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Schwerpunktthema: Bio und Regional



























          Carola Brumm


          Musterbauernhöfe für mehr Artenvielfalt




          Unsere Kulturlandschaft wurde durch die Landbewirtschaftung erschaffen, die mit ihrer vielfältigen
          Nutzung Lebensräume für eine Vielzahl von Arten bietet. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wirkt sich
          jedoch eine zunehmende Intensivierung und Reduzierung auf wenige Kulturen negativ auf die biolo-
          gische Vielfalt aus. Zum Erhalt dieser ist eine biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung aber auch in
          Zukunft unverzichtbar.





          Bild 1: Beweidung ist eine Quelle   nnerhalb der Landwirtschaft gibt es immer   Misstrauen geschuldet, und wir wollen es in
          der biologischen Vielfalt.   Inoch zu wenige Multiplikatoren für die er-  diesem Projekt gemeinsam überwinden“, so
          Vorbildlich ist die Beweidung von   folgreiche Integration von biodiversitätsför-  Dr. Philipp Unterweger, Biodiversitätsberater
          Grünland und die Nachbeweidung
          des Ackerlandes. Dank eines   dernder und naturverträglicher Bewirtschaf-  der Biomusterregion Biberach. Bisher liegt
          mobilen Melkstandes können hier   tung in bestehende Betriebsabläufe. Im Rah-  der  Schwerpunkt  der  Zusammenarbeit  auf
          alle Flächen des Hofs im weiten   men der Akteursbeteiligung der Bio-Muster-  sehr  extensiv  genutzten  Standorten.  Durch
          Umfeld mit Milchvieh beweidet
          werden;                  region wurde mehrfach betont, dass das   die gezielte Einbindung des Naturschutzes in
          Fotograf: Dr. Philipp Unterweger,   „Problem in den Köpfen liege, nicht in der   das gesamte Umfeld der Betriebe soll die
          Biodiversitätsberater
                                   Praxis“. Im Landkreis sollen zunächst drei   Kommunikation zwischen Naturschutz und
                                   Musterhöfe für Biodiversität  gestaltet  wer-  Landwirtschaft gezielt gefördert werden.
                                   den, über die eine Breitenwirkung erzielt wer-
                                   den soll. Biodiversitätsfördernde Maßnah-  Alle drei Musterhöfe arbeiten mit lokalen Ak-
                                   men sollen auf diesen Höfen in den Ar-   teuren zusammen, wobei die Anerkennung
                                   beitsalltag integriert werden und nicht als   dieser durch die Landwirte für die Akzeptanz
                                   zusätzlicher Aufwand gelten. Passenderweise   der Maßnahmen wichtig ist. So werden in die
                                   merkte  eine  Bäuerin  an:  „Wir  produzieren   Beratung der NABU, der Landschaftserhal-
                                   Artenvielfalt und als Beiprodukt hochwerti-  tungsverband, das Landwirtschaftsamt und
                                   ges Fleisch“ – das ist es, wo wir hinwollen.  unterschiedliche Biodiversitätsberater mit
                                                                            einbezogen. Der Wissenstransfer, die Zusam-
                                                                            menarbeit und die Diskussion aller Beteilig-
                                     Naturschutz und Kommunikation          ten soll gefördert werden. Nach den ersten
                                                                            Vor-Ort Terminen und Einschätzungen wird
                                   „Eine Trendwende ist der zunehmende Dia-  ein Werkstattgespräch mit allen Beteiligten
                                   log zwischen Landwirtschaft und Natur-   durchgeführt. Hier werden wichtige, sinnvol-
                                   schutz.  Dass momentan  viele Maßnahmen   le und umsetzbare Maßnahmen herausgear-
                                   noch nicht fruchten, ist dem gegenseitigen   beitet.



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