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            Die  Veredlungsbetriebe  konnten  im Wirt-       änderung, verbesserte sich bei den ausgewer-
            schaftsjahr 2022/23 den mit Abstand höchsten     teten Haupterwerbsbetrieben erheblich um
            Gewinnzuwachs verzeichnen. Angesichts sin-       durchschnittlich 72 % auf 20.800 € je Betrieb.
            kender  Tierzahlen hat das weiter rückläufige    Die Zielschwelle  von 15.000 €  bereinigter Ei-
            Ferkel- und Mastschweineangebot im abgelau-      genkapitalbildung wurde von den Verbund-,
            fenen Wirtschaftsjahr einen unerwartet deutli-   Futterbau-  und  Veredlungsbetrieben sogar
            chen  Preisanstieg  bewirkt.  Die  verbesserten   deutlich überschritten. Die Dauerkulturbetriebe
            Rahmenbedingungen auf den Veredlungs-            hingegen erreichten im Wirtschaftsjahr 2022/23
            märkten haben trotz der deutlich gestiegenen     mit  nur  865 €  je Betrieb  eine völlig unzu-
            Futterkosten zu einer erheblichen Verbesse-      reichende Eigenkapitalbildung.
            rung der Einkommenssituation  geführt. Die       Einen Blick auf die Liquiditätssituation, also die
            Veredlungsbetriebe     konnten    nach   dem     Zahlungsfähigkeit der  Betriebe, erlaubt die
            schlechten Vorjahr das  Ordentliche Ergebnis     Kennzahl Cashflow III. Im Durchschnitt der Be-
            im Durchschnitt um knapp 85 % auf 96.200 €       triebe standen  59.900 €  für Neuinvestitionen
            steigern. Damit verbunden war bei einer Netto-   zur Verfügung und übertrafen damit den Vorjah-
            rentabilität  von  durchschnittlich  114 %  auch   reswert um rund 23 %. An der Spitze lagen die
            erstmals wieder ein Unternehmergewinn.           Futterbau- und die Veredlungsbetriebe mit ei-

            Bei den Dauerkulturbetrieben war im Gegen-       nem Cashflow III von 81.600 € bzw. 92.500 €.
            satz zu den anderen Betriebsformen im Wirt-      Der Anteil der  staatlichen Zulagen und Zu-
            schaftsjahr  2022/23  gegenüber  dem  Vorjahr    schüsse am  Ordentlichen  Ergebnis  gibt  Aus-
            eine deutliche Verschlechterung der Unterneh-    kunft, wie hoch  die Abhängigkeit von staatli-
            mensergebnisse um fast ein Drittel auf durch-    chen Transferleistungen im Bezugsjahr war. Im
            schnittlich nur  36.900 €  festzustellen. Haupt-  Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe lag der
            grund  für diesen  starken Rückgang waren        Anteil  der  staatlichen  Transferleistungen  am
            niedrigere Erzeugerpreise für Obst und Trau-     Ordentlichen  Ergebnis  bei  rund  55  %.  Durch
            ben sowie höhere Kosten für Personal und Be-     die deutlich verbesserte Entwicklung der Um-
            triebsmittel.
                                                             satzerlöse hat sich der Anteil der Transferleis-
            Als Maßstab zur Entlohnung der nicht entlohn-    tungen im  Wirtschaftsjahr 2022/23 damit  ge-
            ten  Familienarbeitskräfte (nAK) verbesserte     genüber dem Vorjahr um  rund 17 Prozent-
            sich der ordentliche Arbeitsertrag über alle Be-  punkte verringert. Der  Umfang der  Transfer-
            triebsformen hinweg um 25 % auf 47.000 € je      leistungen korrespondiert mit der Betriebsform.
            nAK. Dabei wiesen die Futterbau- und die Ver-    So stehen die Dauerkulturbetriebe in der Regel
            edlungsbetriebe mit fast 60.000 € eine mehr als   mit deutlichem Abstand am Ende der Rang-
            doppelt so hohe Entlohnung der nAK auf wie die   folge, die Futterbaubetriebe im Mittelfeld und
            Dauerkulturbetriebe. Auch die Nettorentabilität   die Ackerbaubetriebe an der Spitze.
            erhöhte sich im Durchschnitt auf knapp 97 %
            und lag damit nur geringfügig unter dem Ziel-    Ausblick
            wert von 100 %, der eine volle Entlohnung der    Ein Ausblick ist bei den derzeitig hochvolatilen
            eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Arbeit   Märkten kaum möglich. Die Krisen und die da-
            und Kapital ermöglicht. Auch hier lagen die Fut-  mit zusammenhängende Inflation werden wei-
            terbau- und die Veredlungsbetriebe mit Werten    terhin große Einflussfaktoren für die anhaltend
            von 125 % bzw. 114 % an der Spitze, während      extrem volatile Marktsituation sein. Zum Jah-
            die Dauerkulturbetriebe im Mittel nur eine Net-  reswechsel ist bereits ersichtlich, dass sich die
            torentabilität von lediglich 52 % aufwiesen.     Unternehmensergebnisse der landwirtschaftli-
            In den weiteren Erfolgskennzahlen zeigen sich    chen Haupterwerbsbetriebe im laufenden Wirt-
            ebenfalls wieder große Unterschiede zwischen     schaftsjahr 2023/24 aufgrund merklich ver-
            den Betriebsformen. Die Stabilität, gemessen     schlechterter Rahmenbedingungen auf einem
            an der insgesamt bereinigten Eigenkapitalver-    deutlich niedrigeren Niveau einpendeln werden.
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