2019 in elf
                                   Betrieben in den Regionen Neckar und Baden nach-  Nach derzeitigem Kenntnisstand unterscheidet sich
         Bild 2: Diplodia-Fruchtfäule  gewiesen und zwar an unterschiedlichen Apfelsorten   die Biologie zwischen diesen Arten nicht grundle-
                                   („Topaz“, „Relinda“, „Hilde“, „Elstar“, „Pinova“, „Bra-  gend. Sie können Triebe (Stamm, Ast), Blätter und
                                   eburn“, „Pirouette-Rubinstep“) sowie an Birnen   Früchte infizieren. Dafür sind warme Temperaturen
                                   („Novem-bra“, „Gerburg“). Einzelne Anlagen muss-  (> 10 °C) und Niederschlagsperioden erforderlich.
                                   ten aufgrund des Befalls sogar vorzeitig gerodet wer-  Die  Infektion  erfordert  bei Trieben  offensichtlich
                                   den.                                     Verletzungen, während Blätter und Früchte vermut-
                                                                            lich auch über natürliche Öffnungen (Stomata) befal-
                                   Die Krankheit wird durch Hitze und Trockenheit   len werden.
                                   begünstigt. Im Zuge des Klimawandels ist mit einer
                                   weiteren Verschärfung der Situation zu rechnen. Da-  Rindeninfektionen können zunächst symptomlos
                                   durch und durch die angestrebte Reduktion des Fun-  verlaufen und erst in Schwächephasen des Baumes
                                   gizideinsatzes im Obstbau ist abzusehen, dass von   (Trockenheit) zum Ausbruch kommen. Bei hohen
                                   dieser fatalen Erkrankung mittelfristig auch der inte-  Temperaturen entwickelt sich der Pilz rasch, und es
         Bild 3: Schwarzfäule des   grierte Obstbau in Baden-Württemberg betroffen   entstehen Blattflecken (Bild 1), Fruchtfäulen (Bild 2)
         Holzes bei Diplodia-      sein könnte. Hervorgerufen wird der Schwarze Rin-  bis zur Mumifizierung der Früchte sowie Rinden-
         Rindenbrand               denbrand von Pilzen aus der Gattung Diplodia. Die-  brandsymptome. Der eigentliche Rindenbrand be-



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