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Schwerpunktthema: Kartoffel
kann. Diese gilt es daher durch Pflanzen- Charakter zunächst für die Produktion von
schutzmaßnahmen rein zum Resistenzschutz Früh- und Anschlussware. Doch auch inner-
abzufangen. Im Bio-Anbau werden daher z. B. halb späterer Reifegruppen werden Sorten
Minimal-Kupfermengen in R-Gen-Sorten mit eher trägerer oder eben früherer Knol-
eingesetzt, sobald anfällige Sorten in der Um- lenertragsbildung unterschieden. Gegenüber
gebung Befall zeigen. Sollten resistente Sorten extremer Frühsommerwitterung oder der
selbst Befall zeigen, sind zudem Maßnahmen Krautfäule beschreiben zügig entwickelte
wie die Bereinigung von Infektionsherden, Sorten eine Art indirekte Resistenz: Viele mit-
Krautminderung, Nachbauvermeidung etc. telfrühe Sorten sind unter normalen Bedin-
zu prüfen. In der modernen Zuchtarbeit setzt gungen Anfang September erntereif. Wird
man u. a. auf die Kombination mehrerer R- das Wachstum schon Anfang August durch
Gene, welche sich gegenseitig schützen - eine Hitze oder Krautfäule beendet, werden bei
züchterische Meisterleistung! Sorten, die bereits im Juli die wesentliche Er-
tragsbildung vollzogen haben, entsprechend
Feldresistente wie R-Gen-resistente Sorten sicherere Erträge eingefahren als bei Sorten,
tragen in allen Anbausystemen zur Reduktion die dies erst im August umsetzen.
des Pflanzenschutzaufwandes bei. Damit nä-
hert sich der Kupferaufwand im biologischen Fast alle Züchter werben unter anderem mit
Anbau nochmals weiter an die Menge an, die sogenannten low-input-Sorten. Wie der Na-
im Laufe der Fruchtfolge ohnehin als Nähr- me schon sagt, bieten diese Sorten ein hohes
stoff benötigt und entzogen wird. Um diese Ertragspotenzial auch bei geringerem Input
Entwicklung aktiv zu befördern und die an Nährstoffen. Ist dies quasi auf alle Nähr-
Züchtung entsprechender Sorten zu würdi- stoffe übertragbar, geht es doch insbesondere
gen, ist in den Richtlinien des Bioland-Ver- um den Stickstoffbedarf. Sorten, die mit um
bandes für Betriebe mit mehr als zwei Hektar 20 - 30 % geringerem Stickstoff-Gesamtange-
Kartoffeln der Anbau von überdurchschnitt- bot denselben Ertrag bilden können wie der
lich krautfäulestabilen Sorten auf mindestens Durchschnitt der Sorten, markieren eine be-
10 % der Kartoffelfläche verpflichtend vor- merkenswerte Weiterentwicklung.
geschrieben.
Die Keimruhe und somit die Lagerfähigkeit
einer Sorte ist ein weiterer Aspekt, der insbe-
Von starker Frühentwicklung über sondere bei mittelfrühen und späteren Sorten
Nährstoffeffizienz bis zur immer bedeutsamer wird. Oftmals ausgepräg-
Langzeitlagerfähigkeit ter Hitzestress schon zum Zeitpunkt der Ab-
reife sowie eine nur langsame Abkühlung im
Je früher eine Sorte marktfähige Knollenkali- Herbst und immer mildere Winter fordern
ber entwickelt, desto geeigneter ist dieser eine deutlich höhere Gewichtung einer stabi-
len Keimruhe.
Bild 4: Christian Landzettel bei einer Feldführung durch einen Bild 5: Im Krautfäulesommer 2021 blieben nur sehr hoch
Sortendemoversuch; Quelle: Christian Landzettel widerstandsfähige Sorten stehen. Eindruck aus einem Versuch der
bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft; Quelle: Christian
Landzettel
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