Page 40 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Pflanzen- und Tierproduktion
Dr. Wolfgang Wagner
Clostridien in Futtermitteln
Futtermittel, die unter anaeroben Einfluss standen oder mit Erdboden, Kot und Kadavern verunreinigt
sind, sind möglicherweise mit Clostridien belastet. Dies mindert den Futterwert und die Qualität des
Futtermittels. Zu unterscheiden sind nützliche und schädliche Arten, die abhängig von der Fragestellung
im Labor durch unterschiedliche Methoden analysiert werden können. Fehlgärungen bei Silagen,
Toxine im Heimtierfutter, fütterungsbedingte Erkrankungen in Nutztierbeständen – es lohnt sich, die
Rolle von Clostridien in der Tierfütterung einmal näher zu betrachten.
lostridien sind stäbchenförmige Bakteri- alname „Buttersäurebakterien“ weist auf eine
Cen (Bild 1), die hitzeresistente Sporen bil- typische Substanz hin, die beim Vergären von
den und je nach Art gefährliche Toxine oder Proteinen, Nukleinsäuren und Polysacchari-
zumindest qualitätsmindernde Stoffwechsel- den entstehen. Zusammen mit anderen Ab-
produkte bilden können. Wegen ihrer anaero- bauprodukten wie Propionsäure, Aceton und
Bild 1 ben Lebensweise trifft man sie typischerweise Butanol entsteht so oftmals eine unangenehm
Schwarze Kolonien mit in sauerstoffarmen Milieus wie im Erdboden, riechende Mischung, die den fortschreiten-
Clostridium butyricum nach bei unkontrollierten Gärprozessen oder im den Verderbnisprozess des Futtermittels an-
einem Tag anaerober Bebrütung
bei 37 °C. Verdauungstrakt höherer Tiere an. Ihr Trivi- zeigt.
Clostridien nicht per se schädlich
Clostridien dürfen nicht per se als schädlich
angesehen werden. Neben als Krankheitser-
reger, Lebens- und Futtermittelverderber ge-
fährlichen Arten gibt es gleichwohl auch
nützliche Stämme, die in der Biotechnologie,
der Bodendüngung (N-Fixierung), der Medi-
zin (Botox) bis hin als zootechnischer Zusatz-
stoff in der Futtermittelwirtschaft von Be-
deutung sind. Legt man aus dem Themenbe-
reich Arbeitssicherheit die technischen Re-
geln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA
466) als Maßstab zugrunde, so werden 126
Arten (74 %) in die Risikogruppe 1 eingestuft,
bei der eine Erkrankung unter normalen Um-
ständen unwahrscheinlich ist.
Die restlichen Arten fallen zumeist in Risiko-
gruppe 2. Hier findet man Vertreter mit ganz
unterschiedlichen klinischen Eigenschaften
Bilder: W. Wagner, LTZ und Fähigkeiten zur Bildung diverser Toxine.
Manche sind tier- und/oder humanpathogen,
manche verursachen Einzelerkrankungen,
manche rufen sogar Seuchen hervor.
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