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Bio-Musterregionen
Aufbau regionaler Bio-Wertschöpfungsketten (WSK) arbeiten (ÖMR Mühldorfer Land, ÖMR
Neumarkt i.d. Oberpfalz, ÖMR Steinwald-Allianz, ÖMR Nürnberg, Nürnberger Land, Roth und ÖMR
Waginger See – Rupertiwinkel). Ein Projekt braucht immer jemanden, der es mitanschieben möch-
te. Allein das Projektmanagement kann nichts bewegen. Fehlt es an diesen engagierten unter-
nehmerischen Menschen, hat ein Projekt keinen Erfolg.
Darüber hinaus haben wir gelernt, dass der Rückhalt in den Kommunen von besonderer Be-
deutung ist. In ÖMR, in denen z. B. die Bürgermeister und Landräte überzeugt hinter den
Zielen der ÖMR stehen, gelingt die Umsetzung von Projekten für den Aufbau regionaler Bio-
WSK viel leichter als in Regionen, in denen dieser Rückhalt fehlt. In elf bayerischen ÖMR und
im Bezirk Niederbayern mit nun sechs ÖMR gibt es mittlerweile kommunale Beschlüsse für
den Einsatz von regionalen Bio-Produkten in den kommunalen Einrichtungen (Stand: Früh-
jahr 2023). Dies sind maßgebliche Treiber für Fortschritte in den ÖMR.“
2.
Neben der Förderung des Projektmanagements gibt es in den bayerischen ÖMR weitere
Säulen der Förderung – welche sind dies und was bewirken diese?
„Seit 2022 gibt es in den bayerischen ÖMR eine Förderung für Öko-Kleinprojekte. Über den
sogenannten „Verfügungsrahmen“ können Projekte gefördert werden, die regionale Bio-WSK
stärken, sowie das Bewusstsein für den Ökolandbau und die Verfügbarkeit regionaler Bio-Le-
bensmittel verbessern. Dabei können Kleinprojekte mit einem Umfang von max. 20.000 € Net-
tokosten mit bis zu 50 % gefördert werden. Betriebe und Privatpersonen in den ÖMR werden
seit 2022 jährlich aufgerufen, Projektanträge einzureichen. Ein Gremium, paritätisch besetzt mit
Vertreterinnen und Vertretern aus der Bio-Erzeugung, der Bio-Verarbeitung sowie kommunalen
Vertretern aus der Region, entscheidet auf der Grundlage von Auswahlkriterien, ob eingereichte
Anträge förderwürdig sind. Diese neue Förderung schließt Lücken in regionalen Bio-WSK. Bei-
spielsweise wurden für einen Bio-Betrieb in der Oberpfalz, der eigenen Dinkel und Eier selbst
zu Nudeln verarbeitet, eine Getreidereinigungsanlage und eine leistungsfähige Nudelmaschine
finanziert. Hiermit wird die WSK Bio-Getreide in dieser Region gestärkt und das Ziel verfolgt,
auch anderen Betrieben die Getreidereinigung und Nudelherstellung anzubieten.
Ein weiterer Vorteil ist die Vernetzung und die neuen Kontakte, die durch die Förderung mit
dem Projektmanagement zustande kommen. Zudem bringt es mehr Akzeptanz für das Projekt
ÖMR in den Regionen.
Eine weitere Förderung ist die sogenannte „Säule 2“ für außergewöhnliche Projekte (Förder-
quote 50 %, max. 50.000 € pro Jahr). Hier können besonders große Projekte personelle Un-
terstützung auf Zeit erhalten. Dies entlastet das ÖMR-Management und gibt die Chance,
einzelne Themenfelder vertieft zu bearbeiten. So gibt es beispielsweise Förderung für Bil-
dungsangebote oder eigene Ansprechpersonen für die Außer-Haus-Verpflegung.“
3.
Sehen Sie Potenzial in der grenzüberschreitenden Vernetzung und Zusammenarbeit
zwischen benachbarten ÖMR in Bayern und Bio-Musterregionen (BMR) in Baden-
Württemberg?
„In jedem Fall liegt in der grenzüberschreitenden Vernetzung und Zusammenarbeit benach-
barter ÖMR in Bayern und BMR in Baden-Württemberg großes Potenzial. Ländergrenzen von
einem Bundesland zum anderen sollten den Aufbau regionaler Bio-WSK nicht behindern.
Regionale Lieferstrukturen gehen oftmals über Ländergrenzen hinweg. Die geographischen
und strukturellen Gemeinsamkeiten bergen viel Potential für Austausch gemeinsamer Proble-
me sowie Ideen für Lösungen. Um den Ausbau des Öko-Landbaus voranzubringen, sollten
wir die ÖMR bundesweit vernetzen. Hier wird aktuell die bundesweite Vernetzung von Bio-
Verbindet wiederbelebt.“
Landinfo
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