Page 44 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
P. 44
Gartenbau und Sonderkulturen
Bettina Billmann
Kräuter- und Gemüseanbau am Bodensee
Sommerexkursion 2017 von HORTUS OFFICINARUM und „Netzwerk Kräuter-BW“
Die jährliche Sommerexkursion führte dieses Jahr an den Bodensee. Zu Beginn wurde auf der
Schweizer Seite in der Nähe von Kreuzlingen die Demeter-Gärtnerei des Ekkharthofs besucht, in der
unter anderem zahlreiche Frischpflanzen für die Heilmittelfirma ‚Ceres‘ angebaut werden. Dort fand
auch die Mitgliederversammlung von ‚HORTUS‘ statt. Am nächsten Tag stand auf der deutschen Seite
die Insel Reichenau auf dem Programm – besichtigt wurden die Gewächshausanlagen des Bio-
Jungpflanzenerzeugers Joachim Bärthele und danach der berühmte historische Kräutergarten
‚Hortulus‘.
uf Initiative der Heilpädagogin und Ilmar Randuja begründete hier in 1970-er und
AGärtnerin Marti Hofer hin entstand 1974 80-er Jahren seine biologisch-dynamische
die anthroposophisch ausgerichtete Heil- und Züchtungs- und Vermehrungsarbeit, die für
Bildungsstätte Ekkharthof. Die v on der alle späteren Saatgut- Initiativen wegweisend
HORTUS-Gruppe besuchte Gärtnerei am war. Heute erfolgt am Ekkharthof zwar kei-
Ekkharthof umfasst – einschließlich der mit- ne explizite Züchtung mehr, doch wird eine
gepflegten Rabatten und Außenanlagen – ins- vielseitige Vermehrung von Gemüse- und
gesamt ca. 4 ha Fläche. Die eigentliche Pro- Kräutersaatgut in Zusammenarbeit mit den
duktion findet auf ca. 2,5 ha statt, davon sind Biosaatgutproduzenten Sativa (CH) und der
850 m² ungeheizte Folienhäuser und 500 m² Lebensgemeinschaft Bingenheim (D) sowie
heizbare Hochglasfläche. Schwerpunkte der dem Verein HORTUS OFFICINARUM
Produktion bilden je nach Jahreszeit und Wit- durchgeführt.
terung der Gemüsebau und die Ch icorée-
Treiberei, die Produktion von biologisch-dy-
namischem Saatgut, die Pflege der Umge- Bioland-Jungpflanzen Bärthele
bung, der Blumenschmuck in den Gebäuden
und die Anzucht eigener Pflanzen. Das Der in Biokreisen überregional bekannte Bio-
„Herzstück“ der Gärtnerei sind jedoch An- jungpflanzenbetrieb auf der Insel Reichenau
bau und Verarbeitung von ca. 80 Heil- und geht zurück auf einen 1966 gegründeten In-
Gewürzpflanzenarten (Bild 1). Sie w erden tensiv-Gemüsebaubetrieb auf ca. 1 ha Fläche.
zum einen für die Herstellung von Urtinktu- Dieser wurde Anfang der 1990er Jahre auf
ren der Firma Ceres verwendet, zum anderen integrierte Produktion umgestellt, der Schritt
gehen sie in Form von Tees, Gewürzen und in die biologische Betriebsweise erfolgte dann
Gewürzmischungen in die eigene Vermark- 1994. Die Firma ‚Bioland-Jungpflanzen Bär-
tung. Aus der Gärtnerei werden, auch über thele GdbR‘ ist seit 2007 ausschließlich auf
den hofeigenen Bioladen oder den Internet- Biojungpflanzen eingestellt, der Schwerpunkt
shop, über 600 frische oder verarbeitete Pro- liegt hierbei auf veredelten Tomaten und
dukte vermarktet. Die Arbeit in der Gärtnerei Gurken. Beliefert wird Kundschaft in
Bild: B. Billmann Erwachsenen erledigt. Sie werden angeleitet (8 %). Die Entwicklung fand 2009 mit der
wird von bis zu 30 betreuten Lehrlingen und
Deutschland, der Schweiz und Österreich
und begleitet von sieben GärtnerInnen, vier
Übernahme von 3,2 ha heizbarer Gewächs-
hausfläche und einem damit verbundenen
PädagogInnen und einer Eurythmistin
Standortwechsel von der Insel aufs Festland
Auf dem Ekkharthof nahm die biodynami- in den Reichenauer Ortsteil Göldern einen
Blick über die Kräuterbeete der sche Züchtung von Gemüsesaatgut ihren An- Höhepunkt.
Gärtnerei am Ekkharthof auf
den Bodensee fang. Der inzwischen 91-jährige Gärtner
42 Landinfo 5 | 2017