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Pflanzen- und Tierproduktion





       rin mittels Mikroskop Eier und Mikrofilarien   kaum Auswirkungen auf die Verbreitung der
       nachweist. Adulte Würmer kann man theore-  Infektion haben.
       tisch bei der Schlachtung in den Hautknoten
       finden, jedoch ist dies nicht immer möglich.
       Die adulten Parasiten stellen sich als weißlich-  Problematik
       graue Würmer dar mit einer Länge von 30
       (männliche), bzw. 65 mm (weibliche Wür-  Der wirtschaftliche Schaden durch die Infek-
       mer).                                    tion mit P. bovicola ist durch die Kosten für
                                                Behandlungen und Schäden am Schlachtkör-
       Seit wenigen Jahren ist es möglich, die Infek-  per bedingt. Im Bereich der Hautknoten ist
       tion mit molekularbiologischen Methoden,   die Unterhaut sulzig verändert und nimmt
       nämlich der Polymerasekettenreaktion (PCR),   eine gelblich bis grünliche Farbe an. In schwe-
       im Wundsekret und in Hautbiopsien nach-  ren Fällen kann die Muskulatur unter dem
       weisen. Dies gelang auch in einer kürzlich   Hautknoten mitbetroffen sein, so dass die
       veröffentlichten Studie aus Österreich [2]. Im   Bereiche großzügig entfernt werden müssen.
       überwiegenden Anteil der Proben von Wund-
       sekret, welches aus typischen Hautknoten ge-  Die klinischen Symptome werden meist, au-
       wonnen wurde, konnte P. bovicola nachge-  ßer wenn Sie gehäuft auftreten, nicht als Pro-
       wiesen werden. Somit konnte bestätigt wer-  blem erkannt, da die blutenden Stellen am
       den, dass die Parasitose in den Bundesländern   lebenden Tier mit Verletzungen verwechselt
       Oberösterreich, Niederösterreich, Steier-  werden und ihnen keine Bedeutung beige-
       mark, Salzburg, und Tirol vorkam. Die DNA   messen wird. Auch die Läsionen am Schlacht-
       aus den positiven Proben wurde sequenziert   körper können mit Blessuren verwechselt
       und weiter analysiert. Dabei zeigte sich, dass   werden, die sich die Tiere beim Transport
       vier verschiedene Genotypen im Probenma-  oder der Schlachtung zugezogen haben. In
       terial vertreten waren. Bei vier Tieren wurde   der österreichischen Studie gaben die Land-
       sogar mehr als ein Genotyp nachgewiesen.   wirte und Landwirtinnen an, dass Sie bei den
       Bei Genotyp ist die genetische Zusammen-  Tieren keinen negativen Auswirkungen der
       setzung eines Organismus im Hinblick auf   Infektion auf die Produktivität der Tiere, z.B.
       ein bestimmtes Merkmal gemeint; Unter-   die Milchleistung, feststellen konnten.
       schiedliche Genotypen deuten auf weit ent-
       fernte Verwandtschaftsverhältnisse hin. Dies   Die Länge der Präpatenzzeit von 7 bis 10 Mo-
       lässt die Schlussfolgerung zu, dass die in Ös-  naten stellt ein zusätzliches Problem dar. So
       terreich auftretenden Infektionen nicht von   kommt es zum Teil zum Verkauf und Kauf
       einer Quelle herrühren und sich von dort aus-  von infizierten Tieren, die erst nach langen
       gebreitet haben, sondern dass die Parafilario-  Monaten Symptome zeigen und somit zur
       se über mindestens vier verschiedene Routen   weiteren Ausbreitung der Erkrankung. Ohne
       ins Land gelangt ist.                    diese Tierbewegungen kann man mit einer
                                                Ausbreitung der Parafilarien von ca. 50 km
                                                pro Jahr rechnen.
         Therapie
                                                Es ist auch möglich, dass es bedingt durch
       Zur Bekämpfung der Erkrankung ist die    den Klimawandel zu starken Schwankungen
       Kontrolle der Fliegenpopulation unerlässlich.   bei der Häufigkeit des Auftretens der Symp-
       Außerdem lassen sich die Blutungen durch   tome kommt. Dies war in Österreich der Fall,
       die Verwendung von Antiparasitika deutlich   wo sich die Symptome im letzten Jahr stark
       verringern. Jedoch sind nicht alle Larvensta-  häuften und somit plötzlich von Landwirten
       dien für die Medikamente empfänglich. Da-  und Tierärzten als ungewöhnlich wahrge-
       her überleben sie und es treten in der Regel   nommen wurden.
       nach wenigen Wochen erneut Blutungen auf.
       Viele der Tiere, bei denen in der Studie aus   Aufgrund der oben beschriebenen Problema-
       Österreich Parafilarien als Ursache der Haut-  tik und der Verbreitung des Überträgers der
       blutungen nachgewiesen wurden, wurden auf   Infektion, der Stallfliege, ist davon auszuge-  Dr. Alexandra Hund
       Betrieben gehalten, wo die Tiere regelmäßig   hen, dass es zu einer weiteren Ausbreitung   LAZBW Aulendorf
       mit Antiparasitika behandelt und Fliegenbe-  der Erkrankung kommt.               Tel.: 07525 / 942 – 510
       kämpfung durchgeführt wurde. Somit liegt                                          alexandra.hund@lazbw.
       die Vermutung nahe, dass diese Maßnahmen   Literatur                              bwl.de



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