Page 24 - Landinfo 4_2020_Schwerpunktthema Bio und Regional
P. 24
Schwerpunktthema: Bio und Regional
Carola Brumm
Musterbauernhöfe für mehr Artenvielfalt
Unsere Kulturlandschaft wurde durch die Landbewirtschaftung erschaffen, die mit ihrer vielfältigen
Nutzung Lebensräume für eine Vielzahl von Arten bietet. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wirkt sich
jedoch eine zunehmende Intensivierung und Reduzierung auf wenige Kulturen negativ auf die biolo-
gische Vielfalt aus. Zum Erhalt dieser ist eine biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung aber auch in
Zukunft unverzichtbar.
Bild 1: Beweidung ist eine Quelle nnerhalb der Landwirtschaft gibt es immer Misstrauen geschuldet, und wir wollen es in
der biologischen Vielfalt. Inoch zu wenige Multiplikatoren für die er- diesem Projekt gemeinsam überwinden“, so
Vorbildlich ist die Beweidung von folgreiche Integration von biodiversitätsför- Dr. Philipp Unterweger, Biodiversitätsberater
Grünland und die Nachbeweidung
des Ackerlandes. Dank eines dernder und naturverträglicher Bewirtschaf- der Biomusterregion Biberach. Bisher liegt
mobilen Melkstandes können hier tung in bestehende Betriebsabläufe. Im Rah- der Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf
alle Flächen des Hofs im weiten men der Akteursbeteiligung der Bio-Muster- sehr extensiv genutzten Standorten. Durch
Umfeld mit Milchvieh beweidet
werden; region wurde mehrfach betont, dass das die gezielte Einbindung des Naturschutzes in
Fotograf: Dr. Philipp Unterweger, „Problem in den Köpfen liege, nicht in der das gesamte Umfeld der Betriebe soll die
Biodiversitätsberater
Praxis“. Im Landkreis sollen zunächst drei Kommunikation zwischen Naturschutz und
Musterhöfe für Biodiversität gestaltet wer- Landwirtschaft gezielt gefördert werden.
den, über die eine Breitenwirkung erzielt wer-
den soll. Biodiversitätsfördernde Maßnah- Alle drei Musterhöfe arbeiten mit lokalen Ak-
men sollen auf diesen Höfen in den Ar- teuren zusammen, wobei die Anerkennung
beitsalltag integriert werden und nicht als dieser durch die Landwirte für die Akzeptanz
zusätzlicher Aufwand gelten. Passenderweise der Maßnahmen wichtig ist. So werden in die
merkte eine Bäuerin an: „Wir produzieren Beratung der NABU, der Landschaftserhal-
Artenvielfalt und als Beiprodukt hochwerti- tungsverband, das Landwirtschaftsamt und
ges Fleisch“ – das ist es, wo wir hinwollen. unterschiedliche Biodiversitätsberater mit
einbezogen. Der Wissenstransfer, die Zusam-
menarbeit und die Diskussion aller Beteilig-
Naturschutz und Kommunikation ten soll gefördert werden. Nach den ersten
Vor-Ort Terminen und Einschätzungen wird
„Eine Trendwende ist der zunehmende Dia- ein Werkstattgespräch mit allen Beteiligten
log zwischen Landwirtschaft und Natur- durchgeführt. Hier werden wichtige, sinnvol-
schutz. Dass momentan viele Maßnahmen le und umsetzbare Maßnahmen herausgear-
noch nicht fruchten, ist dem gegenseitigen beitet.
24 Landinfo 4 | 2020