Page 36 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Pflanzen- und Tierproduktion
te Verwertungsrichtung verbunden. Nur zwei Veranstaltungen und als PDF-Datei auf den
Ökobetriebe verfüttern Erbsen oder Acker- Internetseiten des LTZ vor.
bohnen an die eigenen Tiere, alle anderen
verkaufen ihre Körnerleguminosen. Hierbei Ein weiteres, wichtiges Element des Wissen-
dient die gesamte Lupinen- und Linsenernte stransfers sind unsere Veranstaltungen, insbe-
sowie ein Teil der Sojaernte zur Herstellung sondere die Feldbegehungen und Feldtage
von Nahrungs- oder Genussmitteln (z.B. mit den Demobetrieben. Bei diesen Veran-
Kaffee-Ersatz, Mehl, Tofu). Bei den konven- staltungen gelangt praxisrelevantes Wissen
tionellen Demobetrieben dagegen ist die in- direkt in die Praxis, so dass interessierte Be-
nerbetriebliche Verwertung über Tiere häufi- triebe mit dem Anbau beginnen können. Da
ger anzutreffen als die Vermarktung. Wenn bei den Veranstaltungen auch Abnehmer prä-
konventionelle Demobetriebe ihre Ernte ver- sent sind, ist der Kontakt zur aufnehmenden
kaufen, tun sie dies in der Regel als Futtermit- Hand hergestellt.
tel, nur ein Betrieb verkauft Speiseware (Lin-
se).
Wie geht es in Zukunft weiter?
Die ökologischen Demobetriebe sind somit
stärker auf den Verkauf und die Nutzung In Zukunft muss das vorhandene Potential
über den Teller (bzw. die Tasse) orientiert, die weiter ausgeschöpft werden durch
konventionellen Demobetriebe dagegen be-
treiben eher die Erzeugung von Futtermitteln • Verbesserung der Attraktivität des Anbaus
und verwenden diese häufiger innerbetrieb- (z.B. Züchtung leistungsfähigerer Sorten,
lich. Verbesserung der Saatgutverfügbarkeit,
Entwicklung effizienter Methoden zur Un-
Die beschriebenen Präferenzen für bestimm- krautkontrolle in Körnerleguminosen, hö-
te Körnerleguminosen oder für deren Ver- here Erzeugerpreise für Futter- und Speise-
wertungsart sind ein Indiz dafür, dass kon- ware);
ventionelle und ökologische Betriebe auf
verschiedene Weise mit der Thematik Eiweiß- • eine kreative Produktentwicklung für Nah-
pflanzen umgehen. Man muss allerdings be- rungs- und Genussmittel aus Körnerlegu-
rücksichtigen, dass die Demobetriebe nicht minosen; wir brauchen Produkte, die alle
als repräsentativ für konventionellen bzw. Menschen ansprechen, nicht nur Teilgrup-
Verónica Schmidt-Cotta ökologischen Landbau gelten können. Den- pen wie Vegetarier und Veganer;
LTZ Augustenberg noch sind die genannten Einschätzungen
Tel. 0721/ 9518-2019 hilfreich, da die Rentabilität der Eiweißpflan- • intensiveren Wissenstransfer in die Berei-
Veronica.Schmidt-Cotta@ zen wesentlich von der gewählten Kulturart che Verarbeitung und Konsum; Infoveran-
ltz.bwl.de und der Verwertungsrichtung der Ernte ab- staltungen für Gastronomen, Kantinen,
hängt. Mensen und andere Betriebe der Außer-
hausverpflegung.
Wissenstransfer vorrangig Der Anfang ist gemacht. Aber wir brauchen
noch weitere Partner in der Eiweißinitiative,
Die Anbaufläche von Körnerleguminosen um die gesamten Wertschöpfungsketten der
pro Betrieb ist aus Fruchtfolgegründen be- Futter- und Nahrungsmittel von Eiweiß-
grenzt (geringe Selbstverträglichkeit dieser pflanzen weiter zu entwickeln.
Kulturen). Eine weitere Verbreitung kann nur
gelingen, wenn sich mehr Betriebe entschlie-
ßen, mit dem Anbau zu beginnen und wenn
sie möglichst positive Erfahrungen damit ma-
chen. Das Wissen zum Anbau ist mehr und
Dr. Joachim Raupp mehr verloren gegangen, deshalb sind unsere
LTZ Augustenberg Anbauanleitungen ein wichtiges Instrument
Tel. 0721/ 9518-225 für den Wissenstransfer in die Praxis. Sämtli-
joachim.raupp@ltz.bwl.de che Anleitungen liegen als Drucksache für
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