Page 50 - Landinfo 5_2021 Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell
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Pflanzen- und Tierproduktion
Bild 3: Einflussfaktoren auf die
Bienengesundheit; Bildquelle: JKI,
Jens Pistorius
Bild 2: Streifenmahd auf Potentiale inner- und außerstädtischer Flä- on oft emotional, häufig auch sehr pauschal
Streuobstwiesen verlängert das chen auszuschöpfen (Bild 2). und habe nicht selten wenig mit der tatsächli-
Nahrungsangebot für Insekten; chen landwirtschaftlichen Realität zu tun. Da-
Bildquelle: Nadine Herbrand
Thomas Kustermann, Fachberater für Imke- durch würden in der Diskussion oft falsche
rei am RP Stuttgart, gab einen Rückblick auf Schwerpunkte gesetzt und pauschale Ängste
das Bienenjahr 2020, welches von ihm als ein vor Pflanzenschutz geschürt, aber auch Pro-
insgesamt durchaus positives Jahr für Imke- bleme kleingeredet, statt sich mit konkreten
rinnen und Imker in Baden-Württemberg Risiken und nachweislichen Fakten auseinan-
wahrgenommen wurde. Sehr nachteilig und derzusetzen (Bild 3).
belastend seien hingegen die Auswirkungen
der Corona-Pandemie auf die Vereinsarbeit Seiner Meinung nach sei es wichtig, die Risi-
und die Nachwuchsausbildung. Nahezu alle ken konkreter Anwendungen ideologisch
Präsenzveranstaltungen mussten abgesagt wertfrei und differenziert zu betrachten und
werden. In manchen Vereinen würden Schu- nicht pauschal Wirkstoffgruppen zu erlauben
lungen per Livestream durchgeführt – das oder zu verbieten. Ebenso sei es äußerst
notwendige Wissen, das Equipment und die wichtig, dass die Förderung von Bienen auf
Die Veranstaltung
technischen Voraussetzungen seien aber sehr breite gesellschaftliche Unterstützung
wurde auch in diesem
nicht überall vorhanden. treffe, insbesondere durch die Landwirt-
Jahr durch die schaft, aber auch durch alle Flächennutzerin-
Fachbeiträge der nen und Flächennutzer in der Stadt und auf
Referenten, die „Bienenschutz und Pflanzenschutz – dem Land.
ein Widerspruch?“
spannenden Ergebnis-
se einer Umfrageteil- In seinem Vortrag „Bienenschutz und Pflan- Lösungsansätze zur Bewältigung der
nahme sowie durch die zenschutz – ein Widerspruch?“ stellte Dr. Varroa-Problematik
rege Diskussion der Jens Pistorius, Leiter des Instituts für Bienen-
schutz am Julius Kühn-Institut in Braun- Mit dem Statement „Varroa ist immer noch
Zuhörerinnen und
schweig, zunächst das Institut und dessen das größte Problem der Imkerei.“ eröffnete
Zuhörer bereichert.
vielseitige Aufgaben rund um den Bienen- Dr. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesan-
Dafür nochmals ein schutz vor. Dazu gehören zum einen die für stalt für Bienenkunde an der Universität Ho-
herzlicher Dank. Auch Imker kostenlose Untersuchung bei Verdacht henheim, seinen Vortrag und erläuterte ver-
im kommenden Jahr auf Bienenvergiftungen und zum anderen die schiedene Lösungsansätze. Zum einen gebe
Forschung zum Bienenschutz. Jedes Jahr es Bemühungen Honigbienen auf Varroare-
wird der Weissacher
würden beim Institut zahlreiche Proben zu sistenz zu selektieren und zu züchten. Große
Imkertag als Online- den etwa 120-150 jährlich gemeldeten Schad- Hoffnung würde in das Hygieneverhalten der
Veranstaltung durchge- fällen mit Verdacht auf Vergiftung durch Bienen gesetzt. Mit dem Begriff „Varroa Sen-
führt werden. Pflanzenschutzmittel eingehen. Im Bereich sitiv Hygiene“ werde das aktive Vorgehen der
Pflanzen- und Bienenschutz sei die Diskussi- Bienen gegen die Varroamilben in der Brut
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