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Analyse der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2022/23 39
1.7 Ergebnisse der Dauerkulturbe- Dadurch gestaltete sich auch der Pflanzen-
triebe – Schwerpunkt Weinbau schutz entspannter als 2021. Ende August be-
gann die Traubenlese und konnte bei gutem
Uwe Michelfelder, LVWO Weinsberg Herbstwetter zügig abgeschlossen werden.
Frühe Lese, hohe Güte bei einer guten Menge
Rahmenbedingungen
kennzeichnete den Jahrgang (Bleyer, K. und
Die für das aktuelle Heft Nr. 72 vorliegenden H.-C. Schiefer (2022): Gut gelaufen, Rebe und
Auswertungen beziehen sich auf das landwirt- Wein 12/2022, S. 30 – 32).
schaftliche Wirtschaftsjahr 2022/23 und damit Gegenüber dem Corona-Jahr 2021 normali-
ist die Lese im Herbst 2022 maßgebend. Daher sierte sich der Weinabsatz im Jahr 2022 wie-
soll zunächst auf den Jahrgang 2022 zurück-
geblickt werden. der, er ging auf das Vor-Corona-Niveau zurück.
Heute im Januar 2024 wissen wir, dass dies
„Das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeich- der Beginn einer rasanten Talfahrt beim Wein-
nungen im Südwesten“ stand in der Presse absatz war. Die hohe Inflation, insbesondere
beim Rückblick auf das Jahr 2022 zu lesen. bei Energie, sowie die unsichere Weltlage führ-
Damals wusste noch niemand, dass diese Aus- ten zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung der
sage auch für 2023 noch einmal gelten sollte. Verbraucher. Auch in der Statistik (Deutscher
Im Herbst 2022 wurde nach zwei ertrags- Wein Statistik (´23/´24), Deutsches Weininsti-
schwachen Jahrgängen wieder eine ordentli- tut) ist ein geringerer Pro-Kopf-Verbrauch in
che Ernte erzielt. Sie reichte zwar nicht an die Deutschland an Still- und Schaumwein von zu-
Ernte 2018 heran, lag aber etwas höher als sammen 23,1 l gegenüber 23,9 l im Jahr 2021
2019. Vor allem in Baden war dies deutlich zu erkennen.
spürbar, dort waren die Erträge gegenüber Ergebnisse für das Wirtschaftsjahr
2021 um rund ein Drittel höher (Statistische Be-
richte Nr. 3395 21001 vom 22.03.2023, Statis- Für das Wirtschaftsjahr 2022/23 wurden Daten
tisches Landesamt Baden-Württemberg). von insgesamt 66 Dauerkulturbetrieben mit
Schwerpunkt Weinbau ausgewertet (Tab. 25);
Im Jahr 2022 umfasste die mit Keltertrauben
bestockte Rebfläche im Anbaugebiet Baden das sind wieder ein paar weniger als im Vor-
jahr. Dabei wurde weiter unterteilt in trauben-
15.727 ha, im Anbaugebiet Württemberg vermarktende Betriebe und Weingüter. Von
11.330 ha und damit nur minimal weniger als insgesamt 64 traubenvermarktenden Unter-
im Vorjahr (Statistisches Landesamt Baden- nehmen lagen Daten vor, dagegen nur noch
Württemberg).
von zwei Weingütern. Aufgrund dieser Daten-
Das Wetter sorgte im Jahr 2022 für manche grundlage sollen in diesem Artikel nur die trau-
Rekorde und Schlagzeilen. Die Jahresmittel- benvermarktenden Betriebe berücksichtigt
temperatur in Deutschland lag bei 10,8° C, kein werden. Insgesamt ist dies eine sehr kleine
Wert war seit Beginn der Messungen höher. Stichprobe und lässt damit nur bedingt Rück-
Der Jahresniederschlag war gegenüber dem schlüsse zu. Es wäre dringend nötig mehr Un-
Soll um 15 % niedriger, dafür stellten die ge- ternehmen zu motivieren, an dieser Auswer-
messenen 2025 Sonnenstunden alle bisheri- tung teilzunehmen.
gen Rekorde ein (Lux, G. (2023): Ein außerge-
wöhnliches Jahr, Der Deutsche Weinbau Rentabilität und Stabilität
2/2023, S. 34 – 35). Mit der Kenngröße Nettorentabilität kann man
Das Weinjahr 2022 startete ohne Gefahr durch gut darstellen, wie erfolgreich ein Unternehmen
Spätfröste, es folgte eine rasche und frühe wirtschaftet. Die Sollgröße bei der Nettorenta-
Blüte. Im weiteren Verlauf gab es einen sehr bilität beträgt 100 %, nur dann werden die Pro-
heißen und trockenen Sommer mit ausgepräg- duktionsfaktoren Arbeit und Kapital vollständig
ter Dürrephase von Anfang Juli bis Mitte August. entlohnt.