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Gartenbau und Sonderkulturen
Legt man die Bewässerungsdaten der beiden Satz 1 Satz 2
Anbausysteme zu Grunde, lässt sich daraus
der Wasserbedarf pro Pflanze bzw. pro kg Boden NFT Boden NFT
Frischmasse in den beiden Sätzen ableiten.
Während in der Bodenkultur der Wasserbe- Kulturdauer, d 75 72 77 63
darf pro kg Frischmasse zwischen etwa 49,4
und 52,2 Litern lag, war im NFT-System le-
diglich ein Wasserverbrauch von 12,5-14,2 mf Ertrag, g/Pfl. 242 275 267 333
Liter pro kg Frischmasse zu verzeichnen (Tab.
2). Bei einem mittleren Salatgewicht von 280 Wasserbedarf L/Pfl. 12,64 3,45 13,2 4,73
g ergibt sich daraus ein durchschnittlicher
Wasserverbrauch von 14,2 Liter pro Pflanze
in der Bodenkultur und 3,7 Liter pro Pflanze Wasserbedarf, L/kgFM 52,2 12,5 49,4 14,2
in NFT. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass
bis zu 76 % Wasser im hydroponischen An- Anteil Wasser an FM, % 94,9 94,7 94,8 95,1
bau gegenüber der ökologischen Kultivierung
im Boden mit Tropfbewässerung eingespart Anteil Wasser in mf Ertrag
werden kann (Abb. 5). an Bewässerungswasser, % 1,8 7,6 1,9 6,7
Natürlich darf bei einem solchen Systemver- Tab. 2: Kulturdauer, Ertrag, Wasserbedarf und -anteil von ökologischen und hydroponischen
gleich der Blick nicht nur auf das Wasser ge- roten Kopfsalaten, im Frühjahr 2021 an der LVG Heidelberg; Quelle: LVG.
richtet sein. In NFT werden bisher fast aus-
schließlich mineralische Dünger verwendet,
in der Bodenkultur organische. Im Sinne der
Nachhaltigkeit ist der Einsatz der minerali- ell auf undichte Stellen im System bzw. Rest-
schen Düngemittel entsprechend kritisch zu bodenfeuchte zurückzuführen (Tab. 2).
bewerten. Der Salat in NFT wird bei höheren
Temperaturen kultiviert, wodurch sich eine Letztlich muss, um den Problemen des Kli-
Verkürzung der Kulturzeit ergibt, aber auch mawandels und der zunehmenden Ressour-
ein erhöhter Energiebedarf. Dieser liegt im cenknappheit zu begegnen, in beiden Syste-
konkreten Beispiel rechnerisch um 33 - 37 % men weiter an einer Optimierung gearbeitet
höher als bei der Bodenkultur. werden. Nicht zuletzt, damit den aktuellen
Herausforderungen der Landwirtschaft und
des Gartenbau Rechnung getragen werden
Bewertung der Systeme kann.
Dr. Thorsten Bornwaßer
Zusammenfassend ergeben sich im Bereich Gerade im ökologischen Anbau muss die LVG Heidelberg
der Wassereinsparung klare Vorteile für das Wassernutzung effizienter gestaltet werden. Tel.: 06221 / 7484 - 18
hydroponische System. Betrachtet man den Durch Mulchauflagen kann hier eventuell thorsten.bornwasser@
übrigen Ressourceninput, müssen jedoch ei- Wasser weiter eingespart und die Evaporation lvg.bw.de
nige Abstriche gegenüber der ökologischen vermindert werden. Jedoch rücken in diesem
Bodenkultur gemacht werden. Dies kann je- Zusammenhang andere Fragestellung in den
doch über höhere Erträge zum Teil relativiert Vordergrund, denen sich die LVG Heidelberg
werden. aktuell im Rahmen des Arbeitskreises ‚Mul-
chen‘ widmet. Ebenso sind mit Blick auf die
Hinsichtlich der Wassereffizienz muss festge- Wasserverfügbarkeit trockenheitstolerante
stellt werden, dass in beiden Anbausystemen Sorten ein Thema, welches an der LVG Hei-
die Evapotranspiration eine nicht zu unter- delberg im Frühjahr 2022 bearbeitet wird.
schätzende Rolle für Wasserverluste spielt.
Lediglich 1,8-1,9 % des gegossenen Wassers Im Bereich der Hydroponik kann im Sinne
kommen in den im Boden kultivierten Salat- der Nachhaltigkeit den Problemen der Res-
köpfen an, in der hydroponischen Kultur sourcenknappheit z.B. durch Substitution der
(NFT) sind es 6,7-7,6 %. Das übrige Bewäs- mineralischen mit organischen Düngern be- Sabine Reinisch
serungswasser steht zu großen Teilen (ca. 90- gegnet werden. Im kommenden Winter LVG Heidelberg
95%) durch Evapotranspiration nicht zur 2021/2022 wird daher an der LVG Heidel- Tel.: 06221 / 7484 - 39
Verfügung. Die übrigen Verluste sind eventu- berg in diesem Kontext die organische Dün- sabine.reinisch@lvg.bwl.
gung im NFT-System geprüft. de
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