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Reduktionsstrategie von Pflanzenschutzmitteln
schutz, zum ökologischen Anbau und zur Für jeden einzelnen Betrieb wird ein individu-
Biodiversität gemeinsam mit den Betriebslei- elles Betriebskonzept erarbeitet. Durch die
terinnen und Betriebsleitern verständlich sehr vielfältigen Strukturen der Einzelbetrie-
transportiert und ein konstruktiver Dialog be legen die Betriebsleiter zusammen mit der
auch in der Öffentlichkeit angestoßen wer- Pflanzenbauberatung Schwerpunkte fest und
den. So soll insgesamt auch das Verständnis führen außerdem betriebsübergreifende Ver-
für einen optimierten integrierten Pflanzen- suche durch.
schutz geschaffen werden, an dessen Spitze
nach Ausschöpfung aller praxistauglicher al- In der Startphase werden im Ackerbau unter
ternativer Verfahren weiterhin chemische anderem folgende Versuchsansätze erprobt:
Maßnahmen stehen können. Darüber hinaus
sind Synergien unter den Netzwerken mittels • Mechanische Unkrautregulierung durch
gemeinsamer Veranstaltungen nutzbar. Netz- Striegeln und Hacken unter Berücksichti-
werkübergreifend profitieren ökologisch und gung des Erosionsschutzes, teilweise un-
integriert wirtschaftende Praktiker vom ge- terstützt durch digitale Sensortechnik, um
genseitigen Austausch. Viele Maßnahmen aus den Herbizideinsatz zu reduzieren,
dem ökologischen Anbau können in den in- • Minimierung des Einsatzes von Herbizi-
tegrierten Anbau übertragen werden. den durch Bandanwendungen in Reihen-
kulturen wie Mais,
Im Folgenden werden einige Beispiele aus • Anpassung der Fruchtfolge, Implementie-
dem Versuchsprogramm in den Demobetrie- rung einer vielfältigen resilienten Frucht-
ben beschrieben. folge mit Leguminosen, gezielter Anbau
von Zwischenfrüchten, Untersaaten und
Gemengen,
Individuelle Betriebskonzepte tragen • Einsparung von Fungiziden durch unter
zur Reduktion im Ackerbau bei anderem Anbau resistenter Sorten und Re-
duktion von Aufwandmengen – unter Be-
Um einen repräsentativen Querschnitt zu er- rücksichtigung der Qualitätsanforderun-
halten, wurden bei der Betriebsauswahl die gen des Ernteprodukts (z. B. Mykotoxine
jeweils größten Ackerbauregionen ebenso durch Fusariumbefall im Getreide),
wie die Boden-Klima-Räume im Land be- • Einsparung von Insektiziden durch konse-
rücksichtigt. Die Demobetriebe haben unter- quentes Monitoring, unterstützt durch di-
schiedliche Betriebsschwerpunkte vom rei- gitale Methoden, sowie mit Hilfe von Sor-
nen Marktfruchtbetrieb über gezielte Verede- tengemengen (z. B. im Raps), Abb. 4: Ein Striegeleinsatz im
lung bis hin zum Gemischtbetrieb mit Vieh- • Integrierte Produktion: unter anderem ge- Getreide spart den Einsatz von
Herbiziden; Quelle: Andreas
haltung. zielter Einsatz aller mechanischen Maß- Willhauck, LTZ
Grundlage für die Reduktion bilden die gute
fachliche Praxis sowie die Grundsätze des in-
tegrierten Pflanzenschutzes im Ackerbau.
Diese beinhalten Maßnahmen wie den Ein-
satz von mechanischen Unkrautbekämp-
fungsmaßnahmen (Abb. 4), die Optimierung
der Fruchtfolge, die Risikoanalyse mittels
Prognosesystemen, die Anpassung der direk-
ten Applikationsverfahren, die Nutzung von
je nach Betrachtung weniger umweltrelevan-
ten Pflanzenschutzmitteln des ökologischen
Landbaus oder der Anbau von krankheitsre-
sistenten Sorten. Daneben spielt die Schaf-
fung einer insektenfreundlichen Kulturland-
schaft durch Förderung der Biodiversität eine
zentrale Rolle. Zur Bewertung der Maßnah-
men werden neben dem Reduktionspotential
auch die betriebswirtschaftlichen Auswirkun-
gen betrachtet.
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