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Und das kombiniert mit schöner
Optik und gutem Geschmack…
Im Speisesektor hat man die Konsumentin-
nen und Konsumenten längst an eine Kartof-
fel gewöhnt, die Dank flacher Augenlage und
feiner, glatter und heller Schale optisch an-
sprechend ist. Da jedoch diese Schale die
Knolle entsprechend weniger schützt, geht
dies mit nicht zu unterschätzenden, höheren
Ansprüchen an Bestandsführung und Hand-
habung solcher Sorten einher.
Noch viel mehr Augenmerk sollte auf den
Geschmack der Speisekartoffeln gelegt wer-
den. Auch hier bestehen markante Unter-
schiede im Sortenspektrum und in der Di-
rektvermarktung ist man sich bewusst, dass
eine wohlschmeckende Sorte Käuferinnen
und Käufer bindet. Daher ist diese langfristig
wirtschaftlicher, als geschmacklich entbehrli-
chere Sorten mit oftmals noch etwas höherer
Ertragsleistung. Angesichts des rückläufigen
Frischkartoffelkonsums in Deutschland soll-
te dieser Gedanke auch bei der Sortenwahl
für den Lebensmitteleinzelhandel stärker be-
rücksichtigt werden.
Bild 6: Die Bioland Kartoffelsortenschau zeigt weit über 100 Neuheiten in Form
gewaschener Muster. Die Präsentation kann auch bequem vom Sitzplatz aus als
Fazit Powerpoint-Präsentation an der Wand mitverfolgt werden; Quelle: Christian
Landzettel
Im Kartoffelbau wird der immense Einfluss sprechend breites und vielfältiges Sorten-
der Sorte auf den Produktionserfolg oftmals spektrum gefragt.
noch immer dramatisch unterschätzt. Insbe-
sondere ist eine Kombination von Stresstole- Zurecht werden alte Sorten als besonderes
ranz und Blattgesundheit zunehmend be- Kulturgut gepflegt und geschützt und vor al-
deutsam. Neben dieser generellen Richtung lem in der Direktvermarktung vielfach ange-
geben uns jedoch nach wie vor Standort, Be- boten. Doch hierbei gilt es nach wie vor an-
trieb, Witterung und Vermarktungsziel ver- bauwürdige Sorten von solchen zu unterschei-
schiedene Ansprüche an die Wahl eines be- den, die den heutigen klimatischen Bedingun-
triebsindividuell optimal geeigneten Charak- gen leider nicht mehr gewachsen sind. Und
ters vor. Insbesondere die klimatischen Un- genau hier wird der unschätzbare Wert der
terschiede, wie sie innerhalb Baden- modernen Kartoffelzüchtung deutlich, die an
Württembergs z. B. zwischen den kühlen La- die neuen Bedingungen angepasste Sorten in
gen der Zollernalb und dem trockenen mindestens genauso hoher ernährungsphysio-
Kraichgau oder der Rheinebene und Ober- logischer Qualität anbietet und dabei schon
schwaben zu sehen sind, geben standortindi- heute eine Reihe weiterer Anforderungen für
viduelle Schwerpunkte vor. Hier ist ein ent- die Sorten von morgen im Blick hat.
Hinweise zum Autor:
In Zusammenarbeit mit einer Reihe engagierter Bioland-Mitgliedsbetriebe in Bayern und Baden-Württem-
berg und den mitteleuropäischen Kartoffelzüchtern prüft Bioland-Kartoffelbauberater Christian Landzettel Christian Landzettel
jedes Jahr über 100 Sortenneuheiten im Rahmen eigens organisierter Demo-Streifenversuche. Das Ziel die- Bioland Erzeugerring
ses Engagements besteht in erster Linie darin, für den ökologischen Anbau geeignete Sorten möglichst Bayern e.V.
frühzeitig kennenzulernen. Landwirtschaftliche Betriebe sollen zügig vom Zuchtfortschritt profitieren und Tel.: 0151 / 10 82 03 86
Züchter bei der Einführung vielversprechender Sorten unterstützt werden. Seit Jahren besteht ein intensiver christian.landzettel@
Austausch mit den Verantwortlichen im Bereich der Landessortenversuche.
bioland.de
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