Page 33 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Schwerpunktthema





       vor der Saison 2016 schon sehr schwierige und   geplant, um diese Effekte auch mit den seit 2016
       auch weniger problematische Jahre hinsichtlich   neu zugelassenen höheren Schwefelaufwandmen-
       der Bekämpfung der Rebenperonospora gab. Bis   gen genauer zu prüfen.
       2013 standen dem Öko-Weinbau mit „Frutogard“
       (Kaliumphosphonat) bzw. „Alginure Bioschutz“   Für den Öko–Weinbau wird die Anwendung von
       (Kaliumphosphonat) hochwirksame Pflanzen-  weinbaulichen Maßnahmen für die indirekte Ver-
       stärkungsmittel zur Verfügung standen. Seit 2013   meidung der Rebenperonospora auch weiterhin
       sind „Kaliumphosphonat“-Präparate als Pflan-  von ausschlaggebender Bedeutung sein.
       zenstärkungsmittel nicht mehr erlaubt.

       Die Resultate der Versuche belegen, dass in Jahren   Weinbauliche Maßnahmen zur
       mit geringem Infektionsdruck und in Jahren, in   Vorbeugung von Peronospora
       denen sich die Rebenperonospora erst spät aus-
       breitet, die BÖW-Spritzfolgen bzw. reduzierte   •  Erstbefall mit der Entfernung von Stockaustrie-
       Kupferaufwandmengen nach BÖW mit weniger   ben vorbeugen
       als 3 kg/ha Reinkupfererfolgreich waren. Die ex-
       akte Wirkung der „Zusätze“ oder „Additive“   •  Förderung der Abtrocknung der Laubwand
       (= Pflanzenpflegemittel) war in den Versuchen
       schwer einzuschätzen!                    •  Wahl des richtigen Standortes und der geeigne-
                                                  ten Rebsorte
       In den Jahren mit mittleren bis sehr hohem Infek-
       tionsdruck reichten aber alle derzeit vorhandenen   •  Gezielte Laubarbeiten für eine optimale Durch-
       Strategien im Öko-Weinbau für eine wirtschaftlich   lüftung
       sichere Bekämpfung der Rebenperonsopora bei
       weitem nicht aus! Das zeigen die vielen Resultate,   •  Geeignete Bodenpflege um starkes Wachstum
       in denen nur mit dem organischen Vergleichsmit-  zu vermeiden
       tel Folpan eine sichere Bekämpfung möglich war.
       Mit den geprüften Öko-Spritzfolgen war dies   Um das Ziel ökologischen, nachhaltigen Weinbau
       nicht möglich.                           in der Praxis konzeptionell umzusetzen, sollten
                                                mehrere Aspekte berücksichtigt werden. Die Rah-
       In den letzten Jahrzehnten wurde intensiv an kup-  menbedingungen um Öko-Weinbau in Deutsch-
       ferfreien Strategien zur Bekämpfung der Reben-  land wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben, müs-
       peronospora geforscht. Die vielen durchgeführ-  sen neu überdacht und modifiziert werden. Die
       ten Projekte führten aber bisher nicht zu dem er-  derzeit zulässigen Reinkupfermengen werden in
       hofften Durchbruch. Die Kupferpräparate wur-  Jahren mit hohem Infektionsdruck bei der Reben-
       den in den letzten Jahren stetig optimiert, sowohl   peronospora nicht ausreichen. Die Einbindung
       hinsichtlich der Wirkungsgrade als bezüglich der   von Kaliumphosphonat in die Bekämpfungsstra-
       Umweltbelastung.                         tegie muss auch zukünftig diskutiert werden.
       Die heute zugelassenen Kupfermittel zeigen die   Weitere Forschung ist unentbehrlich um geeignete
       gleiche biologische Wirkung mit geringeren Rein-  Pflanzenschutzstrategien zu entwickeln. Die Be-
       kupfermengen als alte Präparate. Diese modernen   rücksichtigung und Verbesserung des Anbaus von
       Produkte sind nach wie unersetzlich für eine Be-  geeigneten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten in
       kämpfung der Rebenperonospora. Die For-  das Gesamtkonzept „Öko-Weinbau“ ist ein weite-
       schungsergebnisse bewiesen zudem, dass soge-  res Schlüsselelement.
       nannte „Wunder-Bio-Pflanzenpflegemittel“ tat-
       sächlich keine Wunder vollbringen konnten. In   Autoren 
       absehbarer Zeit werden solche Präparate auch
       nicht verfügbar sein!


         Ausblick
                                                                                         Gottfried Bleyer
       Versuche am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg                                  WBI Freiburg
       zeigten, dass Netzschwefel die Wirkung der Kupf-                                  Tel. 0761/ 40165-28
       erpräparate gegen Rebenperonospora maßgeblich                                     gottfried.bleyer@wbi.
       verbessern konnte. Weitere Untersuchungen sind                                    bwl.de



       Landinfo 4 | 2017                                                                                     31
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