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Schwerpunktthema: Kartoffel
Welche Versuche führen Sie
zur Reduktion des Einsatzes
von Pflanzenschutzmitteln
durch?
Wir gehen beispielsweise der Frage nach, ob
mit dem Einsatz von sogenannten Biologicals
Pflanzenschutzmittel reduziert werden kön-
nen. Dann sind Prognosemodelle für uns ein
großes Thema: Simlep dient der Bekämpfung
von Kartoffelkäfern, Simblight/Simphyt der
Krautfäulebekämpfung im konventionellen
Anbau. Für die Krautfäulebekämpfung im
ökologischen Anbau wurde Öko-Simphyt+
entwickelt. Hier waren wir vor allem bei der
Validierung bundesweit der Pionier. Mit Öko-
Simphyt+ wurde eine Entscheidungshilfe für
den Pflanzenschutz im ökologischen Anbau
geschaffen, die neben dem Spritzstart, den
Spritzabständen und den Aufwandmengen
Bild 1: Feldtag zu Öko-Frühkartoffeln in Forchheim am Kaiserstuhl; auch einen Zeitpunkt zum Abschluss der
Quelle: Jörg Jenrich / LTZ
Kupferapplikationen empfiehlt. Auch in die-
sem Jahr werden wir, wie schon in den letzten
beiden Jahren, die „Zentralstelle der Länder
für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und
Programme im Pflanzenschutz“ (ZEPP) mit chanisch-chemische als auch das mechanisch- Bild 2: Mechanische Krautminde-
weiteren Versuchen zur Validierung einer thermische Verfahren intensiv getestet. rung mit einem Krautschläger;
Testversion zur Krautfäulebekämpfung und Quelle: Hans-Jürgen Meßmer /
LTZ
bei der Entwicklung eines Prognosemodells
zur Alternariabekämpfung unterstützen. Worauf müssen sich konventionell
wirtschaftende Betriebe in den
Im Hinblick auf die in der breiten Öffentlich- kommenden Jahren im
keit zunehmend kritische Beurteilung chemi- Pflanzenschutz einstellen?
scher Pflanzenschutzmaßnahmen bietet sich
an, sich zukünftig wieder intensiver mit me- Das Anwendungsverbot von Monceren G
chanischen Verfahren zur Unkrautbekämp- zur Beizung gegen Rhizoctonia als auch zur
fung auseinanderzusetzen. Die Unkrautflora Schädlingsbekämpfung erfordert bei vielen
ist stark von der Vorkultur und dem Anbau- Betrieben ein komplettes Umdenken. Durch
gebiet geprägt. Deshalb führen wir Versuche die Beizung mit dem nicht mehr zugelassenen
an zwei verschiedenen Standorten durch. Da- Wirkstoff Imidacloprid konnte in der Vege-
bei steht die Frage im Vordergrund, ob die tationsperiode auf Maßnahmen zur Bekämp-
ausschließlich mechanischen Pflegemaßnah- fung des Kartoffelkäfers und der Blattläuse in
men eine Alternative zur chemischen Un- der Regel verzichtet werden. Die Kartoffel-
krautbekämpfung darstellen. Ein weiteres produzenten müssen sich nun wieder intensi-
Ziel der praxisorientierten Untersuchungen ver mit Schadschwellen, Mittelauswahl und
ist es, zwei Geräte zur mechanischen Kartof- vor allem mit dem Behandlungszeitpunkt nä-
felpflege hinsichtlich ihrer Arbeitsweise und her auseinandersetzen. Verstärkte Kontrollen
Auswirkung auf die Unkrautkontrolle zu ver- sind nicht nur auf Kartoffelkäfer, sondern
gleichen. auch auf Kartoffelblattläuse durchzuführen.
Zur Einschätzung des Blattlausfluges können
Die Krautminderung ist durch den Wegfall vor allem die Produzenten von Pflanzkartof-
von Reglone deutlich anspruchsvoller gewor- feln als auch die Konsumkartoffelanbauer
den. Der Wegfall des Wirkstoffs Deiquat be- unseren wöchentlichen Blattlauswarndienst
reitet den Kartoffelerzeugern aus gutem zur Pflanzkartoffelproduktion abrufen. Die
Grund Kopfzerbrechen. Die Krautminde- Monitoringergebnisse von 16 Standorten
rung wird aufwändiger, schwieriger und teu- werden wöchentlich über die Internetseiten
rer. So wurde in den letzten Jahren das me- des LTZ Augustenbrg veröffentlicht.
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