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Analyse der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2022/23                         43




               Die  Apfelernte  des  Jahres  2022  fiel in     Die durchschnittliche Größe der Unternehmen
               Deutschland gut 10 % höher aus als der lang-    lag  2022/23  bei  32,10 ha  LF,  wovon  21,7 ha
               jährige  Durchschnitt,  in  Baden-Württemberg   obstbaulich genutzt wurden. Im Mittel erzielten
               sogar 16,7 % höher. Zu Beginn der Apfelernte    die Unternehmen mit Schwerpunkt  Obstbau
               lagerten noch umfangreiche Mengen aus der       ein Ordentliches Ergebnis von 44.700 € je Be-
               Ernte des Vorjahrs. Auch bei Zwetschgen und     trieb und 29.000 € je nicht entlohnter Familien-
               Pflaumen lag die Erntemenge deutlich über       arbeitskraft, wobei der letzte Wert aussagekräf-
               dem Vorjahr und 5,6 % über dem langjährigen     tiger ist. Der Sollwert liegt bei 60.000 € Orden-
               Durchschnitt.  Genauso lag die Kirschenernte    tliches Ergebnis  je  Unternehmen  und Jahr.
               des Jahres 2022 um 6,3 % über dem langjäh-      Manche Quellen halten sogar 100.000 € je Jahr
               rigen Durchschnitt. Dagegen nahm die            beim Ordentlichen Ergebnis  für nötig  für ein
               Strauchbeerenernte  2022  um  5,5 % gegen-      nachhaltiges Bestehen eines Familienunter-
               über  dem Vorjahr  ab  (Statistisches Bundes-   nehmens (Oberhofer, Dr. J. (2023): Das letzte
               amt,  Pressemitteilung  Nr.  053  vom  09.02.   gute Jahr – Agrarbericht 2021/22, Der deutsche
               2003; Nr. 010 vom 9.1.2023 und Nr. 402 vom      Weinbau 13/2023, S. 20 – 29). Der Sollwert für
               21.9.2022).                                     das Ordentliche Ergebnis  je  Familienarbeits-

               Entscheidend für das Wirtschaftsjahr 2022/23    kraft beträgt 40.000 € je Jahr. Beide Werte sind
               waren  die  veränderten  Rahmenbedingungen      gegenüber dem Vorjahr drastisch eingebro-
               bei der Vermarktung. Das Kaufverhalten der      chen, denn im vorherigen Wirtschaftsjahr wur-
               Konsumenten in Deutschland hatte sich stark     den noch 60.900 € je Betrieb und 39.500 € je
               verändert. Durch die stark gestiegenen Ener-    nicht entlohnter Familienarbeitskraft erreicht.
               giekosten wurde bei den Lebensmitteln  ge-      Zwei Jahre zurück, im Wirtschaftsjahr 2020/21,
               spart. Dazu hatten die  Obstproduzenten  mit    lagen die Werte sogar noch bei 108.300 € je
               deutlich  gestiegenen  Produktionskosten  zu    Betrieb und 74.600 € je nicht entlohnter Famili-
               kämpfen, die sie kaum an die Kundschaft wei-    enarbeitskraft. Das bedeutet, die  Talfahrt
               tergeben konnten.  Die Erzeuger  blieben also   setzte sich im Wirtschaftsjahr 2022/23 fort.
               mehr oder weniger auf den gestiegenen Kos-      Rentabilität und Stabilität
               ten für Treibstoff,  Dünger,  Pflanzenschutz,
               Transport und Verpackung sitzen. Hinzu kam      Im Wirtschaftsjahr 2022/23 erreichten die aus-
               noch die außerplanmäßige Anhebung des Min-      gewerteten Unternehmen im Durchschnitt eine
               destlohns  von  10,45 €  auf  12,00 €  zum      Nettorentabilität von nur 61,5 %.  Gut  wären
               1.10.2022.                                      100 %, dann wäre eine Entlohnung der Familien-
                                                               arbeitskräfte und eine Verzinsung des eingesetz-
               Ergebnisse für das Wirtschaftsjahr              ten Eigenkapitals erreicht, 80 % gelten als noch
                                                               zufriedenstellend. Damit kann das Ergebnis für
               Die Auswertungen  für das  Wirtschaftsjahr
               2022/23 beruhen  auf  Daten von insgesamt       dieses Jahr nur als „schlecht“ bewertet werden.
               30 Dauerkulturbetrieben mit Schwerpunkt Obst-   Die bereinigte Eigenkapitalveränderung war so-
               bau. Damit lassen sich kaum mehr Aussagen       gar negativ, sie betrug rund -5.300 € je Unter-
               treffen. Im  Wirtschaftsjahr 2019/20 waren es   nehmen. Die Unternehmen lebten von der Sub-
               immerhin noch 58 Betriebe.                      stanz. Die Gewinne waren viel zu niedrig. Im
               Die vorliegende Auswertung unterteilt die Un-   Vorjahr war der Wert mit 7.400 € je Unterneh-
               ternehmen auch noch in drei Größenklassen.      men zwar noch positiv, aber dennoch weit ent-
               Es sind Daten von fünf Unternehmen bis 10 ha,   fernt von den Sollwerten. Diese Sollwerte liegen
               von  12  Unternehmen  von 10 bis 20 ha und      je Jahr bei mindestens 15.000 € absolut, oder
               13 Unternehmen über 20 ha Obstfläche darge-     30 % des Ordentlichen Ergebnisses, oder 5 %
               stellt (Tab. 26). Aufgrund der sehr kleinen Stich-  des Fremdkapitals, wobei der höchste Wert gilt.
               probe sollen nur die Ergebnisse insgesamt kom-  Nur wenn die Sollwerte erreicht werden, kön-
               mentiert werden.                                nen die Unternehmen nachhaltig existieren.
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