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Hans-Jürgen Meßmer


       Möglichkeiten zur

       Begrenzung des

       Drahtwurmbefalls im


       Kartoffelbau



       Drahtwürmer  sind  sowohl  auf  ökologisch  als  auch
       auf konventionell  bewirtschafteten Kartoffelflächen
       weiter auf dem Vormarsch. Bedingt wird diese Ent-
       wicklung auch durch den Klimawandel und der damit
       verbundenen Einwanderung wärmeliebender Arten.


           er prozentuale Anteil an Kartoffeln, die   Was wirkt befallsfördernd?         Bild 1: Zuflug von einem
       Ddurch Drahtwürmer geschädigt wurden,                                             Schnellkäfer, dessen Larven,
       stieg in den letzten Jahren stetig. Starkbefall   Drahtwürmer haben sehr viele Wirtspflan-  die sogenannten Drahtwür-
       kann sogar dazu führen, dass die gesamte ge-  zen. Günstige Bedingungen finden sie haupt-  mer, Fraßschäden an
                                                                                         Kartoffeln verursachen.
       erntete Ware nicht verkauft werden kann. Der   sächlich in Kartoffeln und Mais. Aber auch in
       Kartoffelanbau steht damit auf manchen spe-  Getreide, Gräsern, Rüben, Raps und diversen
       zialisierten Betrieben vor dem Aus. Es ist zu   Zwischenfrüchten kann sich dieser Schädling
       befürchten, dass der Anbau wegen des erhöh-  sehr gut entwickeln. Was gut ist für Boden-
       ten Vermarktungsrisikos insgesamt zurück-  schutz und Bodenleben fördert auch den   Quellenangaben aller Bilder:
       geht. Denn angebohrte Kartoffeln werden   Drahtwurm. Im Kartoffelbau befindet man   Hans-Jürgen Meßmer / LTZ
       von Kundinnen und Kunden beanstandet     sich daher rasch im Spannungsfeld zwischen
       und abgelehnt.                           Humusaufbau und Erosionsschutz auf der
                                                einen  und  Drahtwurmbekämpfung  auf der
                                                anderen Seite. Winterbegrünung sowie ande-
         Biologie und Entwicklung               re humusbildende Maßnahmen, wie beispiels-  Bild 2: Bereits Frühkartoffeln
                                                                                         unter Folie werden massiv
                                                weise Stalldung- und Strohgaben, verbessern   von Drahtwürmern befallen,
       Unter der Bezeichnung „Drahtwurm“ wer-   das  Nahrungsangebot  für den  Drahtwurm,   vor allem bedingt durch die
       den die Larvenstadien unterschiedlicher   fördern den Eiablagereiz und tragen damit   aus den südeuropäischen
       Schnellkäferarten zusammengefasst. Bisher   zur Erhöhung der Populationsdichte bei.   Ländern eingewanderte Art
       waren im Kartoffelanbau hauptsächlich der   Auch der Umbruch von Stilllegungsflächen   Agriotes sordidus. Dieser
                                                                                         weist einen viel kürzeren
       Saatschnellkäfer (Agriotes lineatus) und die bei-  kann bei anschließendem Kartoffelanbau er-  Entwicklungszyklus auf und
       den Humusschnellkäferarten Agriotes obscurus   hebliche Schwierigkeiten bereiten.  ist sehr gefräßig.
       und Agriotes sputator zu finden. Neueste Un-
       tersuchungen ergeben, dass noch eine Viel-
       zahl anderer Schnellkäferarten in unseren
       Böden vorhanden sind. In den vergangenen
       Jahren war ein hohes Aufkommen der aus
       Südeuropa eingewanderter Art Agriotes sordi-
       dus vor allem in wärmeren Lagen Baden-
       Württembergs festzustellen. Erschreckend
       dabei ist, dass dieser Schnellkäfer einen viel
       kürzeren Entwicklungszyklus als die anderen
       aufgeführten Arten aufweist. Dadurch ist die
       Drahtwurmlarve imstande, bereits im ersten
       Jahr die Kartoffeln aber auch andere Kultu-
       ren in kürzester Zeit massiv zu schädigen.


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