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Hauswirtschaft und Ernährung





       Daniela Schweikhart


       Wie essen wir in der

       Zukunft?



       Auf der einen Seite haben 820 Millio-
       nen Menschen täglich nicht genug zu
       essen, auf der anderen Seite essen viel
       zu viele Menschen zu reichlich und zu
       ungesund.      Die    Weltbevölkerung
       wächst.  Im  Jahr  2050  werden  wir  10
       Mrd.  Menschen  sein.  Die  planetaren
       Grenzen  der  Lebensmittelerzeugung
       sind bestimmt durch die Faktoren Was-
       ser, Boden, biologische Vielfalt, Kima,
       Stickstoff  und  Phosphor.  Innerhalb
       dessen  muss  die  landwirtschaftliche                                                                         Bild: Martina Ehrentreich
       Erzeugung  die  Lebensmittel  hervor-
       bringen, die zur Ernährung der Weltbe-
       völkerung benötigt werden.




         Wie soll die Erzeugung und Vertei-     ist der Anteil von 53 Prozent beim Metha-
         lung von gesunden Lebensmitteln für    nausstoß. Dieser geht jedoch nicht nur auf
         alle Menschen aussehen?                die vielbeschimpften Rinder zurück. Auch
                                                der Nassreisanbau trägt mit drei Prozent dazu
       Darüber haben sich in der EAT-Lancet-    bei. Denn die an den Wurzeln befindlichen
       Kommission 37 weltweit führende Experten   Bakterien der im Wasser stehenden Reispflan-
       und Expertinnen der Fachbereiche Medizin,   zen erzeugen eine beträchtliche Menge an
       Ernährung, Landwirtschaft, Klima, Nachhal-  Methan. In weiten Teilen Asiens ist Reis das
       tigkeit, Wirtschaft und Politik aus 16 Ländern   Grundnahrungsmittel, für das Erntejahr
       Gedanken gemacht. Heraus kam 2019 das    2021/22 wird eine Erntemenge von 509,87
       Konzept zur Ernährung der Zukunft, die   Mio t Reis prognostiziert.
       „planetary health diet“, eine „Gesundheits-
       Ernährung für den Planeten Erde“. Der Kern   Ein weiterer großer Punkt ist die Halbierung
       ist: Es muss eine radikale globale Ernäh-  der vermeidbaren Lebensmittelverschwen-
       rungswende für eine nachhaltige und umwelt-  dung. Das gilt sowohl für die landwirtschaft-
       verträgliche Erzeugung innerhalb der globa-  liche Erzeugung als auch für die Lagerung
       len Grenzen geben. Und die erzeugten Le-  und Zubereitung. In Großhaushalten wie
       bensmittel müssen gerechter verteilt werden.   Kantinen, Mensen in Schulen oder auch in
       Diese Wende soll zu den Globalen Nachhal-  Senioreneirichtungen schlägt sich diese als
       tigskeitszielen  (sustainable development   Kosten nieder. Privathaushalte tragen mit
       goals, SDG) beitragen und damit auch zur   überlagerten Lebensmitteln oder zu reichlich
       Erreichung der Ziele des Pariser Klimaab-  gekochten Speisen zur Lebensmittelver-
       kommens.                                 schwendung bei. Auch die Reduktion von
                                                Verpackungsmaterialien, insbesondere von
       Mit rund sechs Prozent trägt der Agrarsektor   Plastik leistet einen wesentlicheren Beitrag zu
       weniger zur Entstehung von CO  bei. Größer   einem klimafreundlichen Essen.
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       Landinfo 1/2022                                                                                       61
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