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Pflanzen- und Tierproduktion
Johanna Großklos-Bumbalo
EIP Projekt für mütterliche Sauen
„ZSH2V“
Die öffentliche Diskussion um die Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung der Zukunft nimmt in
der Gesellschaft immer mehr an Fahrt auf. Tierschutzrechtliche Vorgaben, wie zum Beispiel das Verbot
von Kastenständen in 8 Jahren, führen zu einer weitgehenden Umstrukturierung der Haltungsumwelt
der Tiere. Die Umstellung auf die Gruppenhaltung im Deckzentrum und im Wartestall bzw. das freie
Abferkeln in Bewegungsbuchten bedarf umgänglicher und mütterlicher Sauen. Doch wie sehen Müt-
terlichkeit und Umgänglichkeit aus und wie lässt sich das messen? Hier ist zunehmend auch die Tier-
zucht mit ihren Instrumenten der Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung gefragt. Im EIP-Agri-Pro-
jekt (Europäische Innovationspartnerschaft) „Züchtungskonzept für bedrohte heimische Schweinerassen
für tiergerechte Haltungsformen zur Verminderung von Verlusten und Förderung der Vitalität“ (kurz
ZSH2V) werden bei den Mutterrassen Deutsche Landrasse und Deutsches Edelschwein die züchteri-
schen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung geprüft und deren Umsetzung in Zuchtbetrieben erprobt.
Ziel des EIP-Projektes ist es, Selektionskriterien für die neu zu definierenden Merkmale zu entwickeln.
Das Team aus der Landesanstalt für Schwei- schaft und Praxis fördern und begleiten. Eine
Abb. 1: Eine Sau der Rasse
Large-White auf Stroh im nezucht (LSZ Boxberg), German Genetic, solche Zusammenarbeit aus Praxis und Wis-
Wartestall der alternativen Universität Hohenheim und dem Zuchtwert- senschaft ist für die Weiterentwicklung einer
Haltung der Landesanstalt für
Schweinezucht; Bildquelle: LSZ schätz-Team des Landes Baden-Württem- zukunftsfähigen Landwirtschaft wegweisend.
1
Boxberg berg , entwickelt zusammen mit vier Praxis-
betrieben diese Selektionsmerkmale für die Das Projekt konzentriert sich sowohl auf
„Sau der Zukunft“. Das Leitungsgremium, mütterliche Merkmale, wie Umgänglichkeit,
die sogenannte operationelle Gruppe (OPG), Geburtsverhalten und Abliegeverhalten, als
soll den Wissenstransfer zwischen Wissen- auch auf Wurfqualitätsmerkmale, wie Ge-
burtsgewicht und Wurfhomogenität. Die Da-
tenerhebung zu diesen Merkmalen findet in
1 Das Zuchtwertschätz-Team ist eine Koope- den vier Praxisbetrieben, die Mitgliedsbetrie-
ration zwischen dem Landesamt für Geoin- be von German Genetic/Schweinezuchtver-
formation und Landentwicklung (LGL) in band Baden-Württemberg (SZV) sind sowie
Kornwestheim und der LSZ Boxberg an der LSZ Boxberg statt. Die Wurfqualitäts-
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