Page 20 - E-paper Landinfo 1_2024
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Schwerpunktthema: Kartoffel





                                   kann. Diese gilt es daher durch Pflanzen-  Charakter zunächst für die Produktion von
                                   schutzmaßnahmen rein zum Resistenzschutz   Früh- und Anschlussware. Doch auch inner-
                                   abzufangen. Im Bio-Anbau werden daher z. B.   halb späterer Reifegruppen werden Sorten
                                   Minimal-Kupfermengen in R-Gen-Sorten     mit eher trägerer oder eben früherer Knol-
                                   eingesetzt, sobald anfällige Sorten in der Um-  lenertragsbildung unterschieden. Gegenüber
                                   gebung Befall zeigen. Sollten resistente Sorten   extremer Frühsommerwitterung oder der
                                   selbst Befall zeigen, sind zudem Maßnahmen   Krautfäule beschreiben zügig entwickelte
                                   wie die Bereinigung von Infektionsherden,   Sorten eine Art indirekte Resistenz: Viele mit-
                                   Krautminderung, Nachbauvermeidung etc.   telfrühe Sorten sind unter normalen Bedin-
                                   zu prüfen. In der modernen Zuchtarbeit setzt   gungen Anfang September erntereif. Wird
                                   man u. a. auf die Kombination mehrerer R-  das Wachstum schon Anfang August durch
                                   Gene, welche sich gegenseitig schützen - eine   Hitze oder Krautfäule beendet, werden bei
                                   züchterische Meisterleistung!            Sorten, die bereits im Juli die wesentliche Er-
                                                                            tragsbildung vollzogen haben, entsprechend
                                   Feldresistente wie R-Gen-resistente Sorten   sicherere Erträge eingefahren als bei Sorten,
                                   tragen in allen Anbausystemen zur Reduktion   die dies erst im August umsetzen.
                                   des Pflanzenschutzaufwandes bei. Damit nä-
                                   hert sich der Kupferaufwand im biologischen   Fast alle Züchter werben unter anderem mit
                                   Anbau nochmals weiter an die Menge an, die   sogenannten low-input-Sorten. Wie der Na-
                                   im Laufe der Fruchtfolge ohnehin als Nähr-  me schon sagt, bieten diese Sorten ein hohes
                                   stoff benötigt und entzogen wird. Um diese   Ertragspotenzial auch bei geringerem Input
                                   Entwicklung aktiv zu befördern und die   an Nährstoffen. Ist dies quasi auf alle Nähr-
                                   Züchtung entsprechender Sorten zu würdi-  stoffe übertragbar, geht es doch insbesondere
                                   gen, ist in den Richtlinien des Bioland-Ver-  um den Stickstoffbedarf. Sorten, die mit um
                                   bandes für Betriebe mit mehr als zwei Hektar   20 - 30 % geringerem Stickstoff-Gesamtange-
                                   Kartoffeln der Anbau von überdurchschnitt-  bot denselben Ertrag bilden können wie der
                                   lich krautfäulestabilen Sorten auf mindestens   Durchschnitt der Sorten, markieren eine be-
                                   10 % der Kartoffelfläche verpflichtend vor-  merkenswerte Weiterentwicklung.
                                   geschrieben.
                                                                            Die Keimruhe und somit die Lagerfähigkeit
                                                                            einer Sorte ist ein weiterer Aspekt, der insbe-
                                     Von starker Frühentwicklung über       sondere bei mittelfrühen und späteren Sorten
                                     Nährstoffeffizienz bis zur             immer bedeutsamer wird. Oftmals ausgepräg-
                                     Langzeitlagerfähigkeit                 ter Hitzestress schon zum Zeitpunkt der Ab-
                                                                            reife sowie eine nur langsame Abkühlung im
                                   Je früher eine Sorte marktfähige Knollenkali-  Herbst und immer mildere Winter fordern
                                   ber  entwickelt,  desto  geeigneter  ist  dieser   eine deutlich höhere Gewichtung einer stabi-
                                                                            len Keimruhe.























         Bild 4: Christian Landzettel bei einer Feldführung durch einen   Bild 5:  Im Krautfäulesommer 2021 blieben nur sehr hoch
         Sortendemoversuch; Quelle: Christian Landzettel        widerstandsfähige Sorten stehen. Eindruck aus einem Versuch der
                                                                bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft; Quelle: Christian
                                                                Landzettel


                                                                                                  Landinfo 1 | 2024
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