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Schwerpunktthema: Kartoffel





       wuchs) aus: Einige Knollen schließen das   muss gleichermaßen auf eine Widerstandsfä-
       Wachstum ab und entwickeln eine Bereit-  higkeit an Kraut und Knolle (Kraut- und
       schaft zum Wiederaustrieb. Bei wieder wachs-  Knollenfäule!) Wert gelegt werden. Innerhalb
       tumsgünstigeren  Bedingungen  wachsen  sie   des verfügbaren Sortimentes lässt sich bzgl.
       nicht normal weiter, sondern bilden direkt   der Blattbefallsstabilität eine recht gute Ein-
       oder an kurzen Stolonen angewachsene, neue   teilung vornehmen, wenn man mit bekann-
       Knollen (Puppigkeit, Kettenwuchs). Zwie-  ten, mittelmäßig widerstandsfähigen Sorten
       wuchs gefährdet die Optik, die Lagerfähigkeit   wie einer Agria vergleicht. Während markant
       und im schlimmsten Falle die generelle Ver-  schwächere Charaktere für den ökologischen
       wertbarkeit einer Partie. In nahezu allen Regi-  Anbau auf den meisten Standorten ungeeig-
       onen Baden-Württembergs ist die Anfällig-  net sind, finden sich viele sogenannte feldre-
       keit einer Sorte für Zwiewuchs ein in den   sistente Sorten. Bei stärkeren Epidemien wer-
       letzten Jahren zunehmend bedeutender As-  den sie eines Tages zwar Befall zeigen, er tritt
       pekt geworden und verdrängt manche ältere   jedoch sichtlich später auf als bei mittelmäßig
       Sorte von den Anbauplänen. Erfreulicherwei-  stabilen Sorten. In Kombination mit einer gu-
       se finden sich auf den Angebotslisten der   ten Widerstandsfähigkeit in der Knolle bieten
       Züchter zunehmend Sorten, die neben einer   feldresistente Sorten daher im Hinblick auf
       Trockentoleranz mit einer beeindruckenden   Ertrag und Qualität eine signifikante Absi-
       Zwiewuchsfestigkeit aufwarten können.    cherung gegenüber der Krautfäule.

                                                Vor allem in den letzten Jahren bieten die
         Widerstandsfähigkeit als effektivste   Züchter vermehrt auch Sorten an, die tatsäch-
         Form der Krautfäulebekämpfung          lich mehr oder weniger „resistent“ sind bis hin
                                                zum Nullbefall. In den meisten Fällen handelt
       Neben Starkregenereignissen, die mit zeitwei-  es sich um hochwirksame Resistenzen, die auf
       ser Überflutung und Erosionsrisiken heraus-  klassischem Züchtungsweg (keine Gentech-
       fordern können, gibt es immer wieder auch   nik!) aus Kartoffelwildarten in moderne
       Phasen anhaltender Nässe wie beispielsweise   Zuchtlinien überführt wurden. Trotz der ho-
       im Sommer 2021 oder im Frühjahr 2023. Von   hen Effektivität beruhen diese Effekte - an-
       den vielen Herausforderungen nasser Wetter-   ders als die der meisten Feldresistenzen - auf
       und Bodenverhältnisse sei an dieser Stelle die   der Wirkung einzelner, sogenannter R-Gene.
       geforderte Stabilität gegenüber der weltweit   Insbesondere wenn nur ein oder zwei solcher
       bedeutendsten Kartoffelkrankheit, der    R-Gene eine Resistenz vermitteln, gilt es zu
       Krautfäule erwähnt. Hier gilt es festzuhalten:   berücksichtigen, dass sie schnell gebrochen
       Die Widerstandsfähigkeit einer Sorte ist die   werden könnte. Dies wird möglich, wenn auf
       effektivste und nachhaltigste Form der Kraut-  benachbart stehenden, anfälligen Sorten eine
       fäulebekämpfung! Zunächst betrachtet man   Krautfäulespore entsteht, die den Resistenz-
       die  Reaktion  des  Krautapparates,  doch  es   mechanismus umgehen und sich vermehren

























       Bild 2: Schwacher, offener Bestand mit extremem Hitze- und   Bild 3: Sehr unterschiedliche Widerstandsfähigkeit gegenüber der
       Trockenstress; Quelle: Christian Landzettel           Krautfäule in einem Sortendemoversuch im nassen Sommer 2021;
                                                             Quelle: Christian Landzettel


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