Page 48 - Landinfo 5_2021 Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell
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Pflanzen- und Tierproduktion
Auswertung und Entwicklung eines neuen nomischen Werten solcher Merkmale. Für
Mütterlichkeitsindexes für die „Sau der Zu- Verhaltensmerkmale gibt es keinen direkten
kunft“ entwickelt und auf Umsetzbarkeit ge- monetären Gegenwert und es ist unklar, wie
prüft. sich die Umgänglichkeit einer Sau nach der
Geburt oder ihr Abliegeverhalten in einem
monetären Mehrwert für den Tierhalter nie-
Weiterentwicklung der genomischen derschlagen. Trotzdem bleibt die Gewichtung
Zuchtwertschätzung solcher Merkmale ein ganz entscheidender
Baustein bei der Entwicklung zukunftswei-
Ziel ist es, die im Projekt festgelegten Merk- sender Zuchtprogramme.
male der Mütterlichkeit und der Wurfqualität
zukünftig in die reguläre Leistungsprüfung Mit Hilfe einer Zuchtplanungssoftware be-
mit einfließen zu lassen. Für eine nachhaltige schäftigt sich das Projekt-Team mit mögli-
Entwicklung der Schweinezucht – besonders chen Weiterentwicklungen der genannten
unter den sich in Zukunft massiv ändernden Zuchtprogramme und deren Auswirkungen
Rahmenbedingungen – ist eine Einbindung auf den Zuchtfortschritt. Mit diesen Pro-
dieser Merkmale in die Leistungsprüfung und grammen können Fragestellungen, wie die
Zuchtwertschätzung unerlässlich. Das Zucht- des Einflusses der genomischen Selektion
wertschätz-Team des Landes Baden-Würt- oder unterschiedlicher Leistungsinformatio-
temberg widmet sich dieser Aufgabe und nen u.v.m. beispielsweise auf den Zuchtfort-
wird die Umstellung der Zuchtwertschätzung schritt, die Kosten oder der Praxisrelevanz,
beim Schwein auf die neuesten wissenschaft- untersucht werden. Diese Analysen sollen die
lich fundierten Verfahren vorantreiben. Zur- Weiterentwicklung der Zuchtprogramme un-
zeit werden das hierfür zugrundeliegende terstützen, möglichen Zuchtfortschritt kalku-
Modell sowie die Datengüte und -struktur lieren und die zu erwartenden Kosten ab-
überprüft und angepasst. Die Umstellung der schätzen für den Fall, dass Verhaltens- und
bisherigen Verfahren auf neuere Ansätze und Wurfqualitätsmerkmale in die Selektionsent-
deren Einsatz für neue Merkmalskomplexe scheidung integriert werden.
www.mepl.landwirtschaft- ist eine vielschichtige und komplexe Aufgabe.
bw.de Zu Beginn der Analysen wurde mit einer
"Europäischer Zuchtplanungssoftware das aktuelle Zucht-
Landwirtschaftsfonds für Zuchtplanung & Zuchtprogramme programm von German Genetic/SZV der
die Entwicklung des beiden Mutterrassen modelliert. In einem
ländlichen Raums: Hier Ein weiteres Teilziel des EIP-Projektes ist die weiteren Schritt werden die „neuen“ Merk-
investiert Europa in die Weiterentwicklung der Zuchtprogramme der male (Verhaltens- und Wurfqualitätsmerkma-
ländlichen Gebiete" genannten Mutterrassen um die Verhaltens- le) in das Zuchtprogramm integriert. Durch
und Wurfqualitätsmerkmale. die Integration von Merkmalen in den Ge-
samtzuchtwert verändern sich auch die zu
Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der erwartenden Zuchtfortschritte korrelierter
Integration der Verhaltensmerkmale in die Merkmale. Diese Auswirkung der Erweite-
Zuchtprogramme und deren Berücksichti- rung des bestehenden Zuchtprogrammes
gung in einem Gesamtzuchtwert, unabhängig und weitere Einflussfaktoren werden im Ver-
von den sehr schwierig zu bewertenden öko- lauf des Projektes noch genauer untersucht.
Hintergrund
Was steckt hinter der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität
und Nachhaltigkeit“ – EIP-Agri? In der Fördermaßnahme EIP-Agri, unterstützt durch das MLR Ba-
den-Württemberg, stehen innovative Projekte mit praxisrelevanten Fragestellungen im Mittel-
Johanna Großklos- punkt. Dabei arbeiten die landwirtschaftliche Praxis, Zucht, Wissenschaft, Beratung und weitere
Bumbalo Beteiligte vernetzt in einem solchen Innovationsprozess zusammen. Dadurch sollen die Produkti-
Bildungs- und vität und die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft im Hinblick auf eine verbesserte Nachhaltig-
Wissenszentrum Boxberg keit gestärkt werden. Zusätzlich unterstützt wird das Projekt „ZSH2V“ aus dem europäischen
Johanna.Grossklos- Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
Bumbalo@lgl.bwl.de
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