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Schwerpunktthema: Kartoffel
In den zurückliegenden 25 Jahren wurden an
der LTZ-Außenstelle Donaueschingen in Zu-
sammenarbeit mit dem Kartoffelberatungs-
dienst Heilbronn intensiv nach Bekämp-
fungsmöglichkeiten gesucht. Ergänzend hier-
zu wurden in den letzten Jahren über länder-
übergreifende Versuche mit Bayern,
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
chemische und biologische Mittel getestet.
Aus den Ergebnissen mehrjähriger Versuche
lässt sich ableiten, dass jahresabhängig stark
schwankende Drahtwurmschäden an Kartof-
feln festzustellen sind.
Was hilft gegen den Drahtwurm?
Abb. 1: Drahtwurmbefallsentwicklung an den Knollen der letzten 12 Jahre
Zur Bekämpfung des Drahtwurms wurde im
Kontrolle durch Bodenfallen Zeitraum 2017-2019 am Versuchsstandort
Geisingen-Aulfingen (Spätkartoffelgebiet)
Nach guter fachlicher Praxis sollten auf jeden über das Attracap-Projekt das biologische
Fall vor jeder Bekämpfung die Anzahl der Produkt Attracap getestet. 2017 und 2018
Drahtwürmer ermittelt werden. Durch Aus- wurden mit Attracap gegen die beiden domi-
legen von Kartoffelscheiben (halbierte Knol- nant auftretenden Arten Agriotes lineatus und
len) in einer Tiefe von 15-20 cm (mind. 10 Agriotes obscurus sehr gute Wirkungsgrade von
Stellen/ha) kann der Befall festgestellt wer- über 60 % erzielt. 2019 konnte jedoch dieser
den. Passender Zeitpunkt hierfür ist entweder Erfolg nicht wiederholt werden. Die Boden-
Bild 3: Bodenfalle - Ausle- der Herbst, bis ca. Ende September, oder das temperaturen waren nach der Pflanzung ca.
gung von Kartoffelhälften mit
zusätzl. Lockstoffköder Frühjahr, ab Anfang April. Ein Auslegen von 5°C geringer als in 2018, was nicht förderlich
(Maismehl) Kartoffelscheiben bei Bodentemperaturen für die Entwicklung des Pilzes ist.
von unter 8°C kann allerdings
zur Fehldiagnose führen, In länderübergreifenden Versuchen wurde
wenn die Drahtwürmer be- u.a. ebenfalls das Produkt Attracap von dem
reits im Herbst in tiefere Bo- DLR Rheinhessen-Hunsrück getestet. In die-
denschichten abgewandert sem Gebiet ist primär die Art Agriotes sordidus
oder im Frühjahr noch nicht vorhanden. Gegenüber dieser Art konnte mit
nach oben gekommen sind. Attracap kaum eine Wirkung (10 Versuche)
Bereits eine gefundene Larve erzielt werden. Die vergleichsweise bessere
kann bei Kartoffeln einen re- Wirkung von Attracap im Spätkartoffelgebiet
levanten wirtschaftlichen lässt sich nur durch das Artenspektrum erklä-
Drahtwurmschaden verursa- ren.
chen. Bei niedriger Boden-
feuchte eignet sich zur Kont- Des Weiteren wurde in den letzten fünf Jah-
rolle besonders gut das Kö- ren das Produkt Soiltonic E getestet. Das
derverfahren mit Kartoffel- Produkt enthält u.a. Terpen-Alkohole und
hälften. Bei hoher wird über das aktive Kraut ca. 4-6 Wochen
Bodenfeuchte dagegen ist vor der Krautregulierung mit 4-5 l/ha ge-
keimendes Getreide (24 h spritzt. Anschließend dampfen die Kartoffel-
vorquellen lassen) in kleinen pflanzen den Alkohol über die Feinwurzeln
Häufchen mit Erde bedeckt aus. Das bewirkt, dass die Drahtwürmer in
auszulegen. Nach ein bis zwei der fraßaktiven Phase abgeschreckt werden.
Wochen empfiehlt es sich, die Unter optimalen Bedingungen (aktives Kraut)
Fallen zu überprüfen und ggf. konnte in Versuchen mit einer Aufwandmen-
erneut Kartoffelhälften oder ge von 5 l/ha ein Wirkungsgrad von max. 34
keimendes Getreide auszule- % erzielt werden (Streuung 8-34 %). Sobald
gen. das Kraut aber durch Krankheiten oder Tro-
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