Page 27 - E-paper Landinfo 1_2024
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Schwerpunktthema: Kartoffel
ckenheit zum Zeitpunkt der Applikation ge- Bild 4: Drahtwurmbefall an
schwächt war, war kaum eine Wirkung festzu- der Knolle
stellen.
Ergänzend hierzu wurden in langjähriger Zu-
sammenarbeit mit der LfL Bayern weitere
biologische und chemische Produkte geprüft.
Ungünstige Witterungsbedingungen können
die Wirkung auch bei den chemischen Pro-
dukten verringern. Die Erfahrungen zeigen,
dass die Wirkung sowohl bei biologischen als
auch chemischen Produkten bei günstigen
Bodentemperaturen und höherer Boden-
feuchtigkeit während der ersten Wochen nach
dem Legen am erfolgreichsten war, da die
Drahtwurmlarven in der obersten Boden-
schicht vorhanden waren und damit im zeitli-
chen und räumlichen Wirkungsbereich der
eingesetzten Präparate.
Zur biologischen sowie zur chemischen Be-
kämpfung des Drahtwurms in Kartoffeln
sind regulär Spintor GR (bis 30.04.24) sowie
Ercole und Karate 4 GR (bis 31.03.25) zuge- staltung, Bodenbearbeitung und Pflanzen-
lassen. Eine Notfallzulassung für die Saison schutzmaßnahmen mit chemischen oder bio-
2024 wurde für das biologische Produkt At- logischen Produkten ist dauerhaft zielfüh-
tracap (19.02. bis 17.06.24) und für das che- rend. Durch den langen Lebenszyklus der
mische Produkt Soil Guard 0,5 GR (01.03. bis Drahtwürmer sind die produktionstechni-
28.06.24) erteilt. Insgesamt bestätigt sich schen Maßnahmen über mehrere Jahre über
durch diese Situation, dass die Drahtwurmbe- die gesamte Fruchtfolge des Jahres fortzufüh-
kämpfung sehr schwierig ist. Keine der be- ren, da sich jedes Jahr neue Käfer entwickeln,
kannten Maßnahmen kann für sich allein als die wiederum erneut Eier ablegen. Folgende
ausreichend betrachtet werden. Nur jahrelan- acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen
ges, konsequentes Handeln in Fruchtfolgege- sollten zur Vorbeugung ergriffen werden:
Acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Drahtwürmer
• Weitgestellte Kartoffelfruchtfolge.
• Rotkleegras bereits im 2. Anbaujahr nach dem 1. Schnitt während der Sommermonate mit dem
Grubber mehrmals bearbeiten, bevor die Herbstfurche erfolgt (in Wasserschutzgebieten einschlägige
Vorgaben beachten!).
• Stroh abfahren; Stroh verbessert das Nahrungsangebot für den Drahtwurm.
• Stalldung/Kompost umgehend einarbeiten; die organische Substanz zieht Schnellkäferweibchen auf
der Suche einer Möglichkeit zur Eiablage an.
• Quecken bekämpfen; Quecken ziehen Drahtwürmer an, sie legen dann dort ihre Eier ab.
• In den Sommermonaten mehrfach die Stoppel bearbeiten; dadurch werden die sehr trockenheitsemp-
findlichen Eier und Larven geschädigt oder mechanisch abgetötet. Eine Artenbestimmung des
Drahtwurms könnte für den Erfolg entscheidend sein, damit Flugzeit und Eiablage bestimmt werden
können und somit der korrekte Zeitpunkt der Bodenbearbeitung erfolgen kann.
• Herbstfurche ist der Frühjahrsfurche vorzuziehen; blanker Boden übt einen geringeren Eiablagereiz
aus.
• Richtigen Erntezeitpunkt wählen; während der Vegetation sind die Kartoffeln auf Fraßschäden zu Hans-Jürgen Meßmer
kontrollieren; bei Befall sollte ein früherer Erntetermin angestrebt werden (Schalenfestigkeit beachten; (ehemaliger Leiter der
Krautregulierung anpassen!). LTZ-Außenstelle
• Konsequente Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln. Donaueschingen)
• Konsequente Bekämpfung von Ausfallgetreide. hans-juergen.messmer@
gmx.de
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